Ein Schild der Mutterfirma von Facebook, Meta, fotografiert in Brüssel.
Chatbots mit unterschiedlichen Persönlichkeiten sollen junge Menschen ansprechen, damit sie länger online bleiben.
REUTERS/Yves Herman

Auch wenn der globale Durchschnitt der täglichen Internetnutzung mittlerweile täglich bei sechs Stunden und 40 Minuten liegt, möchten Social-Media-Unternehmen diese Zahl weiter erhöhen. Insbesondere Facebook ist unter jungen Nutzern mittlerweile als "Boomer"-App bekannt. Viele distanzieren sich von dem Medium und nutzen vermehrt Tiktok. Um junge, internetaffine Zielgruppen anzusprechen, die täglich etliche Stunden Werbung konsumieren, hat Mutterfirma Meta allerdings Instagram und seit Neuestem den Twitter-Klon Threads im Programm. Man ist ständig auf der Suche nach neuen Features und Services.

Gerüchten zufolge entwickelt Meta nun mehrere Chatbots, die insbesondere junge Nutzer ansprechen sollen. Verschiedene "Persönlichkeiten" würden laut Meta-internen Chats, die dem "Wall Street Journal" ("WSJ") vorliegen, dabei selbstständig den Nutzern Fragen stellen und "frecher" kommunizieren.

Persönlichkeiten mit kuriosen Antworten

Die Tests mit den KI-Chatbots förderten laut dem "WSJ" einige kuriose Antworten zutage. So soll ein Chatbot namens "Bob der Roboter" Testnutzer eher verwirrt zurückgelassen haben. Der Chatbot sieht sich als selbsternannten "Master" mit überlegenem Intellekt und soll einen messerscharfen Verstand und beißendem Sarkasmus aufweisen. Der Humor des Roboters wurde laut "WSJ" in Anlehnung an die berühmte Figur "Bender" aus der Zeichentrickserie "Futurama" entwickelt. Den dem "WSJ" vorliegenden internen Gesprächsprotokollen von Meta zufolge soll diese Persönlichkeit vor allem junge Menschen ansprechen. Der KI-Avatar habe auf kritische Fragen mit der Aussage "Stell mir deine Fragen, aber erwarte dir keine geschönten Antworten!" reagiert.

Man sieht die Hände einer Person, die ein Smartphone bedient: Am Screen erscheint das Bild einer jungen Frau als Avatar. 
Ein Nutzer erstellt mit einer Smartphone-App einen Avatar für einen KI-Chatbot.
REUTERS/Luka Inc.

Zusätzlich soll es für Online-Berühmtheiten und Influencer in Zukunft die Möglichkeit geben, einen eigenen Chatbot zu verwenden, um mit Fans und Followern zu interagieren. Kritikern zufolge könnte das Chatbot-Wettrüsten zu absurden Situationen führen. Treibt man die Idee auf die Spitze, würden Kommentare und Direktnachrichten auf Social Media in Zukunft von Chatbots verfasst werden, um dann wiederum von Chatbots beantwortet zu werden.

Massive Zunahme an KI-Chatbots

Ein Grund für die neue Funktion ist der derzeitige KI-Hype: Nach der Veröffentlichung von ChatGPT des Unternehmens OpenAI erhöhte auch Meta seine Investitionen in KI-Anwendungen, um sie in den hauseigenen Apps und dem Metaverse für Nutzer anzubieten. Es sind mittlerweile etliche Chatbots verfübar, viele davon auf Grundlage von OpenAIs ChatGPT: Snapchat startete MyAI, das Silicon-Valley-Start-up Character.AI entwickelte außerdem die Möglichkeit, mit bekannten Personen von Elon Musk bis Wladimir Putin zu chatten.

Laut Forschern der US-Universität Princeton führen Chatbots, denen Persönlichkeiten angedichtet werden, teilweise zu unerwarteten Problemen. Zweifelhafte Antworten und unerwünschtes Verhalten werden eher ausgeworfen. Snapchat hatte in einigen Fällen mit dem hauseigenen MyAI Schwierigkeiten, da es mit Nutzern unter anderem über Alkohol und Sex sprach. Trotz der offensichtlichen Probleme berichtet Snap-CEO Evan Spiegel, dass bereits mehr als 150 Millionen Personen das Tool nutzten.

Ob die Chatbots für die Tech-Unternehmen auch finanziell erfolgreich werden, bleibt laut "WSJ" aber fraglich. Aufrufe und Nutzung von Chat-GPT verringerten sich in den USA im Mai, Juni und Juli, bevor sie im August ihr Plateau erreichtem. Ob sich der Hype um KI-Chatbots langfristig halten wird, bleibt fraglich. Vorgestellt werden sollen die Persönlichkeits-Chatbots laut aktuellen Gerüchten auf dem "Meta Connect"-Event am Mittwoch und Donnerstag. (Sebastian Lang, 25.9.2023)