Nach dem Boom der vergangenen fünf bis zehn Jahre befindet sich die Wohnbaukonjunktur nun klar im Abschwung.

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Der Neubauboom der vergangenen Jahre geht zu Ende – das zeigen nun auch die aktuellsten Zahlen zu Baubewilligungen und Wohnbauförder-Zusicherungen, die vom Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW) im Auftrag des Fachverbands der Stein- und keramischen Industrie in der WKO erhoben und am Mittwoch veröffentlicht wurden. Sie beziehen sich auf das Jahr 2021, zeigen aber auch hier schon einen deutlichen Abwärtstrend.

Heuer rund 62.000 Baubewilligungen

2020 wurden bundesweit noch 78.000 Wohneinheiten baubewilligt, 2021 waren es nur noch 73.000. Für das Jahr 2022 wird nur mehr mit 62.000 Baubewilligungen gerechnet – das ist vom historischen Höchstwert von 85.000 Einheiten im Jahr 2019 weit entfernt.

Die Ausgaben der Wohnbauförderung sinken demgegenüber ohnehin schon seit vielen Jahren. 2021 ging es um sechs Prozent auf 1,91 Milliarden Euro bergab, laut IIBW-Chef Wolfgang Amann das tiefste Niveau seit 30 Jahren und nur noch circa 0,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. In den 1990er-Jahren lag der Wert noch bei 1,3 Prozent.

Quasi naturgemäß gehen damit auch die Zahlen der Förderzusicherungen zurück. Österreichweit wurden im letzten Jahr nur noch 18.400 Wohneinheiten gefördert, davon 14.700 im mehrgeschoßigen Wohnbau und 3.700 Eigenheime.

Geförderte Eigenheime nur noch bei 15 Prozent

Bei Letzteren sank der sogenannte Förderungsdurchsatz – das Verhältnis von baubewilligten zu geförderten Bauten – auf unter 15 Prozent, wie Amann errechnete. In Kärnten, der Steiermark, Wien und dem Burgenland sank er sogar auf unter zehn Prozent. "Die Eigenheimförderung hat in fast allen Bundesländern massiv an Bedeutung verloren", betont Amann. Nur in Oberösterreich werden jährlich noch mehr als tausend Eigenheime gefördert, in allen anderen Bundesländern sind es wenige hundert Einheiten oder noch weniger. Im großvolumigen Bereich lag der Durchsatz im letzten Jahr bei 36 Prozent.

"Erstmal seit vielen Jahren gab es im vergangenen Jahr sowohl bei den Baubewilligungen als auch bei den ausgeschütteten Fördermitteln und den geförderten Wohneinheiten gleichzeitig massive Rückgänge", strich Robert Schmid, Obmann des Fachverbands der Stein- und keramischen Industrie, hervor. "Die steigenden Baukosten aufgrund zunehmender Energiepreise und neugeordneter Lieferketten trugen dazu bei, dass immer seltener Fixpreisangebote abgegeben werden konnten. Diese Variabilität dämpfte natürlich die Nachfrage."

Mehr Geld für Sanierungen

Mehr Wohnbauförderung wurde im Vorjahr aber für Sanierungsprojekte bereitgestellt, nämlich etwas mehr als 510 Millionen Euro (ein Plus von rund zehn Prozent). Die Zahl der gefördert sanierten Wohneinheiten stieg sogar um 20 Prozent auf 72.000, dabei handelte es sich um 45.000 Geschoßwohnungen und 27.000 Eigenheime. "Positiv entwickeln sich hier die Sanierungs- und Förderungsschienen des Bundes, die auf klimaschonenderes Heizen abzielen", betonte Amann.

Gemeinnützige fordern mehr Wohnbaufördermittel

Die gemeinnützigen Bauträger warnen schon seit vielen Jahren vor der sukzessiven Ausdünnung der Wohnbaufördermittel. Auf einem Symposium des "Vereins für Wohnbauförderung", des Vereins SP-naher Gemeinnütziger, vergangene Woche in Krems wurden einmal mehr gefordert, die Mittel für den sozialen Wohnbau wieder "schrittweise" auf ein Prozent des BIP anzuheben. Die 0,4 Prozent bzw. eben nur noch knapp zwei Milliarden Euro seien "zu wenig angesichts der steigenden Bau- und Energiepreise", sagte Vwbf-Obmann Michael Gehbauer, Geschäftsführer der gemeinnützigen WBV-GPA.

Von den 1990er-Jahren bis 2014 habe es stets zwischen 2,4 und drei Milliarden Euro gegeben, betonte auch Gesiba-Chef Klaus Baringer, Obmann des Verbandes gemeinnütziger Bauvereinigungen. Er plädierte für eine Anhebung um jährlich 0,1 Prozent vom BIP, um dann in fünf Jahren wieder zumindest bei einem Prozent des BIP zu liegen. "Das wäre nach heutiger Preisbasis eine Anhebung um ca. 400 Millionen Euro pro Jahr auf ca. vier Milliarden Euro im Jahr 2027." Weil die Kompetenzen für die Wohnbauförderung bei den Bundesländern liegen, müssten dafür aber die Länder im Wege des Finanzausgleichs mit mehr Mittel ausgestattet werden, sagte Baringer, der sich auch für die Wiedereinführung der Zweckbindung der Wohnbauförderung aussprach. (red, 12.10.2022)