Gerade jetzt im Sommer, wenn es während der neunwöchigen Schulferien die Kinderbetreuung zu stemmen gibt, sind viele Eltern besonders dankbar für Oma und Opa. Wohnen sie in der Nähe, sind schon pensioniert und halbwegs fit, vertraut man die eigenen Kinder oftmals gerne den Großeltern als verlässliche und günstige Babysitter an. Und leben sie weiter weg, ist es oftmals eine Lösung, den Nachwuchs zu diesen auf Urlaub zu schicken. So die Situation aus Elternperspektive. Die Kinder sind häufig ebenfalls froh, sich von Oma und Opa nach Herzenslust verwöhnen zu lassen. Für die Großeltern kann dieses Arrangement ebenfalls passend sein – oder aber sich weniger stimmig anfühlen.

Fest steht: Die Entscheidung für eigene Kinder trifft man ja für gewöhnlich selbst. Anders verhält sich dies, wenn es um Enkelkinder geht: Bekommt der eigene Nachwuchs ebenfalls Nachwuchs, wird man damit zur Großmutter oder zum Großvater gemacht, ob man will oder nicht. Und dann stellt sich die Frage: Wie aktiv möchte man diese Rolle ausüben – und was bedeutet das für das sonstige gewohnte Leben?

Ein Großvater sitzt mit seinem Enkel auf dem Schoß in einem Sessel und liest ihm aus einem Buch vor, in das beide schauen.
Mit den Enkelkindern Zeit verbringen: Machen Sie das gerne?
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Von Freud und Leid des Großeltern-Daseins

Während die einen es gar nicht erwarten können, Großeltern zu werden, und sich voller Vorfreude ausmalen, wie sie ab deren Geburt ihre Enkerln beaufsichtigen und bespaßen werden, gibt es bei anderen auch verhaltenere Reaktionen auf eine solche Nachwuchsnachricht. Möglicherweise steht man noch im Berufsleben und findet sich erneut mit der Herausforderung konfrontiert, zusätzlich Kinder betreuen zu müssen. Oder man ist bereits in Pension, hat aber zahlreiche andere Verpflichtungen, Interessen und Hobbys, sodass man damit unter Stress gerät, auch noch Enkelkinder zeitlich einplanen zu müssen. Vielleicht empfindet man sich gesundheitlich nicht mehr so belastbar wie in jungen Jahren als Elternteil, und gerät viel schneller außer Atem, wenn man lebhafte Kinder auf Schritt und Tritt begleiten soll. Weiters kann es sein, dass man sich aus Prinzip dagegen wehrt, von den eigenen Kindern mit Selbstverständlichkeit für eine solche Betreuungsrolle vereinnahmt zu werden.

Auch die emotionale Reaktion auf die Enkelkinder und das Verhältnis zueinander können sich sehr unterschiedlich anfühlen, und von großer Liebe bis hin zu nüchternem Miteinander oder auch Distanz reichen. Ansichten und Einstellungen der betagten Familienmitglieder können von den Jüngeren als hoffnungslos veraltet erlebt oder deren reicher Erfahrungsschatz und guter Rat geschätzt werden. Es gibt Omas und Opas, denen die Enkelkinder Geheimnisse anvertrauen, die vor den eigenen Eltern verheimlicht werden, und Großeltern, bei denen die Kinder wissen, auf wenig Verständnis zu stoßen. Die Großeltern können im Vergleich zu den eigenen Eltern als strenger erlebt werden – oder als sehr viel lockerer, da sie für die Erziehung ja auch nicht primär verantwortlich sind.

Dass hier Generationen mit sehr unterschiedlichen Einstellungen aufeinandertreffen, kann generell als Bereicherung erlebt werden, aber auch für viel Befremden sorgen. Oma und Opa können sich angesichts der Enkel uralt fühlen und den Eindruck erhalten, in der heutigen Zeit nicht mehr wirklich mitzukommen, oder das Gefühl haben, dass diese einen selbst jung halten und einem helfen, am Puls der Zeit zu bleiben und aktuelle Phänomene besser zu verstehen.

Wie ist das bei Ihnen?

Wie haben Sie auf die Nachricht reagiert, Großeltern zu werden? Wie aktiv leben Sie diese Rolle aus? Was gefällt Ihnen daran, und was erleben Sie eher als Herausforderung? Wie viel Zeit verbringen Sie mit Ihren Enkerln, und wie ist Ihr Verhältnis zueinander? Fühlen Sie sich zu sehr für Babysitten und Co eingespannt und finden es schwierig, ständig verfügbar sein zu sollen? Und inwiefern mischen Sie bei der Erziehung mit? Teilen Sie Ihre Erfahrungen mit der STANDARD-Community! (Daniela Herger, 19.7.2023)