Sollte die Idee einschlagen mutiert Österreich flächendeckend zur Folienseenplatte – am Beispiel von Grafenwörth.

Österreich ist ein wunderbares Land, leidet aber an einem Übermaß an Naturschönheiten. Weil allzu viel ungesund ist, arbeiten Politik, Bauwirtschaft, Lebensmittelkonzerne und andere einschlägige Interessengruppen seit Jahrzehnten kräftig daran, das gesamte Land dem Erscheinungsbild des Großraums Los Angeles anzugleichen.

Sehr lange bereits provoziert jede Überlandfahrt zuverlässig jenen Pfui-Teifl-Effekt, der sich beim Anblick einer gelungenen mittelösterreichischen Schiachpercht einstellt. Aus dem gewohnten Arsenal der Verschiachperchtung (Verhütteln, Versiegeln, Betonieren, Asphaltieren etc.) leuchtet momentan aber die Institution des "Foliensees" besonders strahlend hervor und verspricht frisches Verschandelungspotenzial.

Wenn schon der nationale Gemeindechef, und nicht zu seinem finanziellen Nachteil, entspannt zweihundert Häuser an einen artifiziellen Weiher kleschen lässt, wird einigen der anderen 2092 Gemeindeoberhäupter eine ähnliche Idee durch den Kopf gehen: Wieso nicht einfach ein Loch graben und mit einem wassergefüllten Megaplastiksack ausstopfen lassen, um einen schönen Zusatzreibach zu generieren?

Sollte die Idee einschlagen, mutiert Österreich flächendeckend zwischen Bodensee und Neusiedler See (gibt’s den eigentlich noch?) zur Seenplatte, zur Folienseenplatte, um exakt zu sein. Schön, dass sich da eine neue Nische für den Tourismus auftut. (Christoph Winder, 30.7.2023)