Als Donald Trump im November 2016 gewählt wurde, war das von vielen wohl "nur" als Denkzettel für ein korruptes, überkommenes, elitäres System gemeint. Kaum US-Präsident, setzte der Baulöwe und Reality-TV-Star viele politische Spielregeln außer Kraft. Und zwar nachhaltig. Er definierte neu, was "Wahrheit" sei und wie man "Fakten" betrachten müsse: nämlich immer so, wie es gerade konveniert. Trump war – wie wir heute wissen – bahnbrechend.

Der Sieg von Populist Javier Milei in Argentinien ist eine gute Nachricht für den US-Populisten Donald Trump.
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Was in den USA funktioniert, das geht auch anderswo. Das beweist, schon viel länger als Trump, Viktor Orbán in Ungarn; das demonstrierte, zumindest eine Amtszeit lang, Jair Bolsonaro in Brasilien. Und auch Giorgia Meloni, Italiens Ministerpräsidentin, gehört zu dieser Politklasse.

Und jetzt eben Argentinien: Javier Milei ist der Beweis dafür, dass man für den Job eines Staatspräsidenten keine echte fachliche Qualifikation braucht; dass es genügt, die Menschen mit dem Versprechen der Zerstörung und Bestrafung des "alten" Systems zu ködern; dass es nicht nötig ist, machbare Lösungen anzubieten oder über Konsequenzen des eigenen Tuns nachzudenken.

Milei wird wohl ebenso scheitern wie vor ihm Trump und Bolsonaro. Doch der Umstand, dass Trumps Masche auch 2023 noch immer zieht, erhöht die Chancen für den 2024 um ein Comeback bemühten Ex-US-Präsidenten, der nach dem Kapitolsturm von vielen schon abgeschrieben wurde. Es wäre vielleicht an der Zeit, sich nicht allzu sehr in Sicherheit zu wiegen. (Gianluca Wallisch, 20.11.2023)