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Wer überlegt sich einen Namen wie "TWS EAH-AZ60M2"? Egal. Technisch wissen die kleinen Biester zu begeistern.
Der Standard / Stefan Mey

Warum schaffen es eigentlich so wenige Unternehmen, ihre Produkte ansprechend zu benennen? Die "TWS EAH-AZ60M2" von Technics zum Beispiel. Die hätten nämlich angesichts des umfassenden Leistungsspektrums wirklich auch einen Namen verdient, den man sich merken kann, wie der aktuelle Test des STANDARD ergibt. Der Konkurrenz stehen sie – zu einem UVP von 229 Euro – in keinem Punkt nach, und in einem Punkt heben sie sich überhaupt hervor: die Mehrpunktverbindung. Doch alles der Reihe nach.

Schlichtes Design

Die TWS EAH-AZ60M2 sind in den Farben Mitternachtsblau, Schwarz (wie bei unserem Testprodukt) und Silber erhältlich. Die beiden Kopfhörer mit den Abmessungen 23 mm x 26 mm x 28 mm befinden sich in einem Ladeetui, das wiederum auf Abmessungen von 73 mm x 38 mm x 28 mm kommt. Die Kopfhörer kommen auf ein Gewicht von sieben Gramm, das Etui auf 45 Gramm. Damit ist das Case gleich schwer wie jenes der JBL Reflect Aero TWS und geringfügig schwerer als jenes der Sony WF-1000X M4 (41 Gramm). Macht das in der Praxis einen Unterschied? Kaum. Auch das Case der TWS EAH-AZ60M2 von Technics lässt sich bequem in der Hosentasche transportieren.

Die Sony WF-1000X M4 (links) im Vergleich mit den TWS EAH-AZ60M2 (rechts).
Die Sony WF-1000X M4 (links) im Vergleich mit den TWS EAH-AZ60M2 (rechts).
Der Standard/Stefan Mey

Allgemein lässt sich sagen, dass das besonders schlichte Design der Technics-Kopfhörer – auch im direkten Vergleich mit der Konkurrenz – zu gefallen weiß. Das Case ist schnörkellos und bis auf den USB-C-Port zum Aufladen sowie den Schriftzug auf dem Decken ohne große Auffälligkeiten. Ansprechend – vor allem im Kombination mit dem Schwarz des Cases – wirken auch die goldenen Ladekontakte.

Auch die Kopfhörer selbst punkten im Design durch Schlichtheit, leicht verspielt wirken lediglich die Lichtreflexionen auf der geriffelten Außenseite aus Metall. Insgesamt sitzen die Kopfhörer beim Tragen gut im Ohr. Damit das auch für möglichst viele Trägerinnen und Träger gilt, liefert Technics gleich sieben unterschiedliche Paar an Silikonstöpseln mit. Die Kopfhörer selbst sind spritzwassergeschützt nach IPX4, das Case allerdings nicht. 

Akku und Ladezeit

Wie bereits erwähnt, wird über einen handelsüblichen USB-C-Port geladen, ein 20 Zentimeter langes USB-Ladekabel wird mitgeliefert, auf Wunsch ist auch drahtloses Laden möglich. Laut Hersteller beträgt die Ladezeit per Kabel für das Case 2,5 Stunden, für die Kopfhörer zwei Stunden. Im Test verfügte das Case nach einer Stunde Laden über 40 Prozent Akku, die Kopfhörer kamen auf 96 und 100 Prozent.

Geladen haben wir die Kopfhörer während des knapp zweiwöchigen Testzeitraums allerdings nicht allzu oft - was an dem recht ausdauernden Akku liegt. Der Hersteller gibt inklusive Akku des Cases 24 Stunden mit eingeschaltetem Noise-Cancelling an, 25 Stunden ohne Noise-Cancelling. Die Kopfhörer selbst sollen auf sieben beziehungsweise 7,5 Stunden kommen.

Das Case
Das Case der TWS EAH-AZ60M2 ist äußerst schlicht gehalten.
Der Standard/Stefan Mey

Diese Angaben konnten im Test übertroffen werden. Nach einer Stunde Nutzung - davon 45 Minuten Musikhören via Handy, 15 Minuten Meeting am PC - war der Akkustand der Kopfhörer lediglich um zehn Prozent gefallen, nach einem neunstündigen Arbeitstag mit fast durchgehender Nutzung und Noise Canceling lag der Akkustand der Kopfhörer noch immer bei 20 Prozent. Es lässt sich also guten Gewissens sagen, dass man mit diesen In-Ear-Kopfhörern gut durch den Tag kommt, wiewohl die Geräte ab 20 Prozent eine Warnung wegen vermeintlich niedrigen Akkustands ausspucken. 

Gleichzeitig mit Handy und PC verbunden

Doch was heißt hier eigentlich "45 Minuten Musikhören via Handy, 15 Minuten Meeting am PC"? Technics-Fans müssen sich nicht entscheiden, sie können Beides nutzen: Laut Hersteller können die TWS EAH-AZ60M2 mit bis zu zehn Geräten gepaired und mit bis zu drei Geräten gleichzeitig verbunden werden. Versprechen dieser Art gibt es viele, bei Technics klappt es aber sogar halbwegs gut: Zwar ist das Pairing per se etwas mühsam, weil zuerst beim ersten Gerät das Bluetooth deaktiviert und dann der Pairing-Modus erneut aktiviert werden muss – ist dies aber einmal vollbracht, sind die Kopfhörer zum Beispiel mit Handy und PC gleichzeitig verbunden und müssen anschließend auch nicht mehr neu gekoppelt werden.

Die Kopfhörer
Auch die Kopfhörer per se sind sehr schick geraten.
Der Standard/Stefan Mey

Das ist durchaus praktisch, wenn man etwa zuerst beim Joggen Musik hört und vom Morgensport nahtlos zu einem Meeting auf dem PC übergeht. Oder man auf dem PC ein Video schaut, dann aber einen Anruf auf dem Handy entgegen nimmt. Gelegentliche Aussetzer gab es zwar auch hier, so unterbrach ein MS-Teams-"Pling" einmal die Musikwiedergabe des Handys – aber dass das System überhaupt funktioniert, ist schon ein großer Vorteil gegenüber vielen vom STANDARD getesteten Konkurrenzprodukten. Zu beachten ist allerdings auch, dass die Bluetooth-Reichweite auf zehn Meter beschränkt ist: Wer sich während des Online-Meetings am PC also in die zu weit entfernte Betriebsküche verabschiedet, verpasst eventuell eine inhaltlich wertvolle Wortmeldung. 

Noise Canceling, Ambient Sound und Assistant

Als zufriedenstellend kann auch das Noise Canceling bezeichnet werden, welches Außengeräusche im Test vor allem beim Pendeln erfolgreich abblockte. Das Gegenstück dazu, Ambient Sound, lässt die Außengeräusche herein, während man Musik oder Nachrichten hört. Auch dies funktionierte im Test einwandfrei: Es konnten auch kurze Gespräche geführt werden, ohne dass die Stöpsel das Ohr verließen. Die Intensität der beiden Funktionen lässt sich in der App regulieren.

Gesteuert werden diese Funktionen – wie auch bei der Konkurrenz – durch Tippen auf die Seite, ebenso kann die Musikwiedergabe auf diese Weise gesteuert werden. Genauso ist es dort möglich, den auf dem Smartphone installierten Smart Assistant zu aktivieren und so Funktionen per Sprache zu steuern. Auch dies, konkret ein Anruf bei einem Kollegen, funktionierte in Kombination mit dem Google Assistant im Test einwandfrei.

Stabiler Sound

Apropos telefonieren: Keine negativen Anmerkungen gibt es – in beide Richtungen – bei der Gesprächsqualität, bei Telefonaten ebenso wie bei Online-Meetings. Aber Sprache ist da natürlich weniger anspruchsvoll als Musik, und hier gibt der Hersteller einen Übertragungsbereich von 20 Hz bis 40 kHz (LDAC 96 kHz/990 Kbit/s) an und betont, dass das Spektrum nach oben wie nach unten erweitert wurde.

Im Praxistest äußert sich dies in einer stabilen Wiedergabe ohne größere Auffälligkeiten. Wer will, der kann zur Verfeinerung den in der App integrierten Equalizer nutzen: Unter anderem machen dort Einstellungen wie "Bass+" und "Super Bass+" genau das, was sie sollen, wenn die passende Musikrichtung gewählt wird. Wer die eigenen Präferenzen in den Voreinstellungen nicht findet, der kann auch selbst zu den virtuellen Reglern greifen.

"Wo sind die Dinger schon wieder?"

Praktisch ist schließlich noch die "Kopfhörer finden"-Funktion, die auf zweierlei Arten funktioniert: Erstens ist es möglich, die Kopfhörer vom Handy aus einen leisen, aber hörbaren Ton abspielen zu lassen, wenn man sie etwa innerhalb der eigenen Wohnung verlegt hat.

Zweitens ist es möglich, den Standort von entweder dem linken oder rechten Kopfhörer – nicht aber vom Case – auf Google Maps anzeigen zu lassen, wenn man die entsprechenden Berechtigungen erteilt hat. Beide Ortungsdienste funktionieren und dürften sich im Alltag eventuell als äußerst praktisch erweisen.

Fazit: Gute Leistung für gutes Geld

Sicher, 229 Euro sind nicht unbedingt ein Schnäppchen. Aber dafür bietet Technics für seine Kopfhörer mit dem seltsamen Namen alles, was das Herz begehrt: guten Klang, stabilen Akku und kaum Abstriche bei den smarten Funktionen. Gewiss, die Mehrpunktverbindung läuft auch hier nicht optimal – aber besser als bei vielen Konkurrenzprodukten. Wer darauf Wert legt und auch das schlichte Design mehr schätzt als das optisch teils sehr schrille Auftreten anderer Hersteller, der findet mit diesen In-Ear-Kopfhörern eine gute Alternative. Wie hießen die noch gleich? (Stefan Mey, 15.7.2023)