Langenlois Operette
Scherze, Situationskomik und Zirkusszenerie prägen die Inszenierung von Florian Hurler in Langenlois.
Barabara Pálffy

"Für Das Land des Lächelns braucht man kein Konzept, sondern einen Tenor", pflegte der legendäre Marcel Prawy zu sagen. Franz Lehár hatte den besten: Richard Tauber. 1921 sang Tauber erstmals in einer Operette von Lehár und adelte dessen Zigeunerliebe in Salzburg. Es folgten Frasquita, Paganini, Der Zarewitsch, Friederike und zuletzt Giuditta.

Den wohl größten Hit landete das Gespann Lehár-Tauber mit dem Land des Lächelns. Lehár hatte die Rolle des Prinzen Sou-Chong dem Tenor auf die Stimmbänder geschrieben. Die Premiere in Berlin geriet zum Triumph.

Ein schweres Ding

Für Langenlois, wo diesen Sommer Lehárs Meisterwerk auf dem Programm steht, hat Intendant Christoph Wagner-Trenkwitz Jörg Schneider verpflichtet. Der gebürtige Welser zählt nicht nur zu den wandlungsfähigsten Tenoren im Ensemble der Wiener Staatsoper, er ist zudem ein fantastischer Sänger-Darsteller. Vor der Kulisse des frisch renovierten Schloss Haindorf gab er nun sein Rollendebüt.

Wie schwer das Ding zu stemmen ist, zeigt sich bereits in Sou-Chongs Antrittsarie Immer nur Lächeln: Lehárs fast schon veristisch angelegte, expressive Rolle zwischen eleganter Phrasierung und hochdramatischen Ausbrüchen ist selbst für einen alten Hasen wie Schneider eine Herausforderung. Erst nach der Pause fand der Tenor zu seiner gewohnten Stärke; beim Megahit Dein ist mein ganzes Herz war der Bann schließlich gebrochen.

Freiheitsdrang mit Clown

Um sämtlichen China-Klischees und überholten Exotismen vorzubeugen, hat Regisseur und Choreograf Florian Hurler – der ehemalige Balletttänzer wirkt hauptberuflich an der Wiener Volksoper – die Handlung in den Chinesischen Nationalzirkus verlegt. Sou-Chong ist kein Prinz, sondern ein Zirkusclown: "Pferdemist, Popcorn und billiges Parfum haben mich immer schon fasziniert." Seine Angebetete Lisa (Cornelia Horak gestaltet die Partie mit viel Dramatik statt mit Charme und Leichtigkeit) sehnt sich nach der Freiheit des Zirkuslebens und beschließt, ihm zu folgen.

Hurler erfindet zudem eine Art Rahmenhandlung: Horak und Schneider werden mit jungen Alter Egos, getanzt von Mila Schmidt und Keisuke Nejime (eine Augenweide) vom Staatsballett, gedoubelt. Schmidt spielt außerdem die Tochter, die sich gerade für den Maturaball fertig macht und der Liebesgeschichte ihrer Mutter Lisa lauscht.

Ein Seitenhieb ab Mikl-Leitner

Der Twist ist leider aufgesetzt und ein bisschen fad – da helfen auch Scherze und Situationskomik nicht. Ein gut versteckter Witz über das Wort "normal" sorgt für ein paar Lacher. Ob ihn Landesmutter Johanna Mikl-Leitner in der ersten Reihe auch lustig fand, bleibt ein Geheimnis. Überhaupt wirkte der Premierenabend überspielt und die Stimmen schrill, was wohl auch an den übersteuerten Mikros lag.

Juliette Khalil (Mi) und Jakob Semotan (Gustl) gaben dennoch ein herziges Buffo-Paar – Semotan als Seiltänzer im knallgelben Catsuit muss man gesehen haben. Wagner-Trenkwitz, der sich hier lieber Zanger als Tschang nennt, lässt den Zirkuschef raushängen, und Lorenz Aichner sorgt am Pult des Wiener Kammerorchesters für süffige Orchesterklänge. Jubel. (Miriam Damev, 21.7.2023)