Junge Frau hält einen roten Luftballon vor dem Gesicht.
Das Lachgas wird aus Kartuschen in Luftballons gefüllt und dann eingeatmet. Der Kick hält maximal ein paar Minuten an.
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Lachgas kennen viele vor allem vom Besuch bei der Zahnärztin. Dort wird es vorrangig bei Angstpatienten eingesetzt. Denn Distickstoffmonoxid, so der eigentliche Name, wirkt entspannend, befreit von Ängsten und hat auch eine sedierende Wirkung. Die Patientinnen und Patienten können so die Behandlung viel entspannter über sich ergehen lassen. Mittlerweile taucht es aber auch auf Partys aus – als völlig legale Droge. Lachgas kann man nämlich ganz einfach online bestellen oder im Supermarkt kaufen. Denn nicht nur der Zahnarzt benutzt das Gas. Es ist auch in den kleinen Gaskartuschen, die zum Aufschäumen von Schlagobers verwendet werden.

In Deutschland wird das Gas immer öfter missbräuchlich angewendet, die Zahlen steigen dramatisch, berichtet das "Deutsche Ärzteblatt". Und auch für Österreich geht man davon aus, dass immer mehr Jugendliche den kurzen Rausch ausprobieren. "Aber genaue Zahlen gibt es nicht", sagt Kurt Fellöcker, Leiter für Suchtberatung und -prävention an der Fachhochschule St. Pölten. Das ist nicht nur beim Lachgas so, auch bei anderen Rauschmitteln sind die fehlenden Zahlen ein großes Problem, betont der Experte: "Wir haben einfach kein vernünftiges Drogen-Monitoring. Das ist vielleicht bei Lachgas noch weniger bedenklich, weil es so gut wie nicht abhängig macht. Aber bei anderen Substanzen wie etwa LSD ist das durchaus schwierig."

Social Media animiert zum Nachahmen

Distickstoffmonoxid macht nicht süchtig, aber trotzdem sollte es nicht in die Hände von Jugendlichen gelangen. "Beim Einatmen erzeugt Lachgas einen ganz kurzen Rausch. Der bringt Glücksgefühle und Euphorie, aber man kann auch kurz etwas wegtreten", erklärt Fellöcker. Manchmal kommt es auch zu einem Lachkrampf, wie es der Name schon andeutet. Und natürlich gibt es auch Nebenwirkungen, und die sollte man nicht unterschätzten. Schwindel, Erbrechen, Lähmungserscheinungen bis hin zur Ohnmacht kann der Sauerstoffmangel auslösen. Im Jahr 2021 starb eine 17-jährige Grazerin vermutlich an einer Überdosis Lachgas. Nachdem das Mädchen vermutlich mehrere Kartuschen Lachgas inhaliert hatte, wurde es wegen Sauerstoffmangels bewusstlos und verstarb später im Krankenhaus. DER STANDARD berichtet hier.

Auch die Art der Einnahme kann übrigens Vergiftungen und Erfrierungen auslösen – nämlich wenn man das Gas direkt aus der Kartusche einatmet. Um diese Gefahr zu umgehen, füllen es die Jugendlichen vorher oft in Luftballons und inhalieren es erst dann. Fachleute finden vor allem das Alter der Konsumierenden besorgniserregend. Die werden immer jünger, zeigen die Zahlen aus Deutschland. Das liegt auch an Social Media. Insbesondere Videos auf Tiktok, in denen sich Jugendliche beim Einatmen von Lachgas filmen, animieren zur Nachahmung. Und da Tiktok immer beliebter wird, wie Zahlen des Jugend-Internet-Monitors von Saferinterntet.at zeigen, werden diese Videos noch häufiger angeklickt. Im Jahr 2020 konsumierten rund 42 Prozent der Jugendlichen regelmäßig Videos auf Tiktok, im Jahr 2023 waren es bereits 68 Prozent.

Gefährlich sei Lachgas vor allem, weil es frei verkäuflich ist. In den Niederlanden wird es darum seit Jahresbeginn als Betäubungsmittel eingestuft und darf nur noch für technische oder medizinische Zwecke eingesetzt werden. In Großbritannien wird derzeit über ein Verkaufsverbot diskutiert, und in Frankreich und Belgien ist die Abgabe an Minderjährige mittlerweile verboten. In Österreich sei laut Fellöcker die Lage jedoch derzeit nicht so problematisch. Er würde im Moment "ein Verbot als unverhältnismäßig einschätzen". Aber es gilt, die Entwicklung weiter zu beobachten. (Jasmin Altrock, 30.10.2023)