Ein Wohnungsinserat sorgte vor wenigen Tagen auf Twitter für Aufsehen. Geboten wurde eine "Wohnmöglichkeit in Wien 1" – und zwar "für Dame/Mädchen bei seriösem Senior". Das klang für viele in sozialen Netzwerken wenig vertrauenerweckend, aber ist so ein Inserat überhaupt erlaubt?

Der "seriöse Senior" selbst hat beim Anruf des STANDARD diesbezüglich keine Bedenken. Er erzählt, dass die Miete seiner Altbauwohnung im ersten Bezirk demnächst steigt, "darum hab ich mir gedacht, ich mach ein Experiment". Eine Mitbewohnerin sollte sich an der Miete für die Wohnung in bester Lage im ersten Bezirk beteiligten.

Keine Diskriminierung

Auf sein Inserat hätten sich bisher zwei Personen telefonisch gemeldet, die eine war schon zu Besuch, sie würde die Räume gern als Domina nutzen. Eine weitere Interessentin komme noch vorbei, berichtete der Senior. Wie genau die Miete geteilt werden soll und "inwieweit man zusammenrückt", sei offen. Warum sich das Angebot nur an Frauen richtet? Weil das "spannender" sei.

Aus anderen Gründen spannend ist das Inserat aber auch für Juristinnen und Juristen. Dabei werden nämlich Männer ausgeschlossen – dabei ist eine Diskriminierung aufgrund des Geschlechts bei der Vergabe von Wohnraum in Österreich verboten. Allerdings handelt es sich bei der inserierten Wohnung offenbar um ein Untermietverhältnis – und ein solches ist von dem Gesetz ausgenommen, heißt es bei der Gleichbehandlungsanwaltschaft.

Würde ein ähnliches Inserat für eine Mietwohnung geschaltet, könnte man das bei der Gleichbehandlungsanwaltschaft melden, die den Fall dann von einer Juristin prüfen lassen würde. "Hin und wieder" kämen entsprechende Anfragen.

Keine Diskriminierung ist es allerdings laut Arbeiterkammer Wien dann, wenn ein "rechtmäßiges Ziel vorliegt und die Mittel zur Erreichung dieses Ziels angemessen und erforderlich sind", beispielsweise beim Inserieren eines WG-Zimmers nur für gleichgeschlechtliche Mitbewohner.

Rechtlich zulässig

Die Juristin Elke Hanel-Torsch von der Mietervereinigung betont, dass das eingangs erwähnte Inserat "alles andere als seriös", rechtlich aber wohl zulässig sei. Häufig kämen solche Annoncen aber nicht vor. Ausgeschlossen sei aber nicht, dass sich der Umstand in Zukunft ändert, weil viele Menschen bei den Wohnkosten ins Straucheln kommen und so unter Umständen in prekäre – und möglicherweise gefährliche – Verhältnisse gedrängt werden. Klar ist: Auf solche Inserate sollte man nicht reagieren.

Ein recht ähnlicher Fall sorgte vor wenigen Jahren für Aufregung: In einem Inserat für eine Wohnung in Wien-Landstraße hieß es, dass die Wohnung an eine "junge, attraktive Studentin" kostengünstig vermietet werde, es wurde nach kurzer Zeit offline genommen. Ob damit eine Mieterin gefunden wurde, ist unbekannt. Und auch ob der "seriöse Senior" fündig wird, ist offen. Er plant zumindest, sein Inserat demnächst noch ein weiteres Mal zu schalten. (Franziska Zoidl, 14.4.2023)