Nach der Matura wechseln die AHS-Maturanten innerhalb von drei Jahren an eine Hochschule.

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Wien – Die Einführung der Zentralmatura, die unter anderem durch zentral vorgegebene Klausuren eine bessere Vergleichbarkeit der Abschlüsse bringen sollte, hat 2015 (AHS) beziehungsweise 2016 (BHS) zu einem Einbruch der Erfolgsquoten bei den Hauptterminen geführt. Nach einem Höhepunkt von 88,8 Prozent 2013/14 ging diese 2017/18 auf 78,2 herunter. Mit den Corona-bedingten Erleichterungen stiegen sie wieder deutlich an, zeigt die am Dienstag präsentierte Statistik-Austria-Publikation "Bildung in Zahlen 2021/22".

Unterm Strich hat die Zentralmatura allerdings nicht zu weniger erfolgreichen Abschlüssen als bei der früheren, individuell vom Klassenlehrer erstellten Reifeprüfung geführt, wie Regina Radinger, Bildungsexpertin aus der Direktion Bevölkerung, bei der Präsentation vor Journalistinnen in Wien betonte. Vielmehr seien mit der standardisierten Reife- und Diplomprüfung die erfolgreichen Abschlüsse auf später verschoben worden. Maturantinnen und Maturanten brauchten seither also öfter mehrere Antritte, um die Reifeprüfung positiv abzuschließen, oder treten überhaupt erst später zum ersten Mal an. Berücksichtigt man auch die Nebentermine in Herbst und Winter, ist der Rückgang bei den Erfolgsquoten durch die Einführung der Zentralmatura deutlich geringer (2013/14: 95,3 Prozent, 2017/18: 90,9).

64 Prozent schließen AHS-Oberstufe wie geplant ab

2020 gab es wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie Erleichterungen für die Maturantinnen: Unter anderem war die mündliche Matura nur freiwillig, außerdem gab es maximal drei schriftliche Prüfungen, und die Arbeitszeit bei den Klausuren wurde um eine Stunde verlängert. Dazu wurde für die Maturanote neben der Prüfungsnote auch die Jahresnote herangezogen. 2021 und vor allem 2022 fielen dann manche Erleichterungen wieder weg.

Vor allem im ersten Jahr haben die Sonderregelungen dazu geführt, dass die Erfolgsquoten beim ersten Termin wieder annähernd das Niveau vor Einführung der Zentralmatura erreichten (Haupttermin 2020: 88,5, Haupttermin 2021: 87,4). Nachdem Teile der Maturasonderregeln wieder zurückgenommen wurden, lag die Erfolgsquote 2022 noch bei 81,8 Prozent. Inklusive aller Nebentermine schlossen 2020/21 91,6 Prozent die Reifeprüfung positiv ab.

Insgesamt schließen laut den Daten 64 Prozent der Schüler die AHS-Oberstufe innerhalb von vier Jahren wie geplant ab, bei den berufsbildenden höheren Schulen (BHS) sind es mit 56 Prozent deutlich weniger. Nach der Matura wechseln die allermeisten AHS-Maturanten (87 Prozent) innerhalb von drei Jahren an eine Hochschule. Nach der BHS, die man neben der Matura auch mit einer Berufsberechtigung abschließt, sind es nur 54 Prozent.

Doppelt so viele Studierende an FHs und PHs

Die allermeisten Studierenden besuchen zwar weiterhin eine Universität (2021/22: 304.000), das sind allerdings um zwölf Prozent weniger als noch vor zehn Jahren. Gleichzeitig hat sich die Zahl der Studierenden an Fachhochschulen (FH) beziehungsweise Pädagogischen Hochschulen (PH) verdoppelt (auf 60.000 beziehungsweise 20.000). Die höchste Steigerung gab es an den Privatunis (plus 141 Prozent auf 16.000).

Insgesamt ist das Bildungsniveau der österreichischen Bevölkerung in den vergangenen 40 Jahren deutlich gestiegen: Während sich der Akademikeranteil zwischen 1981 und 2020 auf 19,1 Prozent vervierfacht hat, hat sich der Bevölkerungsanteil an Personen mit höchstens Pflichtschulabschluss auf 17,5 Prozent mehr als halbiert.

Bildung zahlt sich aus

Mit Blick auf die Beschäftigungschancen zahle sich Bildung weiterhin aus, betonte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas. Je höher der Bildungsstand, umso höher die Erwerbstätigenquote und umso geringer die Arbeitslosenquote. Ein wahrer "Beschäftigungsturbo" sei dabei die Lehre: Dort gelingt der Berufseinstieg bei weitem am schnellsten, werden die Lehrlinge doch oft vom Ausbildungsbetrieb übernommen. Gleichzeitig verdienen Lehrlinge genauso wie Absolventinnen und Absolventen von berufsbildenden höheren Schulen schon früh vergleichsweise gut.

Das beste Einkommen erwartet die Absolventen sowohl nach der Lehre als auch der BHS bei technischen Abschlüssen. Die höchsten Einstiegsgehälter im Hochschulbereich gibt es in Medizin und Gesundheitswesen (wegen der hohen Arztgehälter) beziehungsweise in Informatik und Kommunikationstechnologie, die geringsten in Geisteswissenschaften und Künsten. (APA, red, 16.5.2023)