Löscharbeiten 
Kampf gegen die Flammen in Griechenland.
AP/Petros Giannakouris

Die griechische Feuerwehr kämpft den zweiten Tag in Folge gegen zahlreiche Brände, die im Großraum Athen am Montag ausgebrochen waren. Wie ein Sprecher am Dienstag mitteilte, werden zur Verstärkung je zwei Löschflugzeuge aus Italien und Frankreich erwartet. Sorgen bereiten zwei Brände, die rund zehn und etwa 80 Kilometer westlich Athens am Montag tobten. Meteorologen erwarten auf der Nordhalbkugel in den kommenden Tage neue Hitzerekorde und warnten vor Gesundheitsrisiken.

Video: Südlich von Athen sind mehrere Badeorte wegen Waldbränden evakuiert worden.
AFP

In Griechenland flammten wegen starker Winde die Brände um die Mittagszeit nahe der Ferienstadt Loutraki westlich von Athen wieder auf. Dicke Rauchschwaden stiegen aus der Region Kilometer hoch in die Luft und waren auch auf Satellitenbildern zu sehen. Schwierig gestalteten sich die Löscharbeiten auch in der hügeligen Region von Vilia rund 20 Kilometer östlich von Athen, wie die Feuerwehr weiter mitteilte. Zahlreiche Ortschaften mussten vorbeugend evakuiert werden. Die Bürger wurden per SMS zum Verlassen ihrer Häuser vom Zivildienst aufgerufen.

Nach einem verhältnismäßig regnerischen und kühlen Frühjahr waren am Montag die ersten großen Vegetationsbrände in Griechenland in diesem Jahr ausgebrochen. Der Zivilschutz hatte bereits am Wochenende gewarnt: Nach mehreren Tagen mit Temperaturen über 40 Grad und einer längeren Trockenperiode sei die Waldbrandgefahr sehr groß.

Hitze-Höhepunkte im Mittelmeerraum

Zahlreiche Länder im Mittelmeerraum haben am Dienstag den Höhepunkt der bisher heftigsten Hitzewelle des Sommers erwartet. Auf den italienischen Inseln Sizilien und Sardinien wurden nach Angaben der europäischen Raumfahrtbehörde ESA Temperaturen von bis zu 48 Grad erwartet. Der italienische Wetterdienst warnte vor "einer der intensivsten Hitzewellen aller Zeiten".

Bereits am Montag erreichten die Temperaturen im Rom 39 Grad – damit war es in der italienischen Hauptstadt heißer als im sizilianischen Palermo. In Spanien wurden am Montag im Süden des Landes nahe der andalusischen Stadt Jaén Temperaturen von 44,7 Grad gemeldet.

Auf Zypern, wo die Temperaturen voraussichtlich bis Donnerstag über 40 Grad liegen, starb ein 90-jähriger Mann an den Folgen eines Hitzschlags. Drei weitere Senioren wurden ins Krankenhaus eingeliefert, teilten Gesundheitsbehörden mit.

Peking verzeichnet Rekord an Hitzetagen

Peking hat mit 27 Tagen über 35 Grad schon Mitte Juli die meisten Hitzetage in einem Jahr verzeichnet. Um die Mittagszeit am Dienstag stieg die von Pekings Referenz-Wetterstation in den südlichen Vororten gemessene Temperatur auf 35,1 Grad Celsius und damit knapp über die Schwelle für einen Hitzetag. Der bisherige Rekord für solche Hochtemperaturtage in der chinesischen Hauptstadt seit Beginn der Messungen 1951 lag bei 26 Tagen im Jahr 2000.

Von 1990 bis 2020 gab es hingegen im Durchschnitt lediglich 10,6 Tage mit Temperaturen von mindestens 35 Grad, wie die Zeitung "Beijing Daily" unter Berufung auf offizielle Daten berichtete. Weite Teile Chinas ächzen seit vergangenem Monat immer wieder unter Rekordtemperaturen. In Peking stieg die Temperatur im Juni dabei auf über 41 Grad. In der abgelegenen Gemeinde Sanbao im Nordwesten Chinas wurde am Sonntag sogar ein landesweiter Hitzerekord von 52,2 Grad gemessen.

Nächte werden heißer

Die Hitzewelle in der nördlichen Hemisphäre mit immer neuen Rekorden wird sich nach Berechnungen von Meteorologen im Lauf der Woche verstärken. "Die Temperaturen in Nordamerika, Asien sowie in ganz Nordafrika und im Mittelmeerraum werden diese Woche an mehreren Tagen über 40 Grad liegen, da die Hitzewelle zunimmt", kündigte die Weltwetterorganisation (WMO) am Dienstag an. Aber auch die nächtlichen Tiefstwerte würden neue Höchstmarken erreichen. Damit steige auch das hitzebedingte Risiko einer steigenden Zahl von Herzinfarkten und Todesfällen.

"Während sich die meiste Aufmerksamkeit auf die Tageshöchsttemperaturen konzentriert, sind es die Nachttemperaturen, die die größten Gesundheitsrisiken bergen, insbesondere für gefährdete Bevölkerungsgruppen", erklärte die WMO. Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach unterstützte am Dienstag die Forderung von Amtsärzten, in den Sommermonaten eine Siesta nach südeuropäischem Vorbild einzuführen. "Siesta in der Hitze ist sicherlich kein schlechter Vorschlag", schrieb der SPD-Politiker auf Twitter. "Das sollten aber Arbeitgeber und Arbeitnehmer selbst aushandeln." Medizinisch sei eine solche Maßnahme "sicher für viele Berufe sinnvoll".

Waldbrand in der Schweiz

Die WMO hatte jüngst offiziell einen Hitzerekord für Europa vom 11. August 2021 mit 48,8 Grad Celsius auf Sizilien anerkannt. Auch vor einem Jahr hatte eine Hitzewelle Europa mit Rekordwerten erfasst und damals wie heute kämpften die Feuerwehren in vielen Ländern gegen anhaltende Waldbrände.

Ein Waldbrand dürfte auch in der Schweiz die Einsatzkräfte nach eigener Einschätzung noch tagelang in Atem halten. Das Feuer wüte auf einer Fläche von etwa 140 Fußballfeldern an einem Hang oberhalb von Bitsch im Kanton Wallis, so die Behörden am Dienstag. Es sei am Montag aus noch unbekannter Ursache ausgebrochen. Rund 200 Bewohner seien vorsorglich in Sicherheit gebracht worden. Der Betrieb einer Gondelbahn sei eingestellt, auch Wanderwege seien teilweise gesperrt, hieß es. Das steile Gelände im Waldbrandgebiet, die Trockenheit und der anhaltende Wind beschleunigen einem Experten zufolge die rasante Ausbreitung des Feuers.

Hitze könnte Tourismus dauerhaft verändern

Die immer neuen Hitzerekorde im Mittelmeerraum könnten die Touristenströme dauerhaft verändern. Kühlere Reiseziele oder das Frühjahr und der Herbst als bevorzugte Urlaubszeit könnten an Bedeutung gewinnen, prognostizieren Tourismusverbände. Daten der European Travel Commission (ETC) zeigen, dass die Zahl der Menschen, die von Juni bis November nach Südeuropa reisen möchten, im Vergleich zum Jahr davor, als sengendes Wetter zu Dürren und Waldbränden führte, bereits um zehn Prozent gesunken ist. Dagegen verzeichnen Länder wie Tschechien, Dänemark, Irland und Bulgarien ein sprunghaftes Interesse.

"Wir gehen davon aus, dass unvorhersehbare Wetterbedingungen in Zukunft einen größeren Einfluss auf die Entscheidungen von Reisenden in Europa haben werden", sagte ETC-Leiter Miguel Sanz. Ein Bericht des Handelsverbands zeigt zudem, dass 7,6 Prozent der Reisenden extreme Wetterereignisse als Hauptproblem bei Reisen zwischen Juni und November ansehen. (APA, Reuters, red, 18.7.2023)