Warcraft Rumble
Das Spiel ist aktuell in der Beta verfügbar, soll aber noch dieses Jahr der Allgemeinheit via App-Stores zur Verfügung gestellt werden.
Blizzard

Der mobile Spielemarkt ist völlig überlaufen von täglichen Neuerscheinungen. Überleben können meist nur bekannte Namen oder alternativ Marken, die sich schon zu Beginn des mobilen Booms durchsetzen konnten und seitdem die Charts dominieren. Mit "Warcraft Rumble" versucht der etablierte Entwickler Blizzard, der primär für seine PC- und Konsolenspiele bekannt ist, seine Markenmacht in dieser umkämpften Umgebung einzusetzen. DER STANDARD hat sich die kurzweilige Action angesehen und neben dem interessanten Gameplay auch einen kritischen Blick auf die Monetarisierung des Free-2-Play-Titels geworfen.

Date Announce Teaser | Warcraft Rumble
Warcraft Rumble

Worum geht es?

2016 erschien mit "Clash Royale" ein interessantes Mobile-Game, das die erfolgreiche MOBA-Formel von Titeln wie "League of Legends" passend für den Smartphone-Spielermarkt verkleinerte und damit gleich im ersten Jahr rund 650 Millionen Dollar umsetzte. Im Jahr darauf waren es sogar über 700 Millionen Dollar, was gleichzeitig den finanziellen Höhepunkt des Spiels bedeutete.

"Clash Royale" läuft noch immer, Firmen wie Blizzard ("Diablo", "World of Warcraft") blickten aber wohl immer neidisch auf die Umsätze des Free-2-Play Titels. Am 3. November erscheint nun die passende Antwort. "Warcraft Rumble" kopiert sehr frech die Formel, ergänzt aber etliche Elemente, die das Konzept erweitern, beispielsweise eine umfangreiche Kampagne mit zahlreichen Bossgegnern oder auch neue Fertigkeiten für die einzelnen Charaktere mit steigenden Levels.

Worum geht es? Beide Spieler verfügen über eine Basis, die es zu verteidigen gilt. Ziel ist es, die jeweils gegnerische Basis zu zerstören. Zu diesem Zweck werden vor dem Spiel ausgewählte Figuren auf das Feld geworfen, die dann automatisch nach vorne laufen und angreifen. Die taktische Komponente ist dabei nicht zu verachten, verfügt jede Einheit doch über ganz individuelle Stärken und Schwächen. Manche Einheiten halten viel aus, machen dafür wenig Schaden. Andere können fliegen und wieder andere schicken nur einmalig einen Elektroschock auf die Gegner.

"Warcraft Rumble" erklärt dieses Konzept in den ersten Missionen, damit man ein grundlegendes Verständnis für die Mechanik bekommt. Während "Clash Royale" hier stehengeblieben ist, können die Levels bei Blizzards Ableger der Idee jedoch auch mehr als einen Bildschirm einnehmen. Dann gibt es auf einmal mehrere Türme zwischen den zwei Basen, mehrere Abzweigungen, Gold abzuschürfen oder andere zusätzliche Elemente. Dadurch verlängert sich allerdings auch die Spielzeit, die bei älteren Ablegern der Idee immer unter fünf Minuten lag. Als Belohnung bekommt man dafür eine größere taktische Herausforderung, fühlen sich doch viele Karten anders an und müssen auch dementsprechend anders angegangen werden.

Warcraft Rumble
Optisch braucht sich das Spiel vor der Konkurrenz nicht zu verstecken. Alle Einheiten sind wunderbar in Szene gesetzt und glänzen auch mit passenden Soundeffekten.
Blizzard

Die Sache mit dem Geld

Nun will Blizzard natürlich Geld mit diesem in den App-Stores kostenlos herunterladbarem Spiel verdienen. Das funktioniert wie bei "Clash Royale" und anderen Titeln dieser Art sehr einfach. Einheiten im Spiel müssen nämlich gelevelt, das heißt mit Ingame-Währungen stärker gemacht werden. Diese Ingame-Währung verdient man mit dem Spielen, lösen von täglichen Quests oder Boni, die das Spiel auf die User gelegentlich wirft. Am Ende des Tages braucht man aber, um erfolgreich gegen andere Spieler bestehen oder die sehr harten Dungeons lösen zu können, stärkere Einheiten. Wer viel spielt und schnell gegen aufgelevelte Gegner antritt, wird deshalb Echtgeld einwerfen müssen, denn sonst wird es schwer oder sogar unmöglich mitzuhalten.

Dieses Konzept hat sich schon oft bewährt und auch "Warcraft Rumble" setzt deshalb sehr klassisch darauf. Wer das nicht mag, der sollte einen großen Bogen um das Spiel machen. Wer gelegentlich ein paar Schlachtfelder spielen will, der wird wesentlich langsamer auf diese Barriere stoßen. Dennoch findet man sich immer wieder Angeboten gegenüber, die bestimmte neue Einheiten um zum Beispiel 1,99 Euro anbieten. Sogenannte "Tagesangebote" triggern natürlich oftmals, will man doch nichts verpassen.

Hier fällt man natürlich schnell in die Falle, diese Mikrobeträge zu unterschätzen und immer wieder zuzuschlagen. Genau so funktionieren diese Spiele und setzen damit Millionen um. Das grundsätzlich zu verurteilen ist sicher falsch, aber eine Warnung soll an dieser Stelle dennoch ausgesprochen werden. Mit diversen Belohnungsmechaniken, Soundeffekten und Angeboten arbeiten diese Spiele sehr professionell mit der Psyche von Spielern, dass dieser Einwurf von Geld sehr belohnend wirkt.

Satter Inhalt

An Inhalten fehlt es dem Spiel in jedem Fall nicht. So finden sich in der Kampagne neben den acht Gebieten, die jeweils über bis zu fünf Kämpfe und damit Endbosse verfügen, auch zusätzliche Dungeons und Schlachtzüge, die jedoch in der Beta noch nicht aktiviert waren. Hier sollen besonders große Belohnungen warten und bestimmte Einheiten stärkende Relikte, verspricht der Hersteller. Um den sozialen Aspekt nicht zu vergessen, gibt es Genre-typisch auch die Möglichkeit, Gilden beizutreten. Hier versammeln sich mehrere Spielerinnen und Spieler, können chatten oder gemeinsam in eine "Kriegskasse" einzahlen, um zusätzliche Boni freizuschalten.

Ansonsten verbringt man die meiste Zeit im Charakterbildschirm, wo man das eigene Deck von sechs Einheiten und einem Anführer zusammenstellt. Aus fünf Fraktionen können Anführer und Einheiten gewählt werden. Untote, Allianz, Horde, Black Rock und Beast. Wer die Marke "Warcraft" kennt, der wird viele bekannte Gesichter entdecken. Neben den aus dem Universum bekannten Rassen wie Trolle oder Gnome, finden sich auch markante Persönlichkeiten wie Tirion Fordring oder Thrall im Spiel.

Warcraft Rumble
Neue Helden und Einheiten können freigeschaltet oder gekauft werden.
Blizzard

Ersteindruck

"Warcraft Rumble" macht Spaß, keine Frage. Das Spielgeschehen ist Blizzard-typisch inszeniert, lebt also von der knallbunten Comic-Optik und den liebevoll designten Figuren, die man aufs Spielfeld wirft. Das Konzept selbst ist schnell erlernt und die kurzen Runden passen gut in den Alltag vieler potenzieller Spielerinnen und Spieler. Auch der umfangreiche Story-Modus lädt ein, viele Stunden in dieses Game zu versenken. Man muss sich aber vor Augen halten, dass das Spiel schnell im Schwierigkeitsgrad anzieht und eher nicht zur Entspannung nach einem anstrengenden Tag dient. Schon allein deshalb, weil größere Levels mehrere Kämpfe gleichzeitig zulassen und man schon fix sein muss, um richtig reagieren zu können.

Aber wie alle diese Games – egal ob im Solo-Modus oder online gegen andere Spieler – aktiviert sich auch bei "Warcraft Rumble" irgendwann die Monetarisierungsbremse, die sagt: zahlen oder stecken bleiben. Ohne regelmäßiges Aufrüsten der Einheiten ist nämlich schnell Schicht im virtuellen Schacht. Das trifft vor allem Vielspieler. Wer dazwischen immer wieder eine Runde spielt und sich nicht allzu ambitioniert gibt, der kann schon seinen Spaß haben.

Ob das Spiel am Ende, ähnlich wie direkte Konkurrenten à la "Clash Royale", über Jahre erfolgreich laufen wird, traue ich nicht zu prognostizieren. Dazu hat sich Blizzard zuletzt zu viele Fauxpas erlaubt. Deshalb bei Interesse einfach mal runterladen und schauen, ob es zusagt. Wenn man dann wirklich wochenlang begeistert spielt, kann man sich den Einwurf von Echtgeld immer noch überlegen. Für zehn Euro Fixpreis exklusive Ingame-Monetarisierung, außer für zusätzliche Levels oder Gegner zu einem späteren Zeitpunkt, würde ich das Spiel übrigens sofort ohne Einschränkung empfehlen. Mit dem gewählten Monetarisierungs-Modell kann ich mich einfach nicht anfreunden.

"Warcraft Rumble" erscheint am 3. November 2023 als Free-2-Play-Titel, also parallel zur Haus- und Hofmesse von Blizzard, der Blizzcon. (Alexander Amon, 7.10.2023)