Sepp Schellhorn konzentriert sich derweil noch auf das Kochen und seine Gastronomiebetriebe, Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger lässt er zappeln.
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Da ist bei den Neos etwas in der Kommunikation schiefgelaufen: Parteichefin Beate Meinl-Reisinger gab am Mittwochabend in einem TV-Interview das politische Comeback des Salzburger Unternehmers Sepp Schellhorn bekannt. "Er wird wieder für die Neos im Nationalrat kandidieren", kündigte sie auf oe24.tv an. "Im Herbst stellen wir eine Tour auf die Beine." Allerdings: Schellhorn gibt an, davon nichts zu wissen. Er sei von dieser Ankündigung "überrascht".

Er müsse sich um sein Unternehmen kümmern, sagte der Salzburger. "Wenn es so weit ist, wenn ich meine Betriebe übergeben habe, dann werde ich darüber nachdenken." Sein letzter Arbeitstag als Hotelier und Gastronom sei der 30. November. Zu tun hat er jedenfalls genug: Schellhorn führt insgesamt fünf Gastronomiebetriebe in Goldegg, im Gasteinertal und in der Stadt Salzburg. Darunter das Stammhaus Seehof in Goldegg und das M32 im Salzburger Museum der Moderne. Darüber hinaus hat er erst vor wenigen Monaten eine Consultingfirma gegründet, die sich Projekten rund um das Thema gesunde Ernährung widmet. Dazu kommen diverse Aktivitäten wie ein Kochblog.

Voreilige Ankündigung

Meinl-Reisinger war also voreilig. Tatsächlich geht man bei den Neos davon aus, dass Schellhorn in die Politik zurückkehren wird. Noch ist aber offen, wann und wie. Schellhorn selbst sagt, er habe sich noch nicht entschieden und werde das im Herbst tun. "Dann werde ich es selber ankündigen", betonte er am Donnerstag. Auch das hätte Meinl-Reisinger wissen und berücksichtigen können: Schellhorn lässt sich ungern von anderen vereinnahmen und spricht lieber für sich selbst.

Dass die Gerüchteküche um seine Person in schöner Regelmäßigkeit hochkocht, dürfte dem Gastronomen aus Goldegg freilich gefallen. "Der Sepp beherrscht die Kunst der Selbstinszenierung", sagt ein Vertrauter im STANDARD-Gespräch.

Etwas laut und ziemlich direkt

Hemdsärmelig, manchmal etwas laut, meistens ziemlich direkt, kurzum: authentisch – so kennt man ihn und so war er vor allem bei der politischen Konkurrenz in seiner aktiven Zeit gefürchtet. Bei den Koalitionsverhandlungen zur Bildung der Salzburger Landesregierung 2018 soll der Salzburger ÖVP-Chef Wilfried Haslauer mehr oder weniger direkt Schellhorns Rückzug aus der Landespolitik gefordert haben.

Schellhorn zog sich in der Folge auch tatsächlich aus der Landespolitik zurück, blieb aber im Nationalrat. Er übergab die Salzburger Neos an die Quereinsteigerin Andrea Klambauer. Ein fataler Fehler, wie sich spätestens bei den Landtagswahlen diesen April zeigte: Klambauer konnte politisch nie wirklich Fuß fassen, die Pinken flogen aus dem Landtag.

Schellhorn hatte sich noch vor der Wahlniederlage in Salzburg gänzlich aus der Politik verabschiedet, im Juni 2021 gab er seinen Rückzug bekannt. Er wolle und müsse sich wieder auf seine unternehmerische Tätigkeit konzentrieren.

Eigene Tour im Herbst

Schellhorn bestätigte immerhin, dass er vorhabe, im Herbst eine Tour zu machen, allerdings nicht für die Neos: "Das mache ich für mich selbst und nicht unter dem Neos-Label, das hat nichts mit einer Kandidatur zu tun."

Beate Meinl-Reisinger gilt als sehr kontrolliert und organisiert, das passt mit Schellhorns spontaner Vorgehensweise nicht immer ideal zusammen.
Heribert Corn

Das Verhältnis zwischen Meinl-Reisinger und Schellhorn war nie das allerbeste. Auch wenn es keinen offenen Streit gab, blieb ihre Beziehung konfliktbehaftet. Offenbar war der Salzburger mit dem Führungsstil seiner Parteichefin nicht ganz einverstanden. Meinl-Resiniger ist sehr kontrolliert und lässt alles akkordieren, Schellhorn agiert dagegen freihändig und spontan und lässt sich nicht gern etwas sagen. Dass Meinl-Reisinger jetzt vorprescht und Schellhorn quasi seine Entscheidung abnimmt, wird nicht gut ankommen, sollte das politische Engagement aber nicht gefährden. Den Neos, die politisch kaum vom Fleck kommen, täte eine inhaltliche und personelle Auffrischung jedenfalls gut. Vor der Nationalratswahl wird bereits an allen Schrauben gedreht. (Thomas Neuhold, Michael Völker, 3.8.2023)