Elon Musk im Portrait vor einem Twitter-Logo
Elon Musk macht die Anti-Defamation League für den Rückgang bei den Werbegeldern verantwortlich.
REUTERS/DADO RUVIC

Die Banken, die Elon Musks Übernahme von Twitter mitfinanziert haben, erwarten laut "Wall Street Journal" ("WSJ") einen Verlust von rund zwei Milliarden Dollar, weil sie Teile der Kredite abschreiben müssen. Als Musk, der reichste Mensch der Welt, im vergangenen Oktober zustimmte, das Social-Media-Unternehmen für 44 Milliarden Dollar zu kaufen, lieh er sich rund 13 Milliarden US-Dollar von Instituten wie Morgan Stanley, der Bank of America und Barclays. Die Kredite sind durch einen Teil der Tesla-Aktien von Musk besichert. Im ersten Jahr nach Musks Übernahme hat die Plattform X, wie Twitter jetzt heißt, mit einer Reihe von Problemen zu kämpfen.

Fidelity, ein Vermögensverwalter mit Beteiligungen an X, hat die Bewertung der Plattform um zwei Drittel gesenkt. Damit wäre das Unternehmen rund 15 Milliarden Dollar wert. Banker, die mit dem Geschäft vertraut sind, sagten dem "WSJ", dass X aufgrund des umstrittenen Managementstils von Musk und des schwindenden Werbemarktes ein Junk-Bond-Rating erhalten könnte, was bedeutet, dass das Unternehmen Gefahr läuft, die Kredite nicht mehr bedienen zu können. Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind, sagten der Zeitung, dass die Banken mit einem Verlust von 15 Prozent rechnen – also insgesamt zwei Milliarden Dollar.

Umbenennung in X führte zu Nutzerschwund

Verglichen mit den Milliarden Nutzern von Facebook und Instagram war Twitter selbst vor der Übernahme von Musk mit 238 Millionen täglichen Nutzern eine kleine Plattform. Aber: Twitter war die einflussreichste politische Plattform, was wiederum der Marke zugute kam. Laut der neuen Geschäftsführerin von X, Linda Yaccarino, hat das soziale Netzwerk 225 Millionen aktive Nutzerinnen und Nutzer, was auf einen Rückgang hindeuten würde.

Nach Angaben des Analyseunternehmens Similarweb gingen die Besuche auf X im September gegenüber dem Vormonat um zehn Prozent auf 5,8 Milliarden zurück. Bruce Daisley, der ehemalige Europachef von Twitter, sagte gegenüber dem "Guardian", die Umbenennung habe einem Unternehmen geschadet. Twitter sei im "Markenhimmel" gewesen. "Mit dem Produkt stimmte vieles nicht, aber die Marke gehörte zu den besten Unternehmen der Welt", sagte er. "So unterschiedliche Namen wie Barack Obama, Kim Kardashian, The Rock und Greta Thunberg benutzten den Namen und halfen, die Plattform zu bewerben. Musk hat all das zerstört."

Werbekunden sagen Tschüss

Laut Daten von Apptopia sind die Downloads der App zwischen Juli und September um fast 30 Prozent zurückgegangen. Das Marketingunternehmen Ebiquity, das Werbung für Großkunden schaltet, gab an, dass nur zwei ihrer 70 Großkunden jüngst auf X geworben haben.

Fast 90 Prozent des Umsatzes von 5,1 Milliarden Dollar von Twitter im Jahr 2021 entfielen auf Werbung. Diese Summe dürfte eingebrochen sein, weil viele Werbekunden die Plattform mittlerweile meiden. In einem Beitrag im Vormonat erklärte Musk, dass die Werbeeinnahmen in den USA um 60 Prozent zurückgegangen seien. Er hatte auch einen Schuldigen ausgemacht: Die Anti-Defamation League hätte Druck auf die Werbewirtschaft ausgeübt. Die Organisation tritt vor allem gegen Diskriminierung und Diffamierung von Juden ein.

Während der CEO Verschwörungserzählungen verbreitet, drohen X von staatlichen Stellen enorme Strafen. Das US-Justizministerium untersucht, ob das "chaotische Umfeld" auf der Plattform unter Musk gegen eine Regierungsanordnung verstoßen hat, die eine Überarbeitung der Datensicherheit und des Datenschutzes verlangt. Die US-Börsenaufsichtsbehörde untersucht das Verhalten des Tesla-Chefs im Vorfeld der Übernahme. In der Europäischen Union läuft ein Verfahren im Rahmen des Digital Services Act. Die Kommission vermutet, dass Twitter systematisch gegen die Rechtsnorm verstößt und nicht gegen Hassrede, Belästigung, Bedrohungen und Aufrufe zur Gewalt vorgeht. (pez, 27.10.2023)