Isabelle Blanc betreibt die Buchhandlung Musette Shop. Privat lebt sie in einer Wohnung in Wien-Neubau, die ein Jahr lang intensiv umgebaut wurde.

"Dieser Schrank ist ein Wahnsinn, oder? Früher war das hier eine Schlosserei, 1905 errichtet, eine richtig schöne Werkstatt mit Dachflächenfenstern und zwei gusseisernen Säulen, und in diesem Holzschrank hinter mir wurden diverse Kleinteile aus Metall gelagert. Lauter kleine Fächer, zum Teil leicht verschiebbar, und auf den Türen und Fachböden sieht man noch die damaligen Beschriftungen: Ringe, Schnallen, Seitenhenkel, Miederecken, Flakonstützen, Hundeplattln und kleine Nusserln. Es ist ein Möbel, das Geschichte und Identität ausstrahlt, eine Zeitreise in die Vergangenheit, ein atmosphärisches Dokument. Allein schon aufgrund dieses uralten Kastens haben wir uns auf Anhieb in diesen Ort hier verliebt.

Wohngespräch mit Isabelle Blanc
Isabelle Blanc mit ihrem portugiesischen Wasserhund Amado im Wohnzimmer. Der Rücksitz stammt aus einem VW-Bus, wird den Großteil des Jahres aber als Fauteuil genutzt.
Lisi Specht

Wir wollten immer schon eine Wohnung haben, die wir selbst umbauen und selbst umgestalten können, ein Ort, an dem wir uns auch ein bisschen austoben können. Und dann sind wir, das muss vor 17 Jahren gewesen sein, im Immobilien STANDARD auf eine interessante Anzeige gestoßen. Oui, c’est ça! Einfach perfekt! Schon am Telefon meinte der Makler: 'Ja, wir können uns gerne einen Besichtigungstermin ausmachen, aber ich warne Sie vor, das ist eine Ruine!' Gleich am Nachmittag waren wir vor Ort. Oh ja, das war wirklich eine Ruine, aber was für eine Energie! Natürlich haben wir diverse Schätzungen und Gutachten erstellen lassen, aber der Kauf war dann eigentlich rasch entschieden.

Wohngespräch Isabelle Blanc
Das Piano hat Isabelle Blanc von ihrer Oma bekommen, als sie zehn war.
Lisi Specht

Natürlich mussten wir ein bissl was an Arbeit reinstecken. Wir haben den alten, kaputten Holzboden rausgerissen, aus den schönsten Dielen hat mein Mann Andi dann einen Tisch gebaut, wir haben den Boden abgedichtet, die Wände gedämmt, das Dach isoliert, denn stellenweise hatte es hineingeregnet, haben Wasser, Heizung und Strom komplett neu eingezogen, den Trockenbau gemacht, ein Bad eingebaut, einen Ofen aufgestellt und so weiter. Vor allem die Abbrucharbeiten haben wir selbst gemacht, den Bauschutt mit der Schubkarre bis zur Straße gefahren, Tonnen von Material! Insgesamt hat die Baustelle von Vertragsunterzeichnung bis Einzug circa ein Jahr gedauert, es ging also eigentlich recht flott. Alles in allem war das damals genau der richtige Moment. Heute wäre so ein Projekt für uns nicht mehr leistbar.

Wohngespräch Isabelle Blanc
"Die Möbel sind uns zugeflogen", sagt Blanc.
Lisi Specht

Die Wohnung liegt in der Kaiserstraße im siebten Bezirk, in einem schönen, ruhigen Innenhof. Ich wohne hier, wie gesagt, mit meinem Mann und unseren beiden Söhnen, die gerade im Teenageralter sind, die einfachste Zeit des Lebens! Das Wohnzimmer ist das Herzstück unserer Wohnung, groß genug, um sich auch einmal aus dem Weg zu gehen, wenn wieder einmal irgendwer spinnt.

Wohngespräch Isabelle Blanc
In dem alten Holzschrank wurden früher Kleinteile aus Metall gelagert.
Lisi Specht

Die Möbel sind uns zum überwiegenden Teil auf Flohmärkten und auch innerhalb der Familie zugeflogen. Die beiden roten Fauteuils haben 25 Euro das Stück gekostet, die Vitrine ist ein Louis-Quinze-Nachbau aus Frankreich, die Stühle am Esstisch stammen aus einem der Restaurants meines Großvaters, das elfenbeinfarbene Piano habe ich von meiner Oma bekommen, als ich zehn war und sie noch große musikalische Visionen für ihre Enkelin hatte, der Holzschrank ist voll mit historischen Isolatoren aus Österreich, Frankreich, Albanien, Norwegen und Kuba, einfach wunderschöne Objekte, und der Rücksitz stammt aus unserem VW-Bus. Wenn wir grad Besuch aus Frankreich haben, ist er im Auto eingebaut, sodass wir alle Platz haben. Die restliche Zeit steht er als Fauteuil im Wohnzimmer.

Wohngespräch Isabelle Blanc
Die Vitrine ist ein Louis-Quinze-Nachbau aus Frankreich.
Lisi Specht

Das Leben hat es bislang gut mit mir gemeint. Es hat sich anders entwickelt als gedacht, ganz nach dem Motto: Go with the flow! Daher habe ich ehrlich gesagt auch keinen Wunsch für die Zukunft. Das Leben ist ohnehin unberechenbar, es schlägt einem manchmal ein böses Schnippchen, aber dafür überrascht es einen auch immer wieder mit wundervollen Dingen. Ich lasse mich also weiterhin überraschen. Einen Traum habe ich aber doch: Im Alter will ich mit unserem VW-Bus durch die Welt reisen."