Um die Hilflosigkeit zu verbergen, zu welcher sich Politiker durch die Ungunst der Umstände öfters verurteilt sehen, weichen sie gern in die Hybris aus. Ein schönes Beispiel: Bildungsminister Polaschek präsentierte sich als Born der Verantwortung und der Tatkraft, indem er darauf hinwies, er sei der erste Bildungsminister, der eine Pandemie, einen Krieg in Europa und eine enorme Inflation "managen" musste.

Für Bildungsminister Polaschek bleibt Zeit genug in den Sommerferien, seine Traktandenliste abzuarbeiten.
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Kein Wunder, dass ein solcher Herkules in Ministerwürden auch befriedigt auf seinen engeren Tätigkeitsbereich herabschauen und befinden kann, dass im Bildungswesen fast alles in Butter ist. Bleibt für Polaschek also Zeit genug in den Sommerferien, seine Traktandenliste abzuarbeiten: Welthunger beseitigen, Bodenversiegelung halbieren, Klimakleber befrieden und staatliche Soforthilfe für alle, die an eingewachsenen Fußnägeln leiden.

Im Herbst geht es dann mit vollem Elan an die Kleinigkeiten, die man im Bildungswesen noch verbessern könnte. Polaschek springt höchstpersönlich emsig von Klassenzimmer zu Klassenzimmer, um allen für ihr Fach nicht ausgebildeten Laienlehrkräften hilfreich zur Seite zu stehen; Polaschek schießt aus seiner Privatschatulle ein paar Netsch zur Verbesserung der maroden schulischen Infrastruktur bei; Polaschek klopft allen Lehrerinnen und Lehrern, die vor lauter Überarbeitung knapp vor dem Burnout stehen, ermunternd auf die Schultern. Polaschek schafft das mit links, gar kein Zweifel. (Christoph Winder, 2.7.2023)