Köln – Ein hochrangiger afghanischer Taliban-Funktionär ist in einer Kölner Moschee aufgetreten und hat damit harsche Kritik ausgelöst. "Wir verurteilen den Auftritt des #Taliban-Vertreters Abdul Bari Omar in Köln auf das Schärfste", teilte das deutsche Außenministerium Freitagabend auf der Plattform X mit. Die Reise sei dem Ministerium nicht angekündigt worden und dem Mann sei vor seiner Einreise nach Deutschland kein Visum erteilt worden.

"Wir prüfen in engem Austausch mit den Innenbehörden und Partnern weitere Maßnahmen." Der Dachverband Ditib, dem die Moschee angehört, distanzierte sich von dem Auftritt in dem Gebetshaus im Stadtteil Chorweiler am Donnerstag. Der "Afghanische Kulturverein Köln Meschenich" habe die als religiös angekündigte Veranstaltung organisiert.

Taliban-Außenminister Amir Khan Muttaqi mit Abdul Hakim Sharaie und Abdul Bari Omar bei Verhandlungen in Oslo, Jänner 2022
Taliban-Außenminister Amir Khan Muttaqi mit Abdul Hakim Sharaie und Abdul Bari Omar bei Verhandlungen in Oslo, Jänner 2022
via REUTERS

"Entgegen vertraglicher Vereinbarung wurde daraus eine politische Veranstaltung, zu der ein uns unbekannter Redner eingeladen wurde", teilte die Ditib Köln-Chorweiler mit. Dem Verein sei Hausverbot erteilt worden. "Wir sind zutiefst enttäuscht, dass unser Vertrauen dermaßen ausgenutzt wurde."

Das deutsche Außenministerium betonte, dass die Bundesregierung in Berlin die Taliban nicht anerkenne. "Solange die Taliban in #Afghanistan in eklatanter Weise die Menschenrechte, insbesondere die Rechte von Frauen und Mädchen mit Füßen treten, wird es keine Normalisierung mit dem Taliban-Regime geben."

Kritik von Faeser

Innenministerin Nancy Faeser hat den Auftritt ebenfalls heftig kritisiert und Aufklärung eingefordert. "Der Auftritt des Taliban-Vertreters in Köln ist vollkommen inakzeptabel und scharf zu verurteilen", sagte die SPD-Politikerin am Samstag der Deutschen Presse-Agentur dpa. "Niemand darf radikalen Islamisten in Deutschland eine Bühne bieten."

Die Taliban seien für massive Menschenrechtsverletzungen verantwortlich, sagte Faeser weiter. "Wir schützen in Deutschland viele Geflüchtete aus Afghanistan vor der Unterdrückungsherrschaft der Taliban. Deshalb haben Taliban-Funktionäre absolut nichts zu suchen in Deutschland." Die zuständigen Behörden gingen dem Fall intensiv nach. Vom Dachverband Ditib, dem die Kölner Moschee angehört, erwarte man "eine vollständige und sehr schnelle Aufklärung, wie es zu dem Auftritt in Köln kommen konnte".

"Vollumfänglich klären"

Auch die nordrhein-westfälische Staatskanzlei verurteilte den Auftritt des Taliban-Funktionärs. "Dass Mitglieder einer radikalen Organisation wie die Taliban ihre Ideologien ungefiltert auf deutschem Boden verbreiten, ist ein unsäglicher Vorgang", sagte ein Sprecher dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "Alle Details dieses Sachverhalts müssen nun vollumfänglich aufgeklärt werden."

Die Kölner CDU-Bundestagsabgeordnete Serap Güler, die Mitglied in der Enquete-Kommission des Parlaments zur Aufarbeitung des Afghanistan-Einsatzes ist, übte ebenfalls Kritik. "Dieser Besuch macht fassungslos", sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Die Dititb-Zentrale müsse umgehend erklären, wie der Auftritt zustande kam. (APA, 17.11.2023)