Ob eine Familie in einem Bundesland wohnt, in dem es kostenlose ganztägige Kinderbetreuung gibt, kann vor allem für die Frauen einen existenziellen Unterschied machen. Wo das fehlt, muss genau gerechnet werden: Zahlt es sich überhaupt aus, die Tochter mit eineinhalb Jahren in Betreuung zu schicken? Vielfach lautet die Antwort: Nein. Und vielfach bleibt dann die Frau länger zu Hause – trotz der ökonomischen Nachteile bis hin zur drohenden Altersarmut bei einer Trennung. Der Besuch eines Kindergartens kann darüber hinaus wichtig für das spätere Leben der Kinder sein, vor allem dann, wenn sie aus ärmeren Haushalten kommen oder Deutschkenntnisse fehlen.

Die nicht ÖVP-regierten Länder zeigen, dass kostenlose, ganztägige Betreuung im Kindergarten sehr wohl angeboten werden kann.
Heribert Corn

Nun sagte der Vorarlberger Landeshauptmann vor ein paar Wochen, kostenlose Kinderbetreuung sei nicht finanzierbar. Jetzt erteilte auch Gemeindebundpräsident Alfred Riedl der Forderung eine Absage: Es gebe ohnehin so viele finanzielle Hilfen für Familien, da könne die Sachleistung nicht gratis sein. Dieser Logik folgend müsste bald Schulgeld verlangt werden.

Die nicht von der ÖVP regierten Bundesländer zeigen vor, dass kostenlose ganztägige Betreuung sehr wohl angeboten werden kann. Vielleicht können ÖVP-Vertreter beim nächsten Mal also einfach sagen, was auch bekannt ist: Ihre Partei sieht den Wert nicht, den dieses Angebot für Eltern – meist Frauen – und ihre Kinder haben kann. Alles andere sind Ausreden. (Lara Hagen, 22.6.2023)