Experimente in Kleingruppen finden oft auch im Freien statt.
Foto: Kinderuni OÖ/Helene Wimmer

Mehr als 32.000 Kinder, über 7500 Dozentinnen und Dozenten und mehr als 6500 Lehrveranstaltungen: Die Bilanz der Kinderuni Oberösterreich kann sich sehen lassen. Diesen Sommer findet sie bereits zum 20. Mal statt. Mit einem großen Fest in Steyr, dem Gründungsort, soll dieses Jubiläum Ende August gefeiert werden. Davor gibt es aber an den Standorten Linz, Steyr, Wels, Hagenberg, Almtal, Ennstal sowie on Tour in ländlichen Regionen und online im Weblab auch in diesem Jahr ein vielfältiges Programm für Kinder und Jugendliche im Alter zwischen fünf und 15 Jahren. Anmeldungen sind bereits jetzt möglich.

Ein Artikel in der Wochenzeitung Die Zeit gab den Anstoß, sagt An dreas Kupfer, Rektor und Gründer der Kinderuni OÖ. Damals berichtete die Zeitung über die Kinderuni an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, die gemeinsam mit dem Schwäbischen Tagblatt 2002 veranstaltet wurde. Das sei für das Gründungsteam am Institut für Angewandte Umweltbildung (Ifau) die Inspiration gewesen. Das Ifau war damals auf der Suche nach neuen Formaten für die Wissensvermittlung.

Naturwissenschaft und Technik faszinieren Kinder.
Foto: Kinderuni OÖ

"Natürlich gab es bei der Gründung auch Unsicherheiten, ob diese Idee im ländlichen Raum funktionieren kann", erzählt Kupfer. Steyr war zwar damals schon eine Bildungsstadt mit unterschiedlichen höheren Bildungseinrichtungen, und es gab in Steyr bereits einen Campus der FH Oberösterreich, aber viel kleiner, als er heute ist. Und im Gegensatz zu Wien und Innsbruck – dort gab es bereits 2002 die ersten Kinderunis – konnte man in der 40.000-Einwohner-Stadt nicht auf eine lange Hochschultradition zurückblicken. Dazu gab es auch Bedenken ganz praktischer Natur. Der Campus der Fachhochschule liegt als Veranstaltungsort direkt am namensgebenden Fluss Steyr. "Die Sorge war, dass das mit Kindern zu gefährlich ist", so Kupfer.

Die Idee der Kinderuni kam gut an

Doch schon die erste Kinderuni gab den Veranstaltern recht: Die 40 Lehrveranstaltungen für insgesamt 400 Kinder waren innerhalb von zwei Tagen ausgebucht. Seither ist die Kinderuni stetig gewachsen. Mittlerweile gehört sie auch in Oberösterreich zu einem fixen Programmpunkt in den Sommerferien. Waren es anfangs hauptsächlich Vorlesungen, an denen bis zu 140 Kinder teilnehmen konnten, so sind es mittlerweile überwiegend Workshops, Kurse und Exkursionen in Kleingruppen mit maximal 20 Kindern. In diesem Jahr wird es rund 500 Lehrveranstaltungen für insgesamt knapp 3000 Kinder, fachlich begleitet von mehr als 450 Dozentinnen und Dozenten, geben. "Bei unseren Lehrveranstaltungen können wir nicht nur auf Lehrende der oberösterreichischen Hochschulen zurückgreifen, wir haben im Laufe der Zeit auch ein großes Netzwerk mit rund 150 Partnern aufgebaut, die ebenfalls bei verschiedenen Programmen dabei sind."

An der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle im Almtal finden auch heuer wieder Lehrveranstaltungen statt.
Foto: Kinderuni OÖ/Thomas Reibnegger

Neben der altersgerechten Vermittlung von Wissenschaft ist es nach wie vor ein Anliegen der Kinderuni, auch abseits der oberösterreichischen Ballungszentren passende Angebote machen zu können. "Viele Gemeinden treten an uns heran und wollen eine Kinderuni veranstalten", sagt Kupfer. Erstmals gibt es in diesem Jahr daher auch eine Kinderuni Ennstal. Drei Tage lange dreht sich in Großraming bei den 30 angebotenen Workshops alles um Naturwissenschaft, Technik und experimentelle Archäologie. Bei den On-Tour-Angeboten besucht die Kinderuni einen Tag ländliche Regionen und liefert Wissenschaftsvermittlung vor Ort. Und es gibt mehrtägige Kurse oder Science-Holidays in Steyr und im Almtal. Während der Corona-Pandemie wanderte auch die Kinderuni OÖ ins Internet, Workshops wurden im Weblab abgehalten. Diese Angebote waren auch im vergangenen Jahr ohne Corona-Einschränkungen komplett ausgebucht.

Beteiligung bei anderen Projekten

"Wir versuchen aber auch bei interessanten Projekten in Oberösterreich mit der Kinderuni mitzumachen", sagt Kupfer. Im kommenden Jahr beispielsweise bei der Kulturhauptstadt Salzkammergut oder beim Anton-Bruckner-Jahr. Bereits in diesem Jahr beteiligt sich die Kinderuni bei der Communale OÖ, einem neuen Kulturformat des Landes. Anlässlich des 600. Geburtstages des Astronomen Georg von Peuerbach gibt es von 31. Mai bis 26. Oktober während der Communale ein vielfältiges Kulturprogramm in Peruerbach im Hausruckviertel. Und das Schuljahr geht dort mit Gedankenexperimenten über die Welt von morgen, angeleitet von Experten der Kinderuni aus den Bereichen Kunst und Kultur, Architektur, Lebensmittel und Philosophie, zu Ende. (Gudrun Ostermann, 12.5.2023)