Donald Trump steht wieder vor Gericht – nicht wegen Verfehlungen als vormaliger US-Präsident, sondern wegen Betrugs als New Yorker Bau- und Immobilienunternehmer. Und dort will der Tycoon auf die Fragen von Richter und Staatsanwalt nicht bloß knappe und sachliche Antworten geben: Zweckdienlich ist es für den Gigantomanen vielmehr, der Justiz Parteinahme vorzuwerfen und die Befragung zur Werbeveranstaltung in eigener Sache umzudeuten.

Donald Trump vor Gericht
Musste vor Gericht jede Menge Fragen beantworten: Donald Trump.
IMAGO/Jennifer Altman

Trump wähnt sich auf sicherem Terrain. Bisher kosteten ihn seine Respektlosigkeiten gegenüber dem Gericht 15.000 Dollar – das ist für ihn nicht einmal ein Rundungsfehler in der Portokassa, ein extrem billiger Tarif für landesweite Medienpräsenz. Also holt er alles heraus, was ihn als Macher dastehen lässt. Lügen? Egal, wer hält sich schon mit Details auf, denn es geht ums Ganze: um die nächste US-Präsidentschaft.

Doch da könnte er sich irren: Ja, er liegt momentan in Umfragen in wahlentscheidenden Bundesstaaten vor Amtsinhaber Joe Biden; ja, er hat bei den Republikanern keine parteiinternen Gegenkandidaten mehr; ja, seine Fangemeinde jubelt – aber eben nur sie. Die Wahl 2024 wird nicht am rechtesten Rand, sondern in der Mitte gewonnen: Millionen moderatere Wechselwählerinnen und -wähler könnten ihre Präferenz in diesem einen Jahr bis zur Wahl doch noch überdenken. Denn mit Trump ist kein Staat zu machen – diese Lehre der Jahre 2017 bis 2021 sollte nicht vergessen werden. (Gianluca Wallisch, 7.11.2023)