Null Wachstum, hartnäckig hohe Inflation, düstere Stimmung bei den Unternehmensbossen – die lange zuverlässig dampfende Konjunkturlokomotive Deutschland keucht und kommt nicht vom Fleck. Alle wichtigen Wirtschaftsdaten belegen es: Europas größte Volkswirtschaft steckt in der Klemme. Das Gespenst des kranken Mannes geht wieder um. Steht es um die Nachbarn wirklich so schlecht?

Die deutsche Ampelkoalition, angeführt von Kanzler Olaf Scholz, im Bild mit Wirtschaftsminister Robert Habeck, sollte sich wieder auf die Stärkung des Wirtschaftsstandorts konzentrieren.
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Kein Zweifel, die Lage ist ernst – aber sie ist nicht hoffnungslos. Das deutsche Wirtschaftsmodell hat mehrere wunde Punkte. Die Energiekrise traf das Land wegen der Abhängigkeit vom russischen Gas stärker als andere Nationen. Die geopolitischen Spannungen stellen eine Exportnation wie Deutschland vor besondere Herausforderungen. Und dazu kommt die gewichtige Autoindustrie, die sich mit dem Dieselskandal geschwächt und zu lange am Verbrenner festgehalten hat.

Druck von außen und von innen – das ist echte Härte. Das Glas ist dennoch halbvoll: Der Inflationsdruck lässt nach, der Arbeitsmarkt ist robust, nach den Rückgängen im ersten Halbjahr hat sich die Wirtschaft stabilisiert. Damit Made in Germany wieder sexy wird, braucht es mehr Schwung bei Digitalisierung und Dekarbonisierung sowie schnellere Genehmigungsverfahren. Alles, was den Wirtschaftsstandort stärkt, hilft. Die Ampelkoalition sollte sich besser darauf konzentrieren, statt sich in parteipolitischem Hickhack aufzureiben. (Regina Bruckner, 25.8.2023)