Der Meister Kaudela bei der Arbeit.
Markus Frühmann

Strahlende Gesichter, wohin man blickte. Am vergangenen Wochenende stand das Trailcenter Wien an der Hohen Wand Wiese ganz im Zeichen der Nachwuchsarbeit. Zwei Tage lang feilten Mountainbike-Profis und jene, die das noch werden wollen, an Fahr- und vor allem Sprungtechnik. Das Niveau der jungen Wilden ließ die alten Hasen oft staunend am Streckenrand zurück. Und am Ende waren sich alle einig: die Zukunft des Sports sieht angesichts der Vielzahl an Talenten sehr rosig aus.

Elias Ruso gibt Techniktipps für den No Hander
Markus Frühmann

Für die knapp 40 Kids im Alter von zehn bis 16 Jahren ging beim Trailbrunch ein Traum in Erfüllung. Zwei Tage lang intensives Training in Kleingruppen mit "ihren" Stars. Dank Partnerschaft mit Reifenhersteller Kenda konnten als Lehrpersonen für das Freeride-Camp die deutschsprachigen Topstars der Szene gewonnen werden. Neben der bayrischen Freeriderin Kathy Kuypers und Darkfest-Legende Clemens Kaudela waren das die fliegenden Brüder Elias und Daniel Ruso sowie der Tiroler Slopestyler Peter Kaiser.

Nac Nac und No Hander als Lernziele

In Gruppen zu je acht Teilnehmenden feilten die Kids mit Star-Hilfe ein Wochenende lang an ihrer Technik. Vor allem das Springen stand dabei im Fokus. Und schon bei den ersten Runs über die Kenda Airline wurde deutlich, wie hoch das Niveau ist. Kaum eine oder einer, der nicht gleich quer über die Tables segelte. Und so waren auch die von den jungen Wilden angegebenen Lernziele dementsprechend ambitioniert. "Ich würde gern den Nac Nac als neuen Sprung lernen", erklärte Laurenz zu Beginn. Darunter versteht man, das Rad in der Luft querzustellen und dabei ein Bein während der Flugphase kurz übers Hinterrad zu ziehen.

Clemens Kaudela zeigt den Whip vor...
Markus Frühmann

Sein Lehrer an diesem Vormittag war Elias Ruso. Der 24-jährige ist für viele der Teilnehmenden ein echtes Idol. Und so hingen die jungen Damen und Herren förmlich an seinen Lippen, als er allen Schützlingen eine Video-Analyse ihrer Sprungtechnik zuteilwerden ließ. Ähnlich verhielt es sich mit dem Slopestyle-Star Peter Kaiser, der vom Können der Youngsters begeistert war. "Wenn ich denen so zusehe, frage ich mich, was ich ihnen noch beibringen kann?", scherzte er gleich zu Beginn. Derlei Lob kam bei den Schülerinnen und Schülern natürlich bestens an.

...und Max Hauer macht ihn gleich noch besser nach.
Markus Frühmann

Idole und Vorbilder

Vor allem der 13-jährige Max Hauer aus Grünau im Almtal beeindruckte den Trainerstab nachhaltig. Die Eleganz und Leichtigkeit, mit der er sein Bike über die Sprünge bewegte, war außergewöhnlich. Die Whips des zierlichen Buben können es mit jenen der Profis aufnehmen. Woher diese Geschmeidigkeit komme? "Ich bin seit drei, vier Jahren jedes Wochenende mit Papa im Bikepark", erklärte Max. Der Papa nickte im Hintergrund und ließ dann wissen, dass mittlerweile er vom Sohnemann lerne: "Ich komme ihm kaum noch nach, dafür hat er mir mit 42 Jahren nun noch den Suicide No Hander beigebracht."

Nachwuchs-Shredderin Ylvy beim Mittagessen mit ihrem neuen Idol Kathy Kuypers.
Markus Frühmann

Auch die bayrische Freeriderin Kathi Kuypers wusste ihre Fans zu beeindrucken. Und so erklärte Ylvie, die jüngste Teilnehmerin, dass sie in Kuypers ihr neues Idol gefunden habe. Grund für die Begeisterung, so Ylvie, sei vor allem die Hilfe der Profiathletin beim Meistern des Drop auf der Kenda Line gewesen. Mit Unterstützung Kuypers sprang Ylvie dieses beeindruckende Hindernis erstmals im Rahmen des Trailbrunches. Auch für die Profisportlerin ein aufregendes Erlebnis: "Der Sprung ist doppelt so groß wie sie, das muss man sich mal vor Augen halten." Wenn einem das angehimmelte Idol beim Mittagessen auch noch die Spaghetti schneidet, ist die Fan-Liebe wohl nicht mehr zu toppen.

Sicherheit als oberstes Gebot

Nach den Essenspausen ging es dann zum gemeinsamen Aufwärmen, wo Freerider Daniel Ruso den Vorturner mimte. Schließlich galt es bei allem Spaß, die Ernsthaftigkeit nicht aus den Augen zu verlieren. Denn Freeriden ist ein Sport, bei dem stets volle Konzentration gilt, um Unfälle zu vermeiden. Und das beginnt eben schon beim richtigen Aufwärmen, wie Ruso den Kids eintrichterte. Überhaupt stand Sicherheit ganz oben am Programm und immer wieder streuten die Profis Tipps oder Hinweise ein, wie man beim Fahren auf die Sicherheit achtet.

Bunny Hop-Training mit Peter Kaiser. Diese scheinbar banale Übung ist unabdingbar zum richtigen Springen.
Markus Frühmann

Besonderes G’riss herrschte um den Startrainer unter den Stars: Clemens Kaudela. Der Niederösterreicher zählt zur absoluten Weltspitze in Sachen Freeriden und ist Stammgast beim Darkfest in Südafrika. Im Rahmen des Trailbrunches wurde Kaudela zum Rider zum Anfassen, der allen Kids geduldig Rede und Antwort stand, wenn es um Tipps zum besseren Kurvenfahren oder Abspringen ging. Lob von der Legende sorgte für dementsprechendes Strahlen in den Kinderaugen. Umgekehrt machten Kaudela und Co. keinen Hehl daraus, dass sie selbst in diesem Alter noch lange nicht auf einem so hohen Niveau gefahren seien. Insofern, so waren sich die Stars einig, sieht die Mountainbike-Zukunft hierzulande rosig aus.

Oberkellner am Trail

Höhepunkt des Wochenendes war der namensgebende Trailbrunch am Sonntag. Dafür wurde in bester Wiener Kaffeehaus-Tradition ein weiß gedeckter Tisch inmitten der Kenda Airline aufgebaut. Oberkellner Fridolin servierte stilecht im schwarzen Anzug Kaffee und Kuchen für die Mountainbike-Profis. Die bedankten sich im Anschluss auf ihre Weise und zeigten auf den Jumps im oberen Bereich des Trails, was sie draufhaben. Vom Backflip über den 360 bis zum Superman war alles dabei. Den Kids gefiel es, wie sie mit lautstarkem Anfeuern wissen ließen.

Am Sonntag stand das traditionelle Trailbrunch am Programm. Clemens Kaudela und Peter Kaiser hatten sichtlich Spaß dabei.
Markus Frühmann

Für die Organisatoren vom Trailcenter Wien war die dritte Auflage ihres Trailbrunches ein voller Erfolg. Und man plane bereits die Fortsetzung im nächsten Jahr, verrieten die Macher hinter dem Event, Horst Marterbauer und Patrick Huber. Sie wollen damit ihren Beitrag zur Nachwuchsarbeit leisten, sagen die beiden. Dass heuer Kids aus ganz Österreich dabei waren, freute sie besonders und werde als Erfolg des Formats gewertet. Im Trailcenter selbst funktioniert das regelmäßige Nachwuchstraining bereits sehr gut. Pro Woche üben hier rund 100 Kinder und Jugendliche unter professioneller Leitung. Nur eine Sache gelte es unbedingt noch zu verbessern, sind sich Marterbauer und Huber einig: "Wir wollen mehr Mädchen zum Trailbrunch bringen. Im Nachwuchstraining sind schon rund ein Drittel weiblich, aber bei den Events muss dieser Anteil unbedingt noch steigen."

Begeisterte Kids, erleichterte Eltern

Bei den jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmern fiel die Bilanz nach dem Freeride-Camp eindeutig positiv aus. "Es ist so cool, mit den Profis zu fahren. Sie nahmen einem die Angst, mit ihnen habe ich mich zum ersten Mal über die Doubles auf der Kenda Line getraut", berichtete die zwölfjährige Mia zufrieden. Lehrer Elias Ruso pflichtete der jungen Elevin bei: "Man darf keine Angst vor den Sprüngen haben, sondern Respekt. Aber der muss immer bleiben, sonst wird man unvorsichtig."

Stylen in Theorie und Praxis mit Clemens Kaudela.
Markus Frühmann

Bei der abschließenden, gemeinsamen Session zeigten die Schülerinnen und Schüler am Sonntagnachmittag noch einmal, was sie an diesem Wochenende gelernt haben. Und auch das Fazit der Eltern, die nicht bei jedem Sprung hinsehen konnten, fiel trotz nervlicher Höchstbelastung positiv aus. "Man kann zwar immer noch kaum zusehen, aber sie wirken noch einmal sicherer bei dem, was sie da tun", erklärte ein sichtlich mitgenommener Vater am Streckenrand. Und so war das dritte Vienna Trailbrunch für alle Beteiligten auf mitunter ganz eigene Art erfolgreich. (Steffen Kanduth, 4.6.2023)