Halleluja, wir haben es geschafft, die Bundespräsidentenwahl ist überstanden und geht nicht in die Verlängerung. Das Wahlergebnis war im Großen und Ganzen vorhersehbar, nur eine Frage blieb bis zuletzt spannend: Wer gewinnt das Duell Kronen Zeitung gegen Österreich? Dass Tassilo Wallentin gegenüber Gerald Grosz schließlich die Nase vorn hatte, lag auch am Fleiß der Krone, die ihren Beitrag in hausbewährter Kampagnen-Tradition vor allem auf ihrer Leserbriefseite leistete. 27 positive und nur drei negative Erwähnungen von Wallentin hat der Medienwatchblog Kobuk seit Mitte August gezählt. Bei Van der Bellen kamen auf vier positive 30 negative "Lesermeinungen", die anderen Kandidaten wurden mehr oder weniger ignoriert. Der uralte, einst von Hans Dichand erfundene Schmäh, die eigene Agenda als "Stimme des Volkes" zu camouflieren, ging auch diesmal wieder hinein. Wallentins Erfolg in den Bundesländern korreliert eins zu eins mit dem jeweiligen Verbreitungsgrad der Kronen Zeitung.

Die Bundespräsidentschaftskandidaten Michael Brunner (MFG), Heinrich Staudinger, Gerald Grosz, Dominik Wlazny (Bierpartei), Tassilo Wallentin, Walter Rosenkranz (FPÖ) und Alexander Van der Bellen.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Da konnte Wolfgang Fellner vielerorts mangels messbarer Verbreitung nicht mithalten. Seinem Kandidaten Gerald "Zipfl eine, Zipfl auße" Grosz bleibt der Trost, mit Wallentin nicht nur die Demütigungserfahrung einer Niederlage gegen Marco Pogo zu teilen, sondern auch jene der Vorführung durch Armin Wolf.

Im ZiB 2-Interview hatte dieser mehrere Unwahrheiten in Wallentins Kronen Zeitung-Kolumnen nachgewiesen. In Missachtung ihres Werbeslogans "Glauben Sie es erst, wenn es in der Krone steht" hat die Zeitung diese Richtigstellungen aber ihren Lesern verschwiegen. Ein Fake-News-Eingeständnis wäre auch ähnlich überraschend gewesen wie ein Bedauern der Oktoberfest-Veranstalter über zu viel Bierausschank.

Verschleierungsmaßnahmen

Gerald Grosz wiederum musste sich von Wolf einen (vor Jahren auch in dieser Kolumne geschilderten) Sachverhalt vorhalten lassen, bei dem es um eine trotz des Einsatzes von Scheinrechnungen und diverser Verschleierungsmaßnahmen aufgeflogene 60.000-Euro-Spende von Novomatic an Grosz und seine damalige Partei geht. Der Zipfl-Kinetiker bezeichnete die milde Gabe daraufhin als "Druckkostenbeitrag" – eine Formulierung ganz im Geiste seines medialen Arbeitgebers, der Fellner’schen Shopping-Plattform für Informationen aller Art. Über die berichtete das Recherche-Magazin Dossier nämlich unlängst Folgendes: "E-Mails, die bei einer Novomatic-Razzia sichergestellt wurden, legen den Verdacht nahe, dass redaktionelle Berichte in Österreich vorab mit Novomatic-Verantwortlichen abgesprochen worden sein könnten."

In der Praxis hätte das so ausgesehen: Wolfgang Fellners Bruder Helmuth (laut den Schmid-Chats in der Inseratenkorruptionsaffäre gilt: "Helmuth für die Kohle, Wolfgang für den Content") schickte ein Mail an den Novomatic-Boss, in dem er "Zwei Novomatic-Artikel vorab für Herrn Prof. Graf" sendete. An den beiden Texten – ein Novomatic-Huldigungsartikel sowie ein mit Unwahrheiten gespickter Denunziationsversuch gegen einen Novomatic-Belastungszeugen – dürfte Graf nichts auszusetzen gehabt haben, sie wurden praktisch unverändert gedruckt.

Ob es dazu auch eine Form von Druckkostenbeitrag gegeben hat, wird hoffentlich noch geklärt. (Florian Scheuba, 12.10.2022)