Bereits am vergangenen Freitag hat das Bundeskanzleramt nach dem Tod von Queen Elizabeth II. die österreichische Fahne auf halbmast gesetzt. Warum eigentlich?

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Sicher, Queen Elizabeth II. war auch in Österreich für die Mehrheit die einzige britische Monarchin, die sie bewusst erlebt haben. Und natürlich ist die am vergangenen Donnerstag mit 95 Jahren verstorbene Königin eine Jahrhundertpersönlichkeit – sie war an der Macht, als das Empire sich auflöste (inklusive letzter imperialistischer Zuckungen wie der Suezkrise), sie war an der Macht, als das Vereinigte Königreich nach Europa kam, und sie war noch immer an der Macht, als es die Union wieder verließ.

Nur: Warum bitte genau sollen in öffentlichen Gebäuden in Österreich die Fahnen auf halbmast gesetzt werden, wenn das Staatsoberhaupt eines Drittstaates begraben wird? Noch dazu, da es sich bei der Verstorbenen um eine "von Gottes Gnaden" eingesetzte, aber nicht demokratisch legitimierte Herrscherin handelt?

Andere Möglichkeiten

Natürlich ist der Toten die letzte Ehre zu erweisen – Bundespräsident Alexander Van der Bellen wird ja am Montag auch am Begräbnis teilnehmen, es steht jedem und jeder frei, sich in der britischen Botschaft in ein Kondolenzbuch einzutragen oder das vom Sofa aus via Internet zu erledigen.

Aber warum das Bundeskanzleramt die Notwendigkeit eines landesweiten Zeichens der Trauer sieht, bleibt schleierhaft. Die Queen war genau einmal in Österreich, und das ist 53 Jahre her. Gut, Großbritannien und Nordirland sind unter den zehn wichtigsten Exportmärkten Österreichs, und auch über Reisende von dort freut sich die heimische Hotellerie, mit der Familie Windsor hat das aber nur bedingt zu tun.

Kann es sein, dass Teile der ÖVP die Absetzung der Habsburger vor über 100 Jahren noch immer nicht ganz verwunden haben? Im austrofaschistischen Ständestaat gab es durchaus Überlegungen für eine Habsburger-Restauration, um die verhasste Republik zu einer kurzen Episode werden zu lassen. Das ist wohl zu weit hergeholt, aber die Frage nach der Bedeutung des staatlichen Flaggensignals muss gestellt werden. (Michael Möseneder, 14.9.2022)