Es gibt zahlreiches Konfliktpotenzial zwischen den Generationen.

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Aller Anfang kann ganz schön schwer sein – das wissen Junge, egal ob privilegiert oder nicht, wenn sie sich in die Jobwelt einfädeln wollen. Da können sehr viele Vorurteile, Stereotype und auch Menschen im Weg stehen, die einen einfach nicht rein- und ranlassen.

Aber: Auch alles Aufhören kann schwer sein. Nach 30, 40 Jahren Arbeitsleben, nach einer Karriere, auf deren Weg viel Verzicht, viel Engagement, viele Kränkungen und viele Niederlagen und Siege liegen, kann es ganz schön schwer sein aufzuhören. Ja, das betrifft die Boomer und die Frühen der Generation X. Eben die, denen von jungen Generationen gerne gesagt wird, sie würden die Schuld tragen am Zustand der Gesellschaft, am übermäßigen Ressourcenverbrauch des Planeten.

Das sind diejenigen, die wiederum Umfragen und "Studien" in Auftrag geben und dann abnicken, in denen Jungen vorgeworfen wird, sie könnten sich nicht mehr begeistern, seien nur an einer freizeitorientierten Spaßhaltung interessiert – nebst dem Erben. Sonst geht sich so eine Lebenseinstellung ja nicht aus.

Wir sind sowieso zu spät zur Party gekommen, was ihr euch erwirtschaftet und genommen habt, ist für uns gar nicht mehr da – so lautet der Konter.

Kommen wir so miteinander weiter? Sicher nicht.

Generationenkonflikt

Die in Generationen eingestaffelte Gesellschaft liegt in tiefem Zwist miteinander. Pensionistenvertreter verlangen 8,5 Prozent Pensionserhöhung, Junge können sich keinen Wohnraum leisten. An diesem (Extrem)beispiel lässt sich dieser Streit gut ansehen.

Tatsächlich schauen wir alle dabei schlecht aus. Auch die vielen Menschen, die in diese Schemata der Generationen gar nicht passen – Ältere etwa, die den Wertekanon der Jungen teilen, Junge etwa, die wenig mit Umweltschutz und Ressourcenschonung am Hut haben, sondern einfach viel Kohle wollen. Notwendigen (radikalen) Wandel an Generationengrenzen festzumachen ist eine der schlechtesten Ideen für unsere Zukunft.

Wenn wir uns alle, egal welchen Alters, egal welcher "Generation", nicht ganz schleunig entgiften, mental detoxen, dann werden wir die vielen Kurven, vor denen wir stehen, nicht kratzen. Dafür müssen wir einander gut aussehen lassen. Was das heißt? Abrücken von den Pauschalverurteilungen. Abrücken von den Pauschalbewertungen. Abrücken davon, das Alte gegen das Neue zu stellen, und mit beidem zu einer Synergie finden. Einander Platz lassen und einander Platz machen. Da sind natürlich die Alten mehr gefordert als die Jungen, sie haben ja die Plätze. (Karin Bauer, 2.10.2022)