Mehr als die Hälfte der Frauen hat schon einmal sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz durch männliche Kollegen, Chefs oder Kunden erlebt. Das hat der Arbeitsklimaindex aus dem Jahr 2018 durch die Arbeiterkammer Oberösterreich ergeben. 38 Prozent der Arbeitnehmerinnen erlebten bereits abfällige Bemerkungen im Arbeitsumfeld. 31 Prozent gaben an, gemustert oder angestarrt worden zu sein. Zwölf Prozent berichteten von körperlichen Übergriffen und sexueller Belästigung, vier Prozent waren mit Nacktbildern beispielsweise durch einschlägige Kalender im Betrieb konfrontiert. Und auch im virtuellen Raum machen Frauen im Arbeitskontext Erfahrungen mit sexueller Belästigung. Fünf Prozent bekamen demnach bereits sexistische Nachrichten via Mail oder SMS.

Frau sitzt vor ihrem Laptop und blickt verstört darauf.
Mit welchen unangemessenen Nachrichten waren Sie auf Karriereplattformen schon konfrontiert? Und nehmen Sie auch bei beruflichen Veranstaltungen unangebrachtes Verhalten wahr?
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Während der Pandemie haben Karriereplattformen einen enormen Zuwachs verzeichnet. Aber nicht nur die Anzahl der User und Userinnen ist stark gestiegen, sondern auch die Interaktionen zwischen ihnen sowie das Ausmaß an Belästigungen. Das zeigt auch der Transparenzbericht von Linkedin. Demnach wurden in der ersten Jahreshälfte 2020 weltweit rund 17.000 Beiträge wegen Belästigung und 2.588 Beiträge wegen herabwürdigender Inhalte entfernt. Im zweiten Halbjahr waren es dann mehr als neunmal so viele Belästigungsfälle und Beleidigungen (157.108) und fünfmal so viele Hatespeech-Postings (13.815). Der Anstieg hängt auch damit zusammen, dass Linkedin die Kategorie "Belästigung" erweitert hat und nun auch beleidigende Inhalte in diesen Bereich fallen.

"Es kotzt uns Frauen an." Das ist unter anderem in einem Kommentar von Sarah Stein, stellvertretende Leiterin des Bereichs Audience Development beim Südwestrundfunk, auf Linkedin zu lesen, bei dem sie eine sexistische Nachricht, die sie erhalten hatte, veröffentlichte. Darunter sind viele Reaktionen von Nutzerinnen zu lesen, die Ähnliches erlebt haben. Aber nicht nur beim virtuellen Networking sind Frauen mit unangemessenen Kommentaren konfrontiert. Auch beim beruflichen Netzwerken bei Veranstaltungen berichten Betroffene immer wieder von grenzüberschreitendem Verhalten ihnen gegenüber. So kommt es zum Beispiel zu unpassenden Einladungen zu Abendessen. Aus diesem Grund gibt es immer häufiger sogenannte Awarness-Teams bei beruflichen Netzwerkveranstaltungen. Aber auch beim netzwerküblichen Austausch der Visitenkarten erleben Frauen, dass sie danach aufdringlich angeschrieben werden und mit zum Teil mit sexistischen Kommentaren konfrontiert sind.

Haben auch Sie als Frau beim Networking sexuelle Belästigung erlebt?

Nehmen Sie sexuelle Belästigung auf Karriereplattformen und bei Netzwerkveranstaltungen vermehrt wahr, und wie gehen Sie damit um? Wo ziehen Sie persönlich die Grenze, welches Verhalten Sie als unangemessen empfinden? Haben Sie schon einmal Frauen auf derartigen Plattformen angeschrieben, um ihr Profilbild zu kommentieren? Was hat Sie dazu bewogen? DER STANDARD plant zu diesem Thema einen weiterführenden Artikel, wenn Sie von Ihren Erfahrungen und Erlebnissen berichten möchten, posten Sie diese im Forum oder schreiben Sie – gerne auch anonym – an online.karriere@derstandard.at. (wohl, 13.9.2023)