Donald Trump will es also noch einmal wissen: Er machte seine Ankündigung wahr und gab in der Nacht zum Mittwoch bekannt, bei der US-Präsidentschaftswahl 2024 erneut für die Republikaner ins Rennen gehen zu wollen. Zum bereits dritten Mal nach 2016, als er gewann, und nach 2020, als er abgewählt wurde – was er und seine teils fanatische Anhängerschaft bis heute nicht akzeptieren wollen.

Das Fan-T-Shirt von 2020 soll's auch für 2024 tun: Anhänger von Donald Trump freuen sich über seine Wiederkandidatur.
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Seine Ankündigung kommt nur eine Woche nach den Midterm- und Gouverneurswahlen in den USA, bei denen die Republikaner – anders als erwartet – keinen Erdrutschsieg einfahren konnten. Wäre es so gekommen, wäre der Grand Old Party, wie die republikanische Partei sich gerne selbst nennt, nichts anderes übriggeblieben, als den "Trump-Express" zu besteigen und mit dem Lokführer mitzufahren.

Doch das vergleichsweise magere Zwischenergebnis hat den Konservativen in den USA viel zu denken gegeben. Nicht wenige kommen zu dem Schluss, dass Trumps disruptiver Populismus passé sein sollte; eine Neuauflage wäre für die Partei und die Nation eher Gefahr als Chance. Daher kam es auch nicht zur großspurig versprochenen "roten Welle" (die Parteifarbe der Grand Old Party): Die Zwischenwahlen waren eher ein hellrotes Plätschern.

Wer gedacht hatte, auch Trump würde die gleichen Schlüsse ziehen und sich nun zurückziehen, nachdem es nicht nur bei den Wählerinnen und Wählern, sondern auch in der eigenen Partei deutliche Distanzierungssignale gibt, der oder die hat sich geirrt: Nichts reizt das selbsternannte "Genie" (Copyright: Donald Trump) mehr als ein ultimativer Rachefeldzug gegen jene, die ihm seiner Ansicht nach den Wahlsieg 2020 gestohlen haben; nichts beflügelt ihn mehr, als Widerstände zu überwinden und die Aussicht, als Sieger gekürt zu werden.

Doch die Republikaner haben sich das nicht verdient, schrieb das Editorial-Board der "New York Times" nur Minuten nach Trumps Comeback-Botschaft – und es hat recht: Was der Ex-Präsident macht, das ist nicht das Bestreben, Gutes für eine Nation zu bewirken, sondern ganz simpel der Versuch, eine ganze Partei in Geiselhaft zu nehmen.

Trumpf für Trump?

Parteiinterne Widersacher wie Ron DeSantis, der siegreiche Gouverneur von Florida, oder Mitch McConnell, Kongress-Urgestein und Minderheitsführer im Senat, haben längst und offen genug von Trump. Bevor diese Haltung Schule macht, zieht Trump also die Reißleine – und vielleicht hat er damit sogar Erfolg: Denn viele Republikaner mögen sich schon von ihm abgewendet haben – nicht aber die eingeschworene Wählerschaft im ruralen, wirtschaftlich abgehängten Teil der USA.

Es handelt sich um Männer und Frauen, die jahrzehntelang einfach nicht zur Wahl gingen, weil es aus ihrer Sicht ohnehin zwecklos war. Diese Gruppe brachte Trump 2016 erstmals an die Wahlurnen – und sie werden nicht mehr gehen, solange Trump noch politisch aktiv ist. Die Grand Old Party weiß: Ohne diese Wählerinnen und Wähler wird man keine Wahl mehr gewinnen. Und es wird sie wohl nur im Paket mit Trump selbst geben, sie werden nicht von jetzt auf gleich jemand anderem folgen, der oder die "ihren" Präsidenten parteiintern verdrängt hat.

Vielleicht besteigen also doch alle den "Trump-Express" – und zwar schon bald. Ob es Gutes für die USA bedeutet, ist aber fraglich. (Gianluca Wallisch, 16.11.2022)