Rosafarbenes Axolotl
Biochemikerin Elly Tanaka erforscht am IMP die erstaunliche Regenerationsfähigkeit der Axolotl.
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Zwei neue Forschungsprojekte, an denen federführend in Österreich tätige Forscherinnen und Forscher beteiligt sind, erhalten Förderungen des Europäischen Forschungsrats (ERC). Im Rahmen der Synergy Grants bekommen 37 Forschungsgruppen einen mit jeweils rund zehn Millionen Euro dotierten Förderpreis. Der ERC weist auch noch bei einem dritten Vorhaben eine Austro-Beteiligung aus, wobei der Indologe Borayin Larios laut Angaben der Universität Wien das Projekt nicht in Wien durchführen wird, hieß es seitens der Uni.

Insgesamt investiert der ERC im Rahmen dieser Vergaberunde 395 Millionen Euro in Projekte, die ohne die enge Zusammenarbeit in diesen kleinen Gruppen nicht möglich wären. Durch die Kombination von einander ergänzenden Fähigkeiten und Ressourcen sollen dabei ambitionierte wissenschaftliche Problemstellungen im Grenzbereich zwischen Disziplinen bearbeitet werden. Insgesamt verzeichnete man dieses Mal 395 Einreichungen. Die meisten mit den Förderpreisen bedachten Wissenschafterinnen und Wissenschafter führen ihre Projekte in Deutschland durch (27). Es folgen Frankreich mit zwölf und die Niederlande mit sieben Projekten. Insgesamt werden die 37 Projekte von 135 Forschungsleitern und -leiterinnen geführt.

Gewebe nachwachsen lassen

Davon sind zwei derzeit an österreichischen Einrichtungen tätig. Eine davon ist die Biochemikerin Elly Tanaka vom Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien. Sie erforscht seit Jahren die erstaunliche Regenerationsfähigkeit des mexikanischen Schwanzlurches Axolotl, kürzlich berichtete DER STANDARD hier über ihre Forschung. Im Rahmen des neuen ERC-Projekts namens Axo Brain werden sich Tanaka und ihr Team mit den Forschungsgruppen von Barbara Treutlein an der ETH Zürich und Kevin Briggman vom Max-Planck-Institut für Neurobiologie des Verhaltens in Bonn mit der Vermessung des Gehirns des eigentümlichen Tieres beschäftigen, das sein Leben lang im Larvenstadium bleibt.

So gehe man daran, eine genaue Landkarte des Salamanderhirns anzufertigen, heißt es vonseiten des IMP. Überdies widme man sich der Entwicklung neuer Methoden zur Erforschung von verletztem Gehirngewebe und den Mechanismen der Regeneration von Nervenschaltkreisen. Letztlich will man Grundlagen für "innovative Strategien, um Säugetiergewebe nachwachsen zu lassen", liefern. Die rund neun Millionen Euro schwere Förderung wird über sechs Jahre laufen. Das Projekt basiere unter anderem auf der Forschungsarbeit von Treutlein sowie der von Katharina Lust, einer Mitarbeiterin in Tanakas Labor.

Schlüsselereignissen auf den Grund gehen

Auch das zweite teils in Österreich durchgeführte Projekt namens Dyna Trans kommt aus dem Bereich der Biologie: Der am Institute of Science and Technology Austria (ISTA) im niederösterreichischen Klosterneuburg tätige Gašper Tkačik wird mit den Gruppen von Thomas Gregor am Institut Pasteur und Denis Duboule am Collège de France (beide Frankreich) die Genregulation in der Entwicklung von Säugetieren weiter erforschen, wie es seitens von ISTA heißt. Über zwei Millionen der insgesamt knapp zehn Millionen Euro gehen demnach nach Klosterneuburg, wo vor allem Datenanalysen und Modellierungsarbeiten anstehen.

Mit einem neuen, fächerübergreifenden Ansatz möchte man verstehen, wie innerhalb weniger Sekunden stattfindende "molekulare Schlüsselereignisse" in der Folge über lange Zeit hinweg komplexe und weitreichende Umstrukturierungen des Erbguts beeinflussen. "Hier trifft die Physik auf die Biologie. Wir müssen die Kluft überbrücken: von zufälligen molekularen Begegnungen über Sekunden zu zuverlässigen Genregulationsprogrammen über Stunden und Tage", sagt der aus Slowenien stammende theoretische Physiker Tkačik.

Darüber hinaus gibt der ERC an, dass Borayin Larios als einer von drei leitenden Wissenschaftern das MANTRAMS-Projekt von Wien aus durchführen wird. Mittlerweile ist der frühere Universitätsassistent am Institut für Südasien-, Tibet- und Buddhismuskunde der Uni Wien jedoch als Leiter der Indologie-Abteilung am French Institute of Puducherry in Indien tätig. Im Rahmen des Vorhabens wollen sich die beteiligten Expertinnen und Experten mit der rund 3.000 Jahre alten Praxis des Rezitierens von Mantras auseinandersetzen, die mittlerweile auch zu einem weltweiten popkulturellen Phänomen geworden sei, wie es in der Projektbeschreibung heißt. (APA, red, 27.10.2023)