Aus der "Wiener Zeitung" wird eine Onlineplattform mit wenigen gedruckten Ausgaben pro Jahr.
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Mit einer 320 Jahre alten Institution geht man nicht so um. Die Demontage der Wiener Zeitung durch die schwarz-grüne Regierung ist ein Sinnbild verfehlter österreichischer Medienpolitik. Statt Qualitätsjournalismus als Bollwerk gegen die grassierenden Fake News zu stärken, gräbt die Regierung ihm das Wasser noch weiter ab. Als wäre der Medienmarkt nicht schon boulevardlastig genug. Die älteste noch erscheinende Tageszeitung der Welt schrumpft zu einer Onlineplattform mit nur mehr zehn Printausgaben pro Jahr. Das allein wäre noch nicht so schlimm – Print ist nicht die Zukunft des Journalismus. Aber es geht um das Wie.

Die Umbaupläne dürften dutzende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Job kosten. Das Redaktionsbudget wird gekürzt, während andere Geschäftsbereiche aufgebläht werden. Etwa der Media Hub, der mit sechs Millionen Euro pro Jahr dotiert eine journalistische Praxisausbildung bieten soll. Orchestriert von einem ÖVP-nahen Geschäftsführer und Aufsichtsrat, ist er dem Bundeskanzleramt unterstellt.

Dass Karl Nehammer sich inhaltlich einmischen wird, ist unwahrscheinlich, aber dass es potenziell ein Einfallstor für Parteipropaganda geben könnte, ist besorgniserregend. Der Pressefreiheit hilft das nicht. Und was passiert, wenn Herbert Kickl es tatsächlich ins Kanzleramt schafft? Was der FPÖ-Chef von unabhängigen Medien hält, ist bekannt. (Oliver Mark, 20.4.2023)