Wie in fast allen Bundesländern steht der geförderte Wohnbau auch in der Steiermark vor großen Herausforderungen: Hohe Zinsen, hohe Baukosten, teure Grundstücke machen das Bauen äußerst schwierig. Seit etwa einem halben Jahr können keine neuen Projekte mehr begonnen werden, hieß es am Montag auf einer Pressekonferenz der Landesregierung in Graz. Lediglich bereits laufende Projekte werden fortgesetzt. Weil eine Lücke bei den Fertigstellungen droht, wissen auch Baufirmen oft nicht, wie sie ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter beschäftigen sollen.

Die steirische Landesregierung will Bauträger und Mieter unterstützen.
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Zinsen lassen Mieten steigen

In den letzten Monaten führten die Zinserhöhungen zudem zu teils massiven Mietsteigerungen bei bereits fertiggestellten Wohnanlagen. Besonders betroffen seien jene mehr als 20.000 Menschen, deren geförderte Wohnungen seit Beginn des Zinstiefs 2015 errichtet wurden, hieß es. So hat sich beispielsweise die Nettomiete einer geförderten 70-Quadratmeter Wohnung von 364 Euro im Jahr 2021 auf nunmehr 635 Euro um 75 Prozent verteuert.

Die steirische Landesregierung will nun gegenlenken. Zunächst wird die Geschoßbauförderung reformiert, gaben Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) und sein Stellvertreter, Finanzlandesrat Anton Lang (SPÖ), bekannt. Sie wird auf eine Kombination aus niedrigverzinsten Landesdarlehen und erhöhten Förderbeiträgen umgestellt. Die Finanzierung neuer Wohnungen werde damit günstiger und die Mieten blieben leistbar. Rund 1.400 Wohnungen seien davon jährlich betroffen. Zudem werden auch die Einkommensgrenzen angepasst. Die Maßnahme werde 2023 und 2024 zusammen rund 100 Mio. Euro kosten, rechnete Lang vor.

Wohnbonus für bestehende Mieten

Außerdem führt die Landesregierung einen Wohn-Bonus ein. Dieser soll aus einer Anhebung des Förderbeitrages für bestehende und neu zu errichtende Wohnungen der Bauprogramme 2015 bis 2023 bestehen. Die Nettomiete der zuvor erwähnten Beispielwohnung sollte dadurch wieder auf 431 Euro sinken.

Der Wohn-Bonus wird antragslos ab Oktober bei den Mieten wirksam und ist vorerst bis Ende 2024 befristet. Es besteht jedoch die Option zur Verlängerung, etwa wenn die Zinsen auf hohem Niveau bleiben. Diese "Akut-Hilfe für die Steirerinnen und Steirer", wie es in einer Presseaussendung heißt, ist mit 22 Millionen Euro für 2023 und 2024 budgetiert.

Wohnbeihilfe steigt

Die dritte Maßnahme ist eine höhere Wohnunterstützung, sagte Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ). Ab 1. August wird sie um 20 Prozent erhöht, und auch hier werden die Einkommensgrenzen angepasst. Die Mehrkostenbetragen bis Jahresende rund 3,5 Mio. Euro.

Für Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) sind die Maßnahmen "ein Beitrag zum leistbaren Wohnen und ein Impuls für die Bauwirtschaft". Für Wohnbau-Landesrat Hans Seitinger (ÖVP) ist das Maßnahmenpaket nach der Wohnbausanierungsoffensive, die im Vorjahr präsentiert wurde, der "zweite große Wurf". Besonders deshalb, weil es nun auch auf laufende Mietverträge Auswirkungen hat. Finanziert wird das Maßnahmenpaket übrigens vorwiegend durch neue Schulden, sagte Finanzreferent Lang. (red/APA, 3.7.2023)