Das Bild zeigt Amazon-Roboter
Ein neuer Mitarbeiter bei Amazon heißt Digit und soll die Verwaltung von Behältern in Logistikzentren optimieren.
Amazon

Der Online-Versandhändler Amazon hat wieder einmal ehrgeizige Pläne. Über ein neues System mit der Bezeichnung Sequoia will man Produkte künftig KI- und robotikgestützt für den Versand vorbereiten. Das Ziel: Bestellungen sollen schneller – aber gerade deshalb auch sicherer – abgewickelt werden können. Das Unternehmen betont in diesem Zusammenhang zwar die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine. Es bleibt allerdings unklar, wie sich die Einführung auf die Beschäftigtenzahl des Unternehmens auswirken wird. Unterdessen plant Amazon für 2024, die Drohnenzustellung auch für Kundinnen und Kunden in Europa anzubieten – Großbritannien und Italien sollen den Anfang machen.

Mehr Effizienz mit Sequoia

Wie das "Wall Street Journal" berichtet, ist Amazon dabei, seine Lagerhäuser grundlegend zu überarbeiten, um die Produktlieferungen zu beschleunigen. Das neue System, das nach den in Kalifornien beheimateten riesigen Bäumen Sequoia genannt wird, verspricht eine um 25 Prozent schnellere Auslieferung und eine um 75 Prozent schnellere Bestandsverarbeitung. In einem Warenlager im US-amerikanischen Houston wurde dieses System bereits eingeführt.

Die Umstellung beinhaltet einen neuen Ablauf, bei dem die Produkte in Behältern zu einer neuen Sortiermaschine transportiert werden, die den Sparrow-Roboterarm und computerbasiertes Sehen nutzt. Der aktualisierte Prozess zielt darauf ab, Verletzungen am Arbeitsplatz zu reduzieren, indem die Produkte in Hüfthöhe ausgeliefert werden, wodurch anstrengendes Greifen oder schweres Heben, das zuvor von den Mitarbeitern verlangt wurde, vermieden werden.

Umdenken erforderlich

Amazons Bemühungen im Bereich der Robotik zielen generell darauf ab, eine Maschine zu entwickeln, die der Beweglichkeit und Vielseitigkeit des menschlichen Arms entspricht. Damit positioniert sich das Unternehmen auf dem US-Markt unter anderem gegen Konkurrenten wie Walmart, die ebenfalls dabei sind, traditionelle manuelle Tätigkeiten durch Roboter zu ersetzen. Eine wichtige Erkenntnis daraus ist jetzt schon, dass eine erfolgreiche Integration von Robotern eine vollständige Umgestaltung der traditionellen Lagerabläufe erfordert. So sind die Roboterarme wie erwähnt beispielsweise besser für die Handhabung von Artikeln in Behältern als in Regalen geeignet.

Trotz des technologischen Fortschritts bleibt Amazons Geschichte in Bezug auf die Sicherheit der Mitarbeiter ein strittiges Thema. Das Streben nach schnelleren Abläufen hat zu Bedenken hinsichtlich der Sicherheit der Mitarbeiter geführt, insbesondere durch die verstärkte Präsenz von Robotern. Nichtsdestotrotz behauptet Amazon, dass Innovationen wie Sequoia die Sicherheit der Mitarbeiter erhöhen würden. Die Roboter sollen laut Amazon monotone Aufgaben übernehmen und im Einklang mit menschlichen Mitarbeitern arbeiten können. Mit einem zweibeinigen Roboter namens Digit, der von Agility Robotics entwickelt wurde, versucht man derzeit zudem die Verwaltung solcher leerer Behälter zu optimieren.

Prime Air kommt nach Europa

Darüber hinaus will Amazon sein Drohnenlieferprogramm ausweiten. Dazu zählt auch, dass Prime Air schon im Jahr 2024 erstmals in Europa abheben soll. Die Drohnenlieferungen sind vorerst auf Großbritannien und Italien beschränkt, beginnen mit einem einzigen Standort in jedem Land und sollen nach und nach auf weitere Standorte ausgeweitet werden. Durch den Einsatz von Drohnen in größeren Lieferzentren in Großbritannien und Italien verspricht man, den Kunden auch eine größere Auswahl an Artikeln zur Verfügung stellen zu können.

Ist die Drohnenzustellung eine Option im eigenen Gebiet, können sich Amazon-Kunden für diese Zustellmethode entscheiden, wenn die infrage kommenden Artikel weniger als 2,27 Kilogramm (fünf Pfund) wiegen. Die Auswahl an Artikeln, die per Drohne geliefert werden können, ist groß und reicht von Büro- und Technikartikeln bis hin zu Haushaltswaren und Kosmetikartikeln. Die Zustellung erfolgt am gleichen Tag: In den USA setzt Amazon seit fast einem Jahr Drohnen ein, um Kunden an den ersten beiden Prime-Air-Standorten in weniger als einer Stunde mit Waren beliefern zu können.

Trotz eines etwas schleppenden Starts, bei dem Prime Air in den ersten Wochen nur wenige Haushalte in Texas und Kalifornien belieferte und mit einigen Herausforderungen konfrontiert war, blieb Amazon beharrlich. Das Unternehmen arbeitet aktiv mit Regulierungsbehörden und Regierungen auf der ganzen Welt zusammen, um den Ausbau der Drohnenzustellung zu fördern.

Technologisch wird Amazon bald mit dem Einsatz der MK30-Drohne beginnen, eines Modells, das im vergangenen November vorgestellt wurde. Die MK30 hat eine doppelt so große Reichweite wie ihre Vorgängermodelle und hält einer größeren Temperaturspanne stand. Sie funktioniert sogar bei leichtem Regen und ist außerdem kompakter, leichter und leiser als ältere Modelle. Die MK30 soll in der Lage sein, Hindernisse auf dem Zustellweg zu erkennen und zu umgehen. In Kombination mit weiteren Manövrierfähigkeiten auf engem Raum soll die MK30 laut Amazon in der Lage sein, Pakete auch in dichtbesiedelten Vorstädten mit begrenztem Platz im Freien auszuliefern (bbr, 19.10.2023)