Vor 35 Jahren fand der Wiener Architekt Albert Wimmer im Salzkammergut ein verwunschenes Haus. Nun hat er es seinen Kindern überlassen und sich nebenan seinen Wohntraum erfüllt.

"Meine Frau und ich haben vor 35 Jahren beschlossen, dass wir uns im Salzkammergut einen sozialen Treffpunkt für die Familie schaffen wollen. Wir haben beide einen starken Bezug zu der Gegend – ich war in meiner Kindheit viel am Traunsee und meine Frau in Bad Ischl. Die Suche war damals schon schwierig, aber letztendlich haben wir ein verwunschenes Haus mit verwunschenem Garten gefunden und lieben gelernt. Es wurde zu einem Treffpunkt für die ganze Familie.

Albert Wimmer in seinem Haus, das im heurigen Juni fertiggestellt wurde.
Albert Wimmer in seinem Haus, das im heurigen Juni fertiggestellt wurde.
Lisi Specht

In den letzten Jahren haben die Kinder und die Enkelkinder dieses Haus nach und nach übernommen. Daher habe ich einen radikalen Entschluss gefasst: Bevor ich mich von den Kindern ganz raushauen lasse, mache ich einen Schritt zur Seite und wage einen Neustart mit meiner Frau.

Diese Entscheidung fiel in die Zeit der Pandemie. Im März 2020 wurden von einem Tag auf den anderen sämtliche Termine gecancelt. Nachdem wir die Laptops dabei hatten, sind wir sechs Wochen lang hiergeblieben. So viel Zeit hatten wir hier vorher nicht. Damals hat es sich auch ergeben, dass ein unbebautes Nachbargrundstück zu haben war. Und so begann ich zu skizzieren.

Das Schwimmbecken ist mit Gegenstromanlage ausgestattet und wird nun in der kälteren Jahreszeit anstatt des Sees genutzt.
Das Schwimmbecken ist mit Gegenstromanlage ausgestattet und wird nun in der kälteren Jahreszeit anstatt des Sees genutzt.
Lisi Specht

Eigentlich ist dieses Haus eine einfache Geschichte. Es handelt sich um ein U-förmiges Atriumhaus mit einer Wohnfläche von 150 Quadratmetern im Erdgeschoß. Unten spielen sich Küche, Essen, Wohnen ab, oben gibt es noch einmal drei Zimmer. Und quer zur Terrasse ist ein Schwimmbecken an der Grenze zwischen innen und außen. Wir haben Ende 2021 mit dem Bau begonnen und waren im heurigen Juni fertig.

„Es ist stimmig, es ist einfach, es ist pflegeleicht“, sagt Albert Wimmer über sein Atriumhaus im Salzkammergut.
„Es ist stimmig, es ist einfach, es ist pflegeleicht“, sagt Albert Wimmer über sein Atriumhaus im Salzkammergut.
Lisi Specht

Das alte Haus nebenan hat viele alte Elemente und einen extremen Wohlfühlcharakter. Das neue Haus ist ein Gegenstück dazu, es ist sehr cool und reduziert und nicht belastet mit Krimskrams. Es ist stimmig, es ist einfach, es ist pflegeleicht. Die Betondecken habe ich so belassen. Die Holzflächen sind aus Ahorn, und beim Boden handelt es sich um Terrazzo. Wir haben viel Glas verwendet, dadurch gibt es ein enges Zusammenführen mit dem Freiraum. Man sieht in die Weite – das brauche ich, um meinen Gedanken freien Flug geben zu können.

Ich beschäftige mich gern mit altem Handwerk, das langsam verloren geht. Früher hat es auf Fassaden Texturen gegeben – der Besenstrich wurde nicht vertikal, sondern horizontal geführt. Wenn man das macht, dann dauert es länger, aber dafür kriegt die Fassade eine Textur der Räumlichkeit, fast wie ein Relief. Das können heute viele nicht mehr. Ich habe die Technik mit den Maurern gemeinsam erarbeitet.

Oben auf dem Dach wachsen die Blumen.
Lisi Specht

Meine Frau würde das Haus so beschreiben: Es ist ein Schwimmbad mit angehängtem Wohnen. Das Schwimmbecken mit ordentlicher Gegenstromanlage war mir wichtig. Ich bin mir dessen bewusst, dass man mit zunehmendem Alter etwas tun muss, um fit zu bleiben. Im Sommer geht das im See, im Winter habe ich mein Schwimmbad. Die Enkelkinder freut es natürlich auch. Manchmal sind ganze Scharen an Kindern da.

Hinüber zum alten Haus gibt es keinen Zaun. Der ist auch nicht nötig. Es gibt den sozialen Respekt, dass man nicht mit der Tür ins Haus fällt. Wenn meine Frau und ich einmal nicht mehr sind, werden die Kinder auch dieses Haus übernehmen. Aber im Moment ist genug Platz für alle da.

"Eigentlich ist dieses Haus eine einfache Geschichte", sagt Albert Wimmer.
Lisi Specht

Das Wichtigste beim Wohnen ist, dass man sich regenerieren und wohlfühlen kann und einen starken Naturbezug erleben darf. Natur und Zuhausesein sind für mich eine Einheit. Und ja, Bauen geht auch ohne dass man dafür die Umwelt zerstört, darum haben wir oben auf dem Flachdach nicht ein bisschen Gras, sondern eine richtige Blumenwiese.

Das, was ich mir hier erträumt habe, ist gelungen. Ich würde heute nicht einen Strich anders machen. Für mich ist die Story nun abgeschlossen. Meinen Wohntraum habe ich mir fürs Erste erfüllt." (23.10.2023)