Torschütze Philipp Lienhart erhält Glückwünsche von David Alaba und Christoph Baumgartner.
APA/ROBERT JÄGER

Tallinn – Okay, die Spannung in der der A. Le Coq Arena war begrenzt. Es hatte bei Anpfiff ein Grad minus in Tallinn, der Rasen war zwar nicht gefroren, aber doch recht matschig. Österreichs Fußballteam war nach Estland gekommen, um die gelungene EM-Qualifikation würdig abzuschließen, die Teilnahme an der Endrunde 2024 in Deutschland stand ja längst fest. Teamchef Ralf Rangnick ist freilich ein Nimmersatt, er forderte hundert Prozent, schließlich sei ja der Gruppensieg möglich. Allerdings müsste dann Belgien am Sonntag daheim gegen Aserbaidschan Punkte lassen, was eher auszuschließen ist.

Es war zudem ein "Empfehlungsspiel", am Dienstag gastiert Deutschland im ausverkauften Happel-Stadion. Ein Narr, der da nicht mittun möchte. Rangnick bot gegen die Esten die Einsergarnitur auf, er konnte aus dem Vollen schöpfen. Abwehrchef David Alaba war der Kapitän, im Mittelfeld tummelten sich die nationalen Größen Xaver Schlager, Nicolas Seiwald, Konrad Laimer, Marcel Sabitzer und Christoph Baumgartner. Michael Gregoritsch stürmte zum 50. Mal, Marko Arnautovic zierte die Ersatzbank.

Mauern durchbrechen

Die Esten sind in der Gruppe F souveräner Letzter, in der Weltrangliste sind sie die Nummer 118, Österreich ist die 25. Der Start geriet recht holprig, die Gastgeber bauten einige Mauern auf, der Favorit war nicht in der Lage, diese zu durchbrechen. Im Gegenteil. 5. Minute: Vlasiy Synyavski vergibt nach einem Patzer von Philipp Lienhart einen Hochkaräter, fetzt den Ball aus kurzer Distanz über das von Alexander Schlager gehütete Tor.

Dem hochfavorisierten Gast mangelte es an Ideen, oft war bereits der vorletzte Pass ein kleiner Unfall. Der Ballbesitz lag bei 68 Prozent, in der 26. Minute wurde dann der Sinn erfüllt: Baumgartner spielt Xaver Schlager perfekt an, der legt quer zum freistehenden Laimer, der Bayern-Legionär trifft flach und problemlos zum 1:0. Das war Hallenfußball pur und ein Dosenöffner, die estnische Mauer war umgestürzt. 40. Minute: Corner Alaba, Innenverteidiger Lienhart köpfelt das 2:0, für den 26-jährigen Freiburg-Legionär war es der erste Treffer im Nationalteam. Im 18. Länderspiel.

Torlose Überlegenheit in Halbzeit zwei

Die Halbzeitführung war verdient, Laimer durfte seinen Arbeitstag beenden. Arnautovic, der bei Inter Mailand lediglich zu Kurzeinsätzen kommt, löste ihn ab. Der Druck wurde erhöht, die Zahl der guten Aktionen und Chancen nahm zu, das Tempo konnte gesteigert werden. Speziell Sabitzer wurde auffällig.

63. Minute: Baumgartner und Gregoritsch raus, Romano Schmid und Sasa Kalajdzic rein, Letzterer vergab gefühlte Sekundenbruchteile später eine Großchance. 76. Minute: Der Rapidler Matthais Seidl kommt, Schlager, natürlich nicht der Tormann Alexander, geht. Und Florian Kainz ersetzte in Minute 89 Sabitzer, Entscheidendes konnte er nicht mehr beitragen. Der dritte Treffer sollte nicht mehr gelingen, in der Nachspielzeit setzte Lienhart den Ball nach Alabas Corner knapp am Goal vorbei. Es war kein Malheur, letztendlich war es ein solider bis souveräner Auftritt. Torschütze Lienhart sagte: "Es fühlt sich ich sehr gut an, ich bin froh über die drei Punkte." Alaba war "stolz auf die Mannschaft. Wir haben uns weiterentwickelt, sind hungrig."

Im Parallelspiel fertigte Aserbaidschan die gescheiterten und demotivierten Schweden mit 3:0 ab, das fällt unter die Rubrik "große Überraschung". Belgien ist gewarnt. Und Österreich darf sich auf Deutschland freuen. (Christian Hackl, 16.11.2023)

Fußball-EM-Qualifikation - Gruppe F, 9. Runde:
Estland - Österreich Endstand 0:2 (0:2)
Tallinn, A. Le Coq Arena, 3.000, SR Dabanovic (MNE)

Tore:
0:1 (26.) Laimer
0:2 (39.) Lienhart

Estland: Hein - Sinyavskiy, Paskotsi, Tamm, Mets, Vastsuk (71. Zenjov) - Vetkal, Poom (83. Peetson), Miller (71. Pikk) - Anier (60. Jürgens), Tunov (60. Shein)

Österreich: A. Schlager - Posch, Lienhart, Alaba, Wöber - Seiwald, X. Schlager (76. Seidl) - Baumgartner (63. Schmid), Laimer (46. Arnautovic), Sabitzer (90. Kainz) - Gregoritsch (63. Kalajdzic)

Gelbe Karten: keine