Das Microsoft-Logo ist auf einem Smartphone zu sehen, das auf einer Spielfigur von Activision Blizzard platziert ist.
Die britischen Behörden setzen das Verfahren um zwei Monate aus.
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Wegen der gerichtlichen Streitigkeiten um die geplante milliardenschwere Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft steht Insidern zufolge eine Verlängerung des Übernahmevertrags im Raum. Microsoft befinde sich in Gesprächen über eine Verlängerung des 69-Milliarden-Dollar-Deals mit dem Videospielhersteller, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person am Montag zur Nachrichtenagentur Reuters.

Das Auslaufen des Vertrags am Dienstag würde zwar nicht automatisch zum Scheitern des Geschäfts führen, da es beiden Parteien lediglich das Recht einräumt, aus der Transaktion auszusteigen. Nichtsdestotrotz strebe Microsoft eine Vertragsverlängerung an, um sicherzustellen, dass Activision nicht von einem anderen potenziellen Käufer abgeworben werde oder seine Meinung bezüglich des Kaufs durch Microsoft ändere, erklärte der Insider. Außerdem drohen Microsoft hohe Strafzahlungen, sollte der Deal nicht fristgerecht abgewickelt werden. 

Sieg gegen die FTC

Gegen die Übernahme laufen derzeit in den USA mehrere Gerichtsverfahren: Eine Gruppe privater Kläger hatte am Montag das Oberste Gericht der USA angerufen, den Deal auszusetzen. Der Antrag erfolgt unabhängig von dem Versuch der US-Kartellbehörde FTC, den Kauf des Computerspielherstellers durch den Software-Riesen zu stoppen. Ein Bundesberufungsgericht hatte zuletzt den Antrag der FTC auf Aussetzung des bisher größten Deals in der Videospielbranche abgelehnt.

Der Xbox-Hersteller Microsoft will mit der Übernahme der "Call of Duty"-Schmiede sein Gaming-Geschäft ausbauen. Die FTC befürchtet, dass dies dem Wettbewerb schaden könnte, weil Microsoft dann für seine Konsole einen besseren Zugriff auf populäre Spiele hätte. Die Xbox konkurriert etwa mit Sonys Playstation und der Switch von Nintendo.

Ein Entgegenkommen gegenüber Microsoft gibt es von der britischen Competition und Markets Authority. Microsoft hatte die Behörde um eine zweimonatige Aussetzung des Verfahrens geben. Am Montag wurde der Prozess von einem Londoner Gericht auch formell ununterbrochen. Die CMA teilte mit, dass Microsoft die Bedingungen der Übernahme noch einmal modifiziert habe. Das neue Angebot werde nun geprüft. Das Competition Appeal Tribunal (CAT) entschied daraufhin am Montag, dass die für den 28. Juli angesetzte Anhörung der Berufung von Microsoft vertagt werden sollte, wie "Reuters" berichtet.

Letzte Hürde Großbritannien

Die CMA war im April die erste große Aufsichtsbehörde, die die Übernahme des "Call of Duty"-Herstellers blockierte, weil sie Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf den Wettbewerb im Bereich der Cloud-Spiele hatte. Die US-amerikanische Federal Trade Commission (FTC) hat sich ebenfalls gegen den Zusammenschluss ausgesprochen, musste aber letzte Woche eine schwere Niederlage einstecken, als ein Bundesgericht den Antrag der FTC auf einen vorläufigen Stopp der Übernahme abwies und auch die rasch eingelegte Berufung ablehnte. In Großbritannien ist der Abschlussbericht der CMA in der Regel das letzte Wort. Die Unternehmen können nach der Veröffentlichung des Berichts keine Abhilfemaßnahmen mehr ergreifen und sich nur noch an die CAT wenden.

Die Behörden in Großbritannien gelten als die letzte große Hürde für Microsoft auf dem Weg, den größten Deal in der Geschichte der Unterhaltungsindustrie abzuwickeln. (APA, red, 18.7.2023)