Naypyidaw – Bei einem Militärangriff auf ein Lager für Vertriebene im Norden Myanmars sind mindestens 29 Menschen getötet und fast 60 weitere verletzt worden. "Wir fanden 29 Leichen, darunter Kinder und ältere Menschen, 56 Menschen wurden verwundet", teilte der Sprecher der das Gebiet kontrollierenden Rebellenorganisation Kachin Independence Army (KIA), Oberst Naw Bu, der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag mit. Der Angriff ereignete sich demnach bereits am späten Montagabend.

"Ich war zwei Kilometer entfernt, als die Attacke passierte. Zuerst haben wir dreimal Artilleriefeuer gehört und dann einen furchtbaren Knall", erklärte der Aktivist Aung Hein Min. "Wir haben keine Flugzeuge gehört", sagte auch Rebellensprecher Naw Bu. Es werde geprüft, ob das Militär eine Drohne eingesetzt habe, um das Lager in der Nähe der Stadt Laiza an der chinesischen Grenze anzugreifen.

Junta-Sprecher Zaw Min Tun sagte, das Militär untersuche die Berichte. Womöglich habe ein Bombenlager der Rebellen in dem Gebiet eine Explosion verursacht, fügte er hinzu, ohne jedoch Belege dafür anzuführen.

Soldaten Myanmar
Seit dem Putsch im Jahr 2021 haben sich die Kämpfe zwischen der Rebellenorganisation und dem Militär verschärft.
REUTERS

Immer wieder Auseinandersetzungen

Die Kachin Independence Army ist eine der ältesten und mächtigsten Rebellengruppen des Vielvölkerstaates Myanmar. Sie kämpft gegen das Militär, das sich im Februar 2021 an die Macht geputscht hatte. Die mit großer Mehrheit gewählte Regierung von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi (78) wurde dabei gestürzt, Suu Kyi sitzt im Gefängnis.

Bei Luftangriffen des Militärs auf ein von der KIA organisiertes Konzert waren im Oktober letzten Jahres 50 Menschen getötet und 70 verwundet worden.

Überschwemmungen im Süden des Landes

Unterdessen ist der Süden Myanmars nach extremem Monsunregen von meterhohen Überflutungen heimgesucht worden. Besonders schlimm ist die Situation in der Region Bago im Süden des Landes, wo mehr als 14.000 Menschen flüchten mussten. Auch der Bahnverkehr zwischen den größten Städten des Landes sei wegen der Wassermassen unterbrochen, berichtete das staatliche Fernsehen am Dienstag. Betroffene baten auf sozialen Medien dringend um Hilfe. Besonders nötig würden Kleider und Lebensmittel benötigt, hieß es.

Überschwemmung in Bago
Die Straßen in der Region Bago stehen nach dem extremen Monsunregen unter Wasser.
AFP/SAI AUNG MAIN

"Die Überschwemmungen haben am Samstag nach drei Tagen pausenlosen Regens begonnen", sagte Nway Nway, eine Einwohnerin der Stadt Bago, der Deutschen Presse-Agentur. "Das Wasser steht sehr hoch, die Situation ist schlimm. Einige hier haben alles verloren", erzählte die 21-Jährige. Retter kämen derzeit nur mit Booten zu den betroffenen Gebieten durch, sagte ein anderer Bewohner, Myo Min. "Um diese Jahreszeit gibt es oft Überschwemmungen, aber dieses Mal ist es viel schlimmer." Die Menschen seien darauf nicht vorbereitet gewesen. (APA, red, 10.10.2023)