Das Liebesleben von prominenten Frauen wird stets mit Argusaugen beobachtet. Werden sie 30 oder 35, wird es noch mal ärger, und die Neugier wird um eine weitere intime Komponente erweitert: Ist ihr Begleiter vielleicht der künftige Vater ihres Kindes? Von dieser Privatsphäre führt damit direkt eine Schneise zu Spekulationen darüber, was sich in ihrer Gebärmutter tut – oder besser: tun sollte.

Über Jennifer Anistons Mama-Ambitionen wird seit vielen Jahren ausführlich gemutmaßt.
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Ein Paradebeispiel dafür ist die US-Schauspielerin Jennifer Aniston. Seit vielen Jahren wird ausführlich gemutmaßt, was mit ihr los ist. 35 – und noch immer kein Kind? 40 – und keine Schwangerschaft, kein Partner ist Sicht? Was ist da los? Jetzt sprach Jennifer Aniston selbst darüber. Ja, sie wollte ein Kind. Nein, es habe nicht funktioniert, und ja, das bedauere sie, sagte sie einem Lifestylemagazin. In dem präsentiert sie auch ihren durchtrainierten Körper, inklusive viel Retusche. Das wird ihr auch gleich negativ ausgelegt. Doch warum eigentlich?

Es scheint, nur weil sie offen über den Druck spricht, dass sich Frauen ständig zu ihren Mama-Ambitionen äußern müssen, darf sie einem anderen Druck nicht nachgeben. Nämlich dem, sexy zu sein. Warum werfen wir das Einzelnen vor und kritisieren nicht stattdessen das misogyne Mindset, das Frauen offensichtlich noch immer auf ihre Körper reduziert? Ein Mindset, das Frauen Mutterschaft als die Rolle schlechthin in ihrem Leben zuschreibt – und begehrenswert zu bleiben.

Dieser Druck ist beileibe nicht nur das Problem von Promi-Frauen. Die allermeisten heterosexuellen Frauen kennen das: Ab einem bestimmten Alter erscheint es Menschen absolut angebracht nachzufragen, wie es denn mit den Plänen für den Nachwuchs stehe. Gut geht diese Frage nur für die aus, die genau das tun, was von ihnen erwartet wird. Schwanger werden – und bitte auch noch im richtigen Alter. Frauen, die sich kein Leben mit Kindern vorstellen können, oder Frauen, deren Körper nicht "funktioniert", also nicht schwanger werden, werden kritisch beäugt. Erstere, weil ein Kinderwunsch Frauen noch immer pauschal zugeschrieben wird; Letztere, weil sie vielleicht zu lange gewartet oder nicht den richtigen Mann zur richtigen Zeit gehabt hätten, wie es dann oft heißt.

Es sind intime und für viele manchmal sehr schmerzhafte Fragen. Trotzdem werden Antworten noch immer eingefordert, um sie dann oft ungeniert zu bewerten. Überflüssig zu betonen, dass Männer mit diesen Grenzüberschreitungen kaum konfrontiert sind. (Beate Hausbichler, 11.11.2022)