Wir haben ein Problem. Nicht erst seit gestern oder heute, sondern seit vielen Jahren. Aber jetzt, seit im Nahen Osten Krieg herrscht, wird dieses Problem wieder stärker virulent und sichtbar.

An den Schulen wird das Integrationsproblem besonders sichtbar.
APA/EVA MANHART

Wir haben ein Problem mit unseren muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern. Mit jenen, die sich schwertun, sich in unsere Gesellschaft zu integrieren, die in einer Parallelwelt leben. Und jetzt gerade ihren Antisemitismus, ihren Hass auf Juden und letztendlich auch ihre Ablehnung unserer Gesellschaftsordnung immer stärker ausleben. Das sind bei Weitem nicht alle. Aber seien wir ehrlich: Es sind viele. Mehr, als wir verkraften wollen.

Schwache Alibihandlungen

Besonders sichtbar wird dieses Problem an den Schulen. Muslimische Buben leben ihre Aggressionen, ihre Feindbilder und Wertvorstellungen, die quer zu unseren stehen, offen aus. Attackieren Mitschüler, die nicht ihres Glaubens sind, wollen Mädchen aus ihrem eigenen Kultur- und Religionskreis Vorschriften machen. Bezeichnen Juden als Hunde, blicken auf Christen verächtlich herab.

Es sind keine Kinder, die frisch in Österreich sind und noch Anpassungsschwierigkeiten haben. Es sind Kinder, die in zweiter oder dritter Generation hier leben und dennoch in einer Umgebung aufgewachsen sind, die alle Integrationsbemühungen scheitern ließ. Ihre Eltern kommen aus Ländern, in denen der Antisemitismus quasi Staatsdoktrin ist. Und so haben sie diese Anschauung auch hier vermittelt bekommen.

Dass es an Schulen jetzt vereinzelt Deradikalisierungsworkshops geben soll, ist lieb. Es sind aber Alibihandlungen, um Jahre zu spät und insgesamt viel zu schwach. Mit einem vierstündigen Workshop in der Schule lässt sich die Welt von Jugendlichen, deren Sichtweise von einer alles durchdringenden Propaganda auf Tiktok manifestiert wird, nicht umdrehen.

Keine ausweglose Situation

In der Integration haben wir versagt. Wir als Gesellschaft, weil es uns egal war: Wird schon werden, war der nette Zugang. Wird nie was werden, sagten die FPÖ-Wähler. Sich dem Problem zu stellen wäre Aufgabe der Politik gewesen. Die wollte nicht, weil sie Angst vor der ideologischen Aufladung des Themas hat. Diese Regierung und die Regierungen davor haben die Lehrerinnen und Lehrer an den Brennpunktschulen im Stich gelassen und sie an nicht bewältigbaren Situationen scheitern lassen.

Es ist aber auch ein Versagen der Betroffenen selbst. Ein Versagen von Menschen, die sich nicht integrieren wollen, die nicht reflektieren können, die den Wertvorstellungen ihrer Heimatländer, denen sie entflohen sind, verhaftet blieben. Die selbst nicht jene Toleranz aufbringen, die sie anderen abverlangen.

Die Schule ist der erste Punkt, an dem man ansetzen kann, wo man an die Jugendlichen rankommt. Dazu braucht es geeignetes Personal, auch Vorbilder, letztlich aber Kapazitäten. Es gibt viele Ansätze, die Ganztagsschule mit entsprechendem Angebot wäre einer.

Auch die Gesellschaft muss hinschauen: Hilfe und Chancen anbieten, wo das angebracht ist, die Toleranz dort überdenken, wo das nicht mehr geboten ist. Wir müssen uns dieses Problem bewusst machen, bevor es uns überrollt. Es ist keine ausweglose Situation, sondern eine, die eine Kraftanstrengung und guten Willen erfordert – bei uns und bei den anderen. Sonst wird dem Wir und Ihr nichts Gemeinsames entspringen. (Michael Völker, 8.11.2023)