Hunde, die an Autobahnraststätten zurückgelassen werden, ein herrenloser Katzenkorb, der mitsamt Samtpfote auf der Straße steht, oder wie Abfall entsorgte Kleintiere, die im Müllraum einer Wohnhausanlage entdeckt werden: Ausgesetzte Tiere, deren Fund medial kolportiert wird, sind leider keine Seltenheit in Österreich. Erst kürzlich wurde in Wien eine Python ausgesetzt und von Polizisten gefunden.

Ein neben der Straße sitzender Hund ist an einem Pfosten angebunden - vor ihm bleibt ein Auto stehen und die Tür öffnet sich gerade.
Ausgesetzt: In einer solchen Situation sind Tiere auf Hilfe dringend angewiesen.
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Wenn Tiere einfach ausgesetzt werden

Teilweise kann der Eindruck entstehen, dass das Problem vorwiegend im Sommer präsent ist, wenn Menschen in den Urlaub fahren und sich davor ihrer Tiere entledigen. Angaben seitens des Tierquartiers Wien sprechen jedoch eine andere Sprache: Tagtäglich sehe man sich mit Fällen ausgesetzter Tiere konfrontiert – und das unabhängig von der Jahreszeit. Allein im ersten Halbjahr 2023 habe das Tierquartier bereits 189 ausgesetzte Tiere aufgenommen: 43 Hunde, 72 Katzen und 74 Kleintiere. Vor allem bei den Hunden sei ein Anstieg spürbar: Hier habe sich die Zahl im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres verdoppelt. "Die Problematik rund um das Aussetzen von Haustieren beschäftigt uns ganzjährig," erklärt das Tierquartier. "Unser Appell wäre daher, dass Menschen sich schon vor der Anschaffung genau überlegen, ob ihr Wunschtier auch wirklich in ihr Leben passt."

Von der Herzlosigkeit bei einem solchen Umgang mit einem Lebewesen, für das man Verantwortung übernommen hat, einmal abgesehen, ist das Aussetzen von Tieren in Österreich auch gesetzlich verboten, wobei Strafen bis zu 7.500 Euro drohen. Der Tierschutzverein Vier Pfoten spricht in diesem Kontext von einem globalen Tierschutzproblem: Jeden Tag werden weltweit hunderttausende Haustiere von ihren Besitzerinnen und Besitzern verlassen.

Zum Glück bleibt ein solches Vergehen selten unbemerkt. Für gewöhnlich werden aufmerksame Passantinnen und Passanten auf verloren wirkende oder zurückgelassene Tiere in Not aufmerksam und sorgen dafür, dass dem Tier in Not geholfen werden kann. Auch kommt es vor, dass man sich nicht mit ausgesetzten, sondern entlaufenen Hunden, Katzen und Co konfrontiert sieht und diesen hilft. Die erste Anlaufstelle in solchen Fällen ist in Wien etwa der städtische Fundservice für Haustiere, der mit der Tierrettung der Stadt Wien kooperiert, die direkt im Tierquartier Wien stationiert ist. Ist das verloren gegangene Tier gechippt, sind Informationen zu Halterin oder Halter oft rasch zu eruieren. Nach Angaben des Tierquartiers wurden allein im heurigen Jahr bereits 190 Fundtiere in der Bundeshauptstadt wieder nach Hause gebracht.

Natürlich gibt es auch andere Fälle, in denen man ein Tier in Not findet – etwa in freier Natur oder Parkanlagen. Ein aus dem Nest gefallenes Vogelküken, eine flugunfähige Fledermaus oder ein verwundetes Eichkätzchen können einem auch in der Großstadt in einer entsprechenden Umgebung begegnen. Hier bietet es sich an, mit dem Wildtierservice Wien Kontakt aufzunehmen und das nähere Vorgehen zu besprechen. Fest steht: Zu handeln, wenn man ein Tier in einer Notlage findet, kann über dessen Leben und Tod entscheiden.

Konnten Sie schon einmal helfen?

Haben Sie schon einmal ein ausgesetztes oder verloren herumirrendes Haustier gefunden? Oder waren Sie schon mit einem verletzten oder sonst wie hilfsbedürftigen Tier konfrontiert? Wie haben Sie reagiert – und wie ging die Situation aus? Teilen Sie Ihre Anekdote mit der STANDARD-Community! (Daniela Herger, 7.7.2023)