Batterieelektrische Autos spielen in der Wende hin zur grünen Mobilität eine große Rolle. Auch wenn sie laut Fachleuten wohl lediglich als Übergangstechnologie zur emissionsfreien Mobilität taugen. Gut 135.600 rein elektrisch betriebene Pkws sind auf Österreichs Straßen unterwegs. Ein grüner Hauch im Meer der Millionen Verbrenner. Doch das Interesse an den Elektrischen steigt. Knapp ein Fünftel der neu zugelassenen Pkws machten im ersten Halbjahr reine E-Autos aus.

Die gestiegenen Treibstoffpreise dürften dabei eine nicht unwesentliche Rolle spielen. Während das Plus bei allen Pkws bei 15,7 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres liegt, Diesel um 3,4 Prozent zugelegt haben, gab es bei den Stromern einen Zuwachs von 57,8 Prozent. Auch wenn die Elektrofahrzeuge trotz Förderung immer noch sehr viel teurer als Fahrzeuge mit konventionellen Antrieben sind, entscheiden sich Konsumenten und Konsumentinnen zunehmend für E-Autos. Über die Lebenszeit fahren sie damit in aller Regel auch kostenmäßig gut.

Mit der zunehmenden Zahl auf den Straßen steigt naturgemäß auch das Angebot an Stromern am Gebrauchtwarenmarkt. Knapp 9.000 gebrauchte Elektrische finden sich derzeit auf der Plattform Willhaben, einem der beliebtesten Onlinemarktplätze für Autos – unter insgesamt 190.000 gelisteten Fahrzeugen. An sich ein überschaubarer Anteil von unter fünf Prozent, aber es tut sich was. Das zeigen auch andere Zahlen. Man habe im ersten Halbjahr in puncto E-Autos emsige Betriebsamkeit – und "ein Allzeithoch" – verzeichnet, heißt es bei Willhaben. Zumindest, was die inserierten Modelle betrifft: Alles in allem gingen demnach in den ersten sechs Monaten etwa doppelt so viele E-Auto-Anzeigen online als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Ein E-Auto wird an einer Wallbox geladen.
In der Anschaffung teuer, langfristig über die Lebenszeit günstiger: So schaut die Rechnung mit E-Autos in aller Regel aus.
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Aus dem größten Angebot können die Oberösterreicher wählen – 2.100 Modelle werden dort angeboten, gefolgt von Niederösterreich mit gut 1.900. Die wenigsten gebrauchten Stromer gibt es mit unter 200 in Vorarlberg, auch im Burgenland ist die Zahl mit etwas über 300 überschaubar. Der Großteil wird mit fast 8.000 Modellen von Händlern angeboten.

Doch lohnt sich der Kauf eines E-Autos in gebrauchtem Zustand überhaupt, und zu welchem Preis? Durchforstet man Willhaben, sind die Preisvorstellungen zuweilen durchaus beachtlich. So wird etwa ein BMW i3 mit 139.000 Kilometern und 170 PS (125 kW) mit Erstzulassung 2013 um 12.888 Euro angeboten. Für einen zehn Jahre alten Stromer kein Schnäppchen. Für einen Tesla Model S 85 mit 296.000 Kilometern und 367 PS (270 kW) möchte der derzeitige Besitzer noch 34.000 Euro. Batterie und Motor wurden laut seinen Angaben immerhin vor drei Jahren getauscht. Ein Renault Zoe mit 118.000 Kilometern und einer Leistung von 58 PS (43 kW) ist um 6.700 Euro zu haben. Sind solche "alten Modelle" mit teils überschaubarer Reichweite angesichts technologischer Fortschritte einen Blick wert?

Unter der Haube

Florian Merker vom ÖAMTC findet, dass nichts dagegen spricht – wenn man die Batterie testen lässt. Sie ist bekanntlich dafür ausschlaggebend, mit welcher Reichweite gerechnet werden kann. Und sie ist in der Regel beim E-Auto der größte Kostenbrocken. Muss sie angesichts mangelnder Praxistauglichkeit bald nach dem Erwerb des fahrbaren Untersatzes getauscht werden, ist die Enttäuschung wohl groß. Die Messgröße für den Gesundheitszustand des Energiespeichers lautet State of Health (SoH). "Alles, was über 70 Prozent ist, ist in Ordnung", sagt Merker. Autofahrerklubs bieten diese Überprüfung gegen Entgelt an.

Verschiedene Automodelle in unterschiedlichen Antriebsvarianten im Vergleich
Der Wertverlust hängt von zahlreichen Faktoren ab. Auch die Marke spielt dabei mit.
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Was die Preise betrifft, die sich wie bei jedem anderen Fahrzeug nach dem Restwert richten, lohnt sich der Vergleich. Denn sie entwickeln sich nach unten. Eine Rolle spiele dabei auch die Zahl der Gebrauchtfahrzeuge, die am Markt erhältlich seien, so Merker. Und da hat sich einiges bewegt. Während Pkws aus zweiter oder dritter Hand während der Pandemie boomten und die Preise mangels ausreichenden Angebots (bei Neuwagen wie bei Gebrauchten) in die Höhe schossen, hat sich die Lage am Gebrauchtwagenmarkt insgesamt gedreht.

Das Angebot steigt wieder an. "Im Schnitt über alle zwei- bis vierjährigen Fahrzeuge lag das Angebotsvolumen im Juni um rund elf Prozent höher als ein Jahr zuvor", schreibt Robert Madas, Regional Head of Valuations AT, CH, PL bei Eurotax Österreich. Allerdings war demnach im Jahr 2022 das Angebot noch deutlich geringer als vor der Pandemie Anfang 2020. Zu Erinnerung: Während Corona-Zeiten überstieg die Nachfrage das Angebot, die Preise stiegen munter höher und höher. Nun hat sich das Blatt gewendet.

Das größere Angebot drückt auch die Preise. Eurotax geht davon aus, dass die Restwerte von dreijährigen Pkws Ende 2023 um rund 2,4 Prozent niedriger sein werden als im Dezember 2022 – und weiter sinken werden. Gemessen an gängigen elektrischen Modellen wie zum Beispiel Renault Zoe, BMW i3, dem Model X von Tesla oder auch dem Volkswagen ID.3 stellt man beim Onlinemarktplatz Willhaben fest, dass die durchschnittlichen Angebotspreise dort im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum etwa um zehn Prozent zurückgegangen sind.

Dass die Autos auch um den ausgerufenen Preis verkauft werden, ist ohnehin nicht gesagt. Und hohe Treibstoffpreise hin oder her: Benziner verkaufen sich laut Eurotax mit durchschnittlich 72 Tagen am schnellsten, gefolgt von Full-Hybriden, Dieselfahrzeugen und Plug-in-Hybriden mit rund 74 Tagen. Voll-Elektrische (BEVs) müssen demnach mit 89 Tagen am längsten auf Abnehmer und Abnehmerinnen warten.

Wenn der Wert schrumpft

Nach wie vor gilt laut ÖAMTC-Mann Merker: Der Wertverlust bei den E-Autos ist alles in allem im Schnitt geringer als beim Benziner und beim Diesel. Allerdings hängt er auch davon ab, wie viele Fahrzeuge am Markt zu haben sind (siehe Grafik). So kommt ein Peugeot 208 in der E-Version nach vier Jahren auf einen Wertverlust von 17,88 Prozent, das vergleichbare Benzinmodell auf 21,94 Prozent und das Dieselmodell auf 29,68 Prozent. Beim fünfjährigen BMW i3 sorgt hingegen der Umstand, dass das Modell neu gar nicht mehr angeboten wird, für einen Wertverlust von 43 Prozent, weit höher als beim vergleichbaren Benziner und Diesel.

Was nun die gebrauchten E-Autos betrifft, so hat der eine oder andere zwar kein Schnäppchen zu bieten, aber kann dafür mit echten Anreizen winken. Einen davon bewirbt ein Tesla-Verkäufer auf Willhaben offensiv: unbegrenzt gratis superchargen. Ein Goodie, das es heute nicht mehr gibt. (Regina Bruckner, 25.8.2023)