Zwi Polizisten zwischen Absperrband in Ankara
Zwei Polizisten nach dem Anschlag in Ankara.
IMAGO/Tunahan Turhan / SOPA Imag

Ankara – Wenige Tage nach einem Anschlag der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in der Hauptstadt Ankara hat die türkische Luftwaffe erneut Ziele im Nordirak angegriffen. Es seien am Mittwochabend unter anderem die Kandil-Berge bombardiert worden, wo die PKK ihr Hauptquartier hat, teilte das Verteidigungsministerium in Ankara mit. Mehr als 20 Ziele seien zerstört worden, darunter Verstecke und Waffenlager. Zudem seien zahlreiche PKK-Kämpfer "außer Gefecht gesetzt" worden.

Am Sonntag waren bei einem Selbstmordattentat vor dem Innenministerium in Ankara zwei Polizisten verletzt worden. Ein weiterer Angreifer wurde bei einem Schusswechsel getötet. Die PKK bekannte sich zu dem Anschlag, auch die türkischen Behörden identifizierten die Attentäter später als PKK-Mitglieder. Bereits unmittelbar nach dem Anschlag hatte das Militär Luftangriffe im Nordirak geflogen.

Die PKK ist in der Türkei, Europa und den USA als Terrororganisation gelistet. In dem seit Jahrzehnten andauernden Konflikt mit dem türkischen Staat sind Zehntausende Menschen getötet worden. Ein Friedensprozess war 2015 gescheitert.

Infrastruktur- und Energieanlagen "legitime Ziele"

Außenminister Hakan Fidan sagte am Mittwoch in Ankara, die Angreifer seien in Syrien ausgebildet worden und von dort aus illegal in die Türkei gelangt. "Die Reaktion unserer Streitkräfte auf diesen Terroranschlag wird äußerst klar sein", sagte Fidan. "Sie werden es erneut bereuen, eine solche Tat begangen zu haben." Von nun an seien alle Infrastruktur- und Energieanlagen der PKK sowie der Kurdenmiliz YPG in Syrien und dem Irak das "legitime Ziel" der türkischen Sicherheitskräfte.

Die Türkei hat bereits mehrmals Militäreinsätze gegen die PKK im Irak und gegen die Kurdenmiliz YPG in Syrien geführt. Ankara sieht die YPG als Ableger der PKK in Syrien und listet beide als Terrororganisationen auf. Die USA und Europa wiederum sehen nur die PKK als Terrororganisation an - die Kurdenmiliz YPG dagegen ist in Syrien Partner der USA im Kampf gegen die jihadistische Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

In der Türkei hat es in der Vergangenheit immer wieder Anschläge gegeben. Im November 2022 explodierte auf der Istanbuler Einkaufsstraße Istiklal eine Bombe. Dabei wurden sechs Menschen getötet. Nach Angaben der türkischen Regierung hatte die Attentäterin Verbindungen zur syrischen Kurdenmiliz YPG. Diese bestritt, hinter dem Anschlag zu stecken. (APA, 4.10.2023)