PC zusammenbauen Hardware
Das Farbenspiel ist über die Jahre mehr geworden. Brauchen tut man es nicht, aber es sieht schick aus.
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Es ist ein Uhr nachts. Ich drücke verschwitzt auf den Power-Knopf des Maxi-Tower-Gehäuses. Zwei Arbeitskollegen sind via Discord live zugeschaltet. In den letzten Tagen habe ich diesen PC zusammengebaut – Stromkabel verlegt, Kühlpaste aufgetragen und Kabelmanagement betrieben. Jetzt wird sich zeigen, ob das Ergebnis wirklich funktioniert.

Nein, tat es tatsächlich nicht, als ich das erste Mal den Power-Knopf betätigte. Der Bildschirm blieb schwarz. Auf dem Mainboard leuchtete ein gelbes Lämpchen. Ein kurzer Blick in die Beschreibung verriet mir, dass etwas mit dem RAM nicht stimmte. Frustriert drehte ich die Maschine ab, schnauzte ins Discord und ging schlafen. Es war nicht das erste Mal in den letzten Tagen, dass ich die Entscheidung bereut hatte, nach 20 Jahren PC-Abstinenz selbst die Innereien einer 2.000-Euro-Maschine zusammenschrauben zu wollen. Am Ende sollte es die Mühe allerdings wert gewesen sein, wie die folgenden Zeilen beweisen sollen.

Vorgeschichte

Ich kann mich tatsächlich nicht mehr erinnern, ob ich Anfang der 1990er in der Schulklasse wirklich Nerd genannt wurde oder ob das Wort nicht erst viele Jahre später in Klassenzimmern Schule gemacht hat. Im Coolheitsranking stand ich mit meinem 486er in jedem Fall nicht ganz oben. Das war mir aber egal, schließlich erlebte ich nach meiner Zeit mit Spectrum ZX und Atari ST meine bereits dritte Liebe digitaler Unterhaltung.

Spiele wie "Wing Commander", "Civilization" oder "Battle Isle" verzauberten mich und sollten meine private und berufliche Laufbahn prägen. Doch wechselte ich – auch aufgrund meiner damaligen Arbeit Anfang der 2000er – ins Konsolenlager und sagte Soundblaster und Voodoo leise servus. Glanzlichter wie "Starcraft" musste ich auf meinem Mac spielen, und gelegentliche Leihgeräte ließen mich zumindest nie ganz den Kontakt zur PC-Welt verlieren.

Am Ende war es jedoch die Idee eines Arbeitskollegen, der meine, er könnte mir einen PC zusammenbauen und dies gleich als Story im STANDARD nutzen. Der Gedanke gefiel mir, doch dachte ich, die Story wäre witziger zu lesen, wenn der Noob zu RAM-Baustein und CPU greift. Was würden da wohl für Sachen passieren, dachte ich leise und ging tatsächlich von einem einfachen Stecksystem aus. Wir haben schließlich 2023, richtig?

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Die CPU einzusetzen ist nicht kompliziert, aber es braucht beim ersten Mal Mut, die Abdeckung richtig fest einzuklemmen.
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Das Mainboard sollte standardmäßig in das Gehäuse passen.
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Welche Teile?

Sieht man sich als Neuling auf dem Gebiet des PC-Zusammenbaus mit der Suche nach Hardware konfrontiert, besucht man ohne viel zu zögern Youtube oder diverse Tech-Seiten. Oder aber man fragt im eigenen Ressort des STANDARD und lässt sich eine Liste mit benötigten Teilen zusammenstellen. Meine Idee, maximal 1.000 Euro auszugeben, wurde von einer starken Fraktion bei den Kollegen auf 1.200 Euro ausgedehnt und die Einkaufsliste mit Teilen wie einem MSI-B650-Mainboard oder einem Bequiet-Pure-Base-500-Case bestückt.

Richtig glücklich wirkten die Kollegen aufgrund der Zusammenstellung nicht, und so versuchte ich mein Glück bei zwei Herstellern, Nvidia und Asus, und erfragte mir punktuelle Unterstützung. Tatsächlich kam Feedback, und so stieg der Wert des PCs nach nur wenigen Mails auf rund 2.200 Euro. "Damit kann man sicher arbeiten", war einer der internen Kommentare, als ich die neue Hardwareliste kommunizierte. Asus lieferte drei Teile von TUF Gaming an, darunter ein Netzteil (TUF Gaming 850 Watt), eine Wasserkühlung (TUF Gaming LC II 360 ARGB) und ein Gehäuse (TUF Gaming GT501). Als Highlight lag auch noch ein Mainboard bei, nämlich ein ROG Strix B650E-F. Nvidia ließ über seinen Partner Zotac Gaming eine wuchtige RTX 4070Ti in meinem Postfach landen.

Den Rest der Teile besorgte ich im nächstgelegenen Technikladen und musste für CPU (AMD Ryzen 7600X), RAM (2 x 16 GB Kingston Fury DDR5 5600) und SSD (Samsung 970 Evo Plus 2 2 TB) rund 600 Euro hinblättern.

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Das Einstecken der RAM-Steine ist wohl die einfachste Aufgabe. Voraussetzung ist allerdings, dass man sich die Dinger richtig reinzustecken traut.
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Wo anfangen?

Blättere ich mir heute die Fotos des mehrtägigen Zusammenbaus durch, tanzen die Schweißperlen einmal mehr meine Stirn entlang Cha-Cha-Cha. Allein das filigrane Mainboard aus der Verpackung zu nehmen kostete mich als Konsolennutzer ein gutes Stück Überwindung. Man stelle sich vor, ich lasse mir all die Hardware liefern beziehungsweise erstehe sie, um sie kurz darauf aufgrund von Ungeschultheit zu zerstören? Kurz überlegte ich, die Teile doch in die Redaktion zu bringen und die Story etwas abzuändern, aber nach gutem Zureden der Kollegen packte ich am Ende doch selbst an. Um aber nicht ganz ohne doppelten Boden an die Sache heranzugehen, zog ich einen Telefonjoker aus dem Ressort, den ich zumeist in Gestalt eines gewissen Herrn Zellinger als Discord-Live-Channel neben meinen neuen Arbeitsplatz stellte. "Jetzt kommt der heikelste Teil", meinte er zu Beginn unserer ersten Session. Ein Satz, den ich noch ein paar Mal in abgeänderter Form hören sollte.

Die Hauptaufgabe in den ersten Schritten ist sicher, sich nicht an den vielen zarten Teilen am Mainboard zu vergreifen. Möglichst vorsichtig legte ich das Mainboard auf die Verpackung, so riet es mir ein Youtube-Video, und begann die Klammer zu lösen, unter der meine CPU einmal eingeklemmt werden sollte. "Ganz vorsichtig", klang es aus dem Discord. Langsam legte ich meinen Ryzen auf die dafür klar sichtbare Auflagefläche und klemmte diesen dann fest. Ein erster Sieg, dachte ich mir.

Danach wurden die RAM-Bausteine eingesteckt. Der einfachste Schritt, dachte ich mir und sollte diese Leichtsinnigkeit später noch bereuen. Die SSD unter einer Blende einzubauen war dann ebenfalls keine Hexerei, und langsam fand ich Gefallen an der Prozedur. Ist ja wirklich nur zusammenstecken. Dann legte ich das Mainboard in das überdimensionierte Gehäuse und schraubte es fest. Auch hier kann es bei einer falschen Beschraubung zu Fehlern kommen, doch passte alles wie dafür gemacht, und so konnte auch ich an dieser Stelle nichts kaputt machen.

Erste Stromkabel wurden laut Beschreibung und Discord-Joker angeschlossen, doch die nächste Herausforderung wartete bereits: die Wasserkühlung. "Das könnte mühsam werden", so der wenig aufmunternde Kommentar aus dem Smartphone-Lautsprecher. Drei Lüfter, die angeschraubt werden mussten, sowie ein Kühlerblock, der an die CPU geschraubt gehörte, sollten die nächsten Arbeitsschritte sein. Dazwischen noch kurz Kühlpaste auftragen, als wäre es Zahnpasta. Tatsächlich war die Angst mein größter Feind, und mit etwas Ruhe und einem kleinen isotonischen Getränk an der Seite – natürlich nicht offen neben dem PC platziert – waren diese Handgriffe kein Selbstläufer, aber auch nicht die größte Herausforderung des Abends.

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Die Meinungen im Netz zu Wasserkühlungen sind geteilt. Ich hoffe, mein PC wird nicht irgendwann überschwemmt.
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Die Wasserkühlung benötigt auch drei Lüfter, die einzeln angeschraubt werden.
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"Einfach links anstecken"

Im nächsten Schritt wurde die Stromversorgung (Power Supply Unit, PSU) verbaut. Ins Gehäuse geschraubt war das Ding gleich, doch die zahlreichen mitgelieferten Stromkabelbündel zeichneten mir Sorgenfalten auf die Stirn. "Einfach links oben bei PSU anstecken, und das andere Ende hast eh schon richtig in der Karte", stieg zu diesem Zeitpunkt Kollege Brandtner ins Geschehen ein. Am Ende wurde einfach jeder am Mainboard verfügbare Stromstecker mit einem Kabel versorgt, das im Idealfall zu einem anderen Teil im PC führte. Hier fing auch das in Videos oft als "Kabelmanagement" bezeichnete Sortieren, Anbinden sowie richtige Verlegen von Kabeln an.

Irgendwann war alles angesteckt, und ich holte das Prunkstück aus seiner Verpackung: die Grafikkarte. Ein Monster an Größe, das tatsächlich nur eingesteckt beziehungsweise angeschraubt wird. Ich konnte mein Glück kaum fassen, als die Kollegen zustimmend nickend das Ende des Zusammenbaus bestätigten und mir rieten, auf diesen Sieg anzustoßen. Doch ich blieb skeptisch. Das war's? Noch einmal blätterte ich durch alle Beschreibungen, aber es schien tatsächlich getan zu sein. Der PC wurde an den Monitor und an die Stromversorgung angeschlossen – und aufgedreht.

Wie am Beginn des Artikels bereits verraten, blieb das Monitor-Display schwarz. Einzig eine gelbe Lampe am Mainboard verriet, dass etwas nicht stimmte. Laut Beschreibung ein RAM-Problem. Ich zog die zwei Bausteine noch einmal aus den Steckplätzen, tauschte die Position und versuchte nur jeweils einen der beiden einzustecken. Das Ergebnis blieb gleich. Frustriert ging ich schlafen, um am nächsten Tag zum Händler meines Vertrauens zu fahren und die RAM-Bausteine zu tauschen.

Mit den neuen Corsairs an meiner Seite war ich zuversichtlich, aber nicht lange. Nach dem Einstecken war das Ergebnis dasselbe. Heulend wie ein geprügelter Hund saß ich in der Ecke, stets wachsam, dass das Nass nicht auf das Mainboard tropfte. Noch einmal steckte ich die RAM-Bausteine aus und wieder ein, um diesmal auf beiden Seiten ein Klicken zu vernehmen. Hatte ich einfach nicht fest genug hineingedrückt?

Ich startete neu, und am Monitor waren erste Buchstaben zu erkennen, die einen erfolgreichen Boot-Vorgang ankündigten. Mein Freudenschrei war wohl über die Penzinger Grenze hinaus zu vernehmen.

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Die Grafikkarte ist das optisch auffälligste Teil im PC.
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Wenn einmal alles verkabelt ist, fühlt man sich ein Stück leichter.
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Zusammenbau beenden

Tatsächlich war die Feinjustierung der Hardware im BIOS und die Installation von Windows am Ende durch kleinere Fallen unnötig verzögert. Mein Tipp an dieser Stelle: die Software für das Mainboard, beispielsweise WLAN-Treiber, sollte man vor dem Zusammenbau herunterladen und auf einem USB-Stick griffbereit zur Windows-Installation zur Hand haben. Dann erspart man sich unnötige Schritte oder eine Neuinstallation.

All das getan, lief das Ding. Bunt leuchtend, mal leiser und mal lauter schnurrend, aber ohne jeglichen Brandgeruch oder kollabierende Lüfter. Offenbar war wirklich alles richtig verkabelt und angeschlossen. Stolz machte sich in meiner schmächtigen Brust breit, wissend, dass ich alle Teile selbst einmal in der Hand gehalten und wie ein Chirurg an die richtige Stelle platziert hatte. Natürlich waren die Stimmen in meinem Ohr und das eine oder andere Youtube-Video zeitverkürzend, denn die Beschreibungen der Einzelteile sind für mein Gefühl exklusiv für Fortgeschrittene oder sehr geduldsame Naturen erdacht worden.

Tastatur, Maus und der bereits mehrfach erwähnte Monitor waren übrigens vorhanden, sonst wäre das weitere Vorgehen am PC noch einen Tick schwieriger geworden. Nun läuft das Ding seit rund zwei Wochen und macht, was es soll: "Marvel Snap" starten zum Beispiel.

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Warnleuchten am Mainboard weisen darauf hin, dass etwas nicht stimmt.
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Fazit

Ich habe großen Respekt vor dem Zusammenbau gehabt, und retrospektiv gesehen war dieses Gefühl berechtigt. Ohne Hilfe oder das Studieren von dazu passenden Videos – von denen man im Netz viele findet – hätte mich der Einbau wohl noch ein paar Tage mehr gekostet. So waren es wohl aufgrund meiner Übervorsicht und des überschaubar guten Lichts in meiner Wohnung rund zehn Stunden, die mich der Zusammenbau letztlich gekostet hat.

Interessanterweise würde ich mir jetzt sofort den Zusammenbau eines neuen PCs zutrauen. Auch wenn ich initial praktisch kein Wissen in den Prozess mitgenommen habe, ist die Lernkurve äußerst steil. In einem Durchgang lernt man alles, was man braucht. Die Zusammenstellung der Komponenten kann natürlich ebenfalls viel Zeit verschlingen, aber auch hier sollte fast jeder Interessierte eine Ansprechperson im eigenen Umfeld oder im nächsten Forum finden.

Die enge Beziehung zum eigenen PC verstehe ich nun endlich und darf mich mit der neuen Rechenpower auch im Web-Ressort mittlerweile ohne ehrfürchtige Verneigung am Beginn des Tages an meinen Platz wagen. Ich verstehe seit dem Zusammenbau Leute, die gern am eigenen Auto herumschrauben oder die eigene Wohnung mit individuellen, selbstgebauten Möbeln ausstatten. Ich selbst werde nie der Typ sein, weil ich zwei linke Hände habe und wenig Geduld. Ich kann es aber empfehlen, sollte der Leser dieser Zeilen mit dem Gedanken spielen, einmal in neue Hardware zu investieren. Ein wenig Zeit und Muße in der Tasche, kann man hier wenig falsch, aber für sich selbst sehr vieles richtig machen.

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Wenn alles läuft und kein Brandgeruch wahrnehmbar ist, hat man es offenbar wirklich geschafft.
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Epilog

Steam, Discord und die Xbox-App sind mittlerweile natürlich installiert. "Cyberpunk 2077" zumindest einmal angespielt und über die flüssige Darstellung gestaunt. Auch das bereits erwähnte "Marvel Snap", die Umsetzung eines Free-to-Play-Handyspiels, lief zuletzt regelmäßig über den Schirm. Das hat aber viel mehr mit einer gelernten Gewohnheit und weniger mit dem Austesten der potenten Hardware zu tun. Dies werde ich in den nächsten Wochen und Monaten vorantreiben, vor allem mit der Installation des von mir vor zehn Jahren auf Kickstarter unterstützen Weltraumepos "Star Citizen". Lesen Sie also bald in der Folgegeschichte, wie sich der PC im Praxistest schlägt. (Alexander Amon, 12.11.2023)

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Aus diesen Teilen wurde der PC zusammengebaut.
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Finale Zusammenstellung