Phil Spencer (rechts), Head of Xbox, würde am liebsten die ganze Branche aufkaufen, um die Konkurrenz zu minimieren. Ganz so einfach scheint es aber nicht zu sein.
AP

Nintendo sei ein "Prime Asset" für Microsoft, erfährt man aus Unterlagen, die durch die geplante Activision-Blizzard-Akquise nun ans Tageslicht gespült werden. Aber nicht nur geplante Übernahmen, auch neue Xbox-Designs, strategische Planungen und vieles mehr wurden in den letzten Tagen der Öffentlichkeit zugänglich – wohl nicht zum Gefallen von Microsoft.

Peinlich für Microsoft

Nachdem in dieser Woche bereits ein großer Leak den US-Konzern getroffen hat, sorgen nun Dokumente für Aufsehen, die offenbar ungeschwärzt auf eine Gerichtswebsite geladen wurden. Grund dafür war der in diesem Sommer stattgefundene Prozess rund um die Übernahme des großen Spielepublishers Activision-Blizzard durch Microsoft.

Gefunden wurden die Dokumente am Dienstag in dem Gaming-Forum "ResetEra" und dann von zahlreichen Medien aufgegriffen. Xbox-Chef Phil Spencer war schnell um Schadensbegrenzung bemüht, schließlich lassen die Leaks tief in das Denken von Microsoft Xbox blicken. Auf X, früher auch bekannt als Twitter, schrieb Spencer, dass man die geleakten Informationen gesehen habe, vieles davon aber nicht mehr aktuell sei.

"Es ist schwer, die Arbeit unseres Teams auf diese Weise geteilt zu sehen, weil sich mittlerweile so viel verändert hat. Bereits jetzt und auch in der Zukunft gibt es so viel, worüber man sich freuen kann", schrieb der Xbox-Chef. "Wir werden die tatsächlichen Pläne bekanntgeben, wenn wir dazu bereit sind."

Neue Xbox-Designs
Beide Xboxen sollen demnächst in überarbeiteter Form auf den Markt kommen.
The Verge
Xbox Controller 2023
Ein neuer Controller, der noch dieses Jahr erscheinen soll, verfügt über einige neue Features.
The Verge

Bessere Xboxen geplant

Gerüchte darüber gab es schon, jetzt ist es bestätigt: Microsoft hat bereits an einem verbesserten Modell seiner Xbox Series X gearbeitet. Mit dem Arbeitstitel "Brooklyn" soll bereits diesen November eine Konsole ohne Laufwerk, mit zwei Terabyte Speicher, einem USB-C-Anschluss an der Vorderseite und mit einem neuen Design auf den Markt kommen. Zusammen mit einem neuen Controller und schnellerem Wi-Fi soll der Preis in den USA laut den Dokumenten bei 499 Dollar liegen.

Auch eine neue Series S, also die etwas abgespeckte Xbox, ist in Planung, allerdings noch nicht so weit fortgeschritten. Laut den Dokumenten sollen eine bessere Festplatte und schnelleres Wi-Fi verbaut sein. Für 299 Dollar soll die Konsole dann zwei Monate nach der Series X auf den Markt kommen, um einen "eigenen Moment" für die kleinere Xbox zu ermöglichen.

Neuer Controller und Cloud-Gedanken

Unter dem Codenamen Sebile ist auch ein neuer Controller in Arbeit. Mit einer "Direct-to-cloud"-Verbindung, einem aufladbaren, aber auch tauschbaren Akku beziehungsweise "präzisem haptischem Feedback" steht wohl die nächste Generation ebenfalls kurz vor der Veröffentlichung.

Bis 2028 plant man zudem eine neue "hybride Spieleplattform", die von Grund auf den Cloud-Gedanken mittragen soll. "Wir werden neue Leistungsniveaus ermöglichen, die über die Fähigkeiten der lokalen Hardware hinausgehen", schrieb das Unternehmen in einem internen Dokument.

Wer nähert sich da aus dem Hintergrund? Ist es Phil Spencer von Xbox und will Mario exklusiv auf der Xbox?
AFP/INA FASSBENDER

Die Sache mit Nintendo

Eine nun veröffentlichte E-Mail aus dem Jahr 2020 lässt wissen, dass Spencer zu diesem Zeitpunkt Nintendo als "prime asset" für Microsoft bezeichnete. Man habe mit Nintendo "zahlreiche Gespräche" über eine engere Zusammenarbeit geführt, schrieb der Xbox-Chef damals den Microsoft-Managern Chris Capossela und Takeshi Numoto. Spencer betonte in der Mail, dass, wenn der japanische Spielekonzern je mit einer US-Firma zusammenarbeiten würde, Microsoft "in der besten Position" dafür wäre.

Spencer gab damals zu, dass eine von beiden Seiten gewünschte Fusion unmöglich sei, wohl weil Nintendo diesen Schritt nicht gehen wollte. Den Druck zu erhöhen sah der Xbox-Chef damals als keinen sinnvollen Weg, weshalb man auf das "long game" setzen wollte. Würde sich aber ein Fenster für eine Akquisition auftun, solle man sofort zuschlagen, schrieb Spencer. Sehr ähnliche Pläne hatte der Xbox-Chef für die Spielefirma Valve, wie das Dokument verrät.

Ein weiterer großer Knall, zumindest für die Spielecommunity, war die Information, dass man das kommende "The Elder Scrolls 6" exklusiv für PC und Xbox anbieten wolle. Playstation-Besitzer würden den Titel mit Sicherheit nicht erhalten, um so den eigenen Gamepass und die eigene Plattform zu stärken. Offiziell nahm Spencer dazu nie konkret Stellung. Bei der Übernahme von Bethesda, dem Hersteller der Rollenspielserie, ließ Microsoft lediglich wissen, dass man über eine etwaige Exklusivität von Titel zu Titel entscheiden werde. (aam, 20.9.2023)