Huawei Freebuds Pro 3
Die rutschige Oberfläche der Kopfhörer ist nicht optimal. Gelegentlich rutschen sie so aus der Hand.
STANDARD/aam

Der Markt an In-Ear-Kopfhörern wird seit Jahren überschwemmt. Die Qualität ist in dieser Zeit kontinuierlich nach oben gegangen, speziell im höheren Preissegment. Hier findet sich auch die dritte Version der Freebuds Pro wieder, die vor wenigen Tagen offiziell erschienen ist. Der mehrwöchige STANDARD-Test soll zeigen, ob die schicken Kopfhörer mit Noise-Cancelling den Preis von rund 200 Euro wirklich wert sind.

Aus dem Ei gepellt

Rein äußerlich halten sich die Änderungen in Grenzen. Abgesehen von der Farbe, beispielsweise dem neuen Hellgrün, gleichen die Ladecases der Pro 3 den Vorgängern wie ein Ei dem anderen. Das ist kein Kritikpunkt, schließlich ist das Case aufgrund der runden Form schnell in der Tasche verstaut und genauso gut wieder aus dieser herausfischbar. Das Auf- und Zuschnappen, um die Kopfhörer herauszunehmen oder zu verstauen, funktioniert wie gewohnt tadellos und ist einer von vielen Faktoren, der die Freebuds Pro 3 sehr wertig auftreten lässt. Kommen wir jetzt aber zum eigentlichen Hauptdarsteller: den Kopfhörern.

Einmal aus dem Ladecase gefischt, lädt die glatte Oberfläche noch immer dazu ein, dass die kleinen Hardware-Teile leicht aus der Hand rutschen können. Ins Ohr gefummelt sind die Kopfhörer allerdings schnell. Dank vier unterschiedlich großen Überziehgummis aus Silikon sollten die Freebuds Pro 3 in den meisten Ohren guten Halt finden. Einzig regelmäßige und andauernde Kaubewegungen haben im Test dazu geführt, dass sich zumindest einer der beiden Stöpsel selbstständig gemacht hat. Schnelles Gehen oder sanftes Trainieren im Gym waren hingegen kein Problem.

Auch das Verbinden mit Smartphone oder Laptop stellt kein Problem dar, und bis zu zwei Geräte können sich die Kopfhörer auch merken und so zwischen ihnen abwechselnd genutzt werden. Wer eine Watch von Huawei hat, kann diese ebenfalls mit den Kopfhörern verbinden.

Huawei Freebuds Pro 3
Das neue Grün ist dezent, alternative Farben sind klassisches Silber und Weiß.
STANDARD/aam

Benutzung

Für den vollen Genuss sollte man sich die Huawei AI Life App herunterladen. Dort sieht man den Batteriestand von Case und Kopfhörern, kann auf einen Blick feststellen, welche Geräte verbunden sind, aus unterschiedlichen voreingestellten Audio-Setups wählen und sich bequem durch die verschiedenen Einstellungen klicken. Auch die Touch-Kontrolle kann hier geändert werden, mit der man die Audiogeräte normalerweise steuert.

So kann man mit einem direkten Druck auf die Freebuds etwa auf das nächste Lied springen, einen Anruf annehmen oder mit einer leichten Wischbewegung die Lautstärke ändern. Das ist alles nicht neu, funktioniert allerdings wie in der Vergangenheit auch bei der Neuauflage verlässlich.

Dank IP54 kann man mit den Freebuds zwar nicht 100 Meter in die Tiefe tauchen, ein plötzlicher Regenguss auf dem Heimweg stellt allerdings kein Problem dar.

Huawei Freebuds 3 Pro
Die Kopfhörer sitzen dank unterschiedlicher Silikonaufsätze in praktisch jedem Ohr gut.
Huawei

Soundqualität

Der wichtigste Punkt für viele Nutzerinnen und Nutzer wird mit Sicherheit die Soundqualität sein. Hier gibt sich die Edelserie von Huawei wenige Blößen, unterstützt etwa L2HC 2.0 und LDAC Codecs und erlaubt niedrige Frequenzen bis 14 Hz und hohe Frequenzen bis 48 kHz. Die Übertragungsrate gibt Huawei mit 990 kbds / 96 kHz / 24 bit an. Verzögerungen sind damit kaum noch wahrnehmbar, zumindest für den Alltagsgebrauch.

Einmal durch alle Musikgenres durchgehört, waren vor allem klare Höhen erkennbar, basslastige Songs litten allerdings unter den Hardware-Voraussetzungen. Klar, wir bewegen uns im Bluetooth-Audiobereich, was gewisse Limitationen mit sich bringt, aber Tontechniker werden ohnehin zu anderer Hardware greifen.

Im Alltag nutzt man die Freebuds Pro 3 wohl oftmals für Videocalls, die eine gute Sprachqualität auf beiden Seiten erlauben, auch wenn der Klang nie so klar wie bei vergleichbaren Kopfhörern, etwa den Airpods Pro, wirkt. Podcasts oder Hörbücher können dank aktiven Noise-Cancellings (ANC) auch in der U-Bahn auf dem Weg ins Büro ohne gröbere Probleme gehört werden. Laut Huawei erkennen die Kopfhörer die Lautstärke der Umgebung und versuchen das ANC demensprechend anzugleichen.

Laut Hersteller soll das neue ANC 3.0 sogar eine 50 Prozent bessere Leistung bringen, als das im Vorjahr der Fall war. Im Praxistest funktionierte das Feature tatsächlich gewohnt verlässlich und ohne großen Druck auf die Ohren, den es in früheren Jahren bei ANC oftmals gab. Den von Huawei versprochenen großen Sprung konnten die Testerohren allerdings nicht feststellen.

Als sehr angenehm und praktisch wurde die Ausdauer der Hardware empfunden. Rund sieben Stunden kann man die Kopfhörer ohne ANC und rund fünf Stunden mit ANC aktiviert im Ohr lassen, bevor man sie im Case neu auflädt. Letzteres kann man dank Reverse-Chargings auch am eigenen Smartphone, sofern vorhanden, aufladen. Generell sind die Ladezeiten sehr kurz, was längere Stopps an Steckdosen nicht notwendig macht. Insgesamt werden mit Case über 30 Stunden Laufzeit versprochen, was sich auch im Test bestätigte.

Die Freebuds Pro 3 sind ab sofort für rund 200 Euro in den Farben Weiß, Silber und Grün erhältlich. Für den Test wurde ein paar der Kopfhörer dem STANDARD zur Verfügung gestellt.

Huawei Freebuds Pro 3
Die Größe hat sich seit dem Vorjahr nicht geändert. Auch die aktuelle Airpods-Pro-Generation gibt sich in etwa gleich voluminös.
STANDARD/aam

Fazit

200 Euro sind ein stolzer Preis für ANC-Kopfhörer, aber wer nicht gerade ein iPhone hat und im Apple-Kosmos bleiben will, der findet mit den Freebuds Pro 3 eine interessante Alternative zu vergleichbarer Hardware. Ein starker Akku und sehr gutes ANC sind eindeutig auf der Habenseite zu verbuchen, während die Sprachqualität und auch der fehlende Bass punktuell nicht ganz so überzeugen konnten. Für einen Zoom-Call mit den Arbeitskollegen reicht es aber allemal, und auch der Formfaktor weiß in jedem Fall zu überzeugen. (Alexander Amon, 14.11.2023)