Bobbahn Igls Olympia 2026
Die Tirolerin Janine Flock war im Februar im Rahmen des Skeleton-Weltcups im Eiskanal von Igls unterwegs.
APA/EXPA/STEFAN ADELSBERGER

Rom - Das Ringen um den Eiskanal für Olympia 2026 geht in die nächste Runde. Der italienische Außenminister Antonio Tajani hat sich am Dienstag gegen eine Bobbahn im Ausland als Ausweichoption für die Rodel-, Bob- und Skeletonbewerbe der Olympischen Spiele in Mailand/Cortina 2026 erklärt. Der Minister machte sich für die Renovierung der Bobbahn in Cesana bei Turin stark, die bei den Winterspielen 2006 genutzt wurde. Damit will die italienische Regierung vermeiden, dass die Bobwettbewerbe in Innsbruck-Igls oder im Schweizer St. Moritz ausgetragen werden. Erst Mitte Oktober hatte Giovanni Malago als Organisationschef der Spiele 2026 auf der IOC-Session in Mumbai bekanntgegeben, dass die olympischen Wettkämpfe in einem Eiskanal außerhalb Italiens stattfinden werden.

"Ich werde demnächst die Bobbahn von Cesana besichtigen, weil ich glaube, dass es ein kolossaler Unsinn wäre, die Olympischen Spiele in Italien zu organisieren und die Bobrennen im Ausland auszutragen", erklärte Tajani laut Medienangaben. Die Region Piemont, zu der die Gemeinde Cesana gehört, sei bereit, die Instandhaltung der Cesana Pariol, errichtet für die Winterspiele 2006 in Turin, zu finanzieren. "Ich halte es für richtig, jeden Versuch zu unternehmen, damit alle Wettkämpfe in Italien ausgetragen werden. Dann wird natürlich das IOC entscheiden", so Tajani.

Die italienische Abgeordnetenkammer hatte Ende September die Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni verpflichtet, alternative Lösungen zum Bau einer Bobbahn in Cortina zu prüfen. Damit könnte das Projekt fallen gelassen werden, das von den italienischen Grünen und den Umweltschützern als zu kostspielig und umweltbelastend betrachtet wird. Die Grünen forderten die Regierung auf, die Verlegung der Austragung der Bobrennen nach Innsbruck zu prüfen.

Deutschlands Verband hat angekündigt, für eine Austragung von Olympia-Rennen 2026 definitiv nicht zur Verfügung zu stehen. Die Naturbahn in St. Moritz gilt ebenfalls nicht wirklich als Option. Im Gespräch ist noch die Olympia-Bahn von 1992 in La Plagne in Frankreich.

Nach der Entscheidung durch Organisationschef Malago Mitte Oktober hatte sich die deutsche Olympiasiegerin Laura Nolte Luft gemacht, und in sozialen Medien von einem "traurigen Tag für unseren Sport" geschrieben. Sie hatte 2022 in Peking Gold im Zweierbob gewonnen. "Während alle anderen Sportler und Sportlerinnen in Italien um die Medaillen kämpfen werden, hocken wir dann in einem ganz anderen Land und machen unser Ding. Mir fehlen die Worte", sagt Nolte. Sie fühlt sich wie auch andere Kollegen und Kolleginnen von der großen Party ausgeschlossen.

Österreichs erfolgreichste Bobfahrerin, Katrin Beierl aus Niederösterreich, betrachtete die Entscheidung im Gespräch mit dem STANDARD eher entspannt. Die 30-jährige Gesamtweltcupsiegerin von 2021 verstehe die Reaktionen der Kolleginnen, aber für sie es "momentan nur ein Rauschen im Hintergrund. Ich habe auf die Entscheidung keinen Einfluss und werde es nehmen, wie es kommt." Beierl hat 2022 einen Schlaganfall überstanden, ist mittlerweile nicht mehr so leicht aus der Ruhe zu bringen. Ihr Ziel bleibt die dritte Olympia-Teilnahme.

Ob es erstmals in der 102-jährigen Geschichte der Winterspiele Wettbewerbe außerhalb des Gastgeberlandes geben wird, wird sich weisen. Ursprünglich sollte die im März 2023 abgerissene Pista olimpica Eugenio Monti in Cortina d'Ampezzo neu aufgebaut werden. Doch bei der öffentlichen Ausschreibung für die Vergabe waren keine Angebote eingegangen, weil sich in Anbetracht der gestiegenen Energie- und Materialkosten kein Unternehmen zutraute, eine rentable Anlage zu errichten. (APA, red, 31.10.2023)