Radfahren, Wien, Stau, Innenstadt
Auf zentralen Wiener Radwegen staut es sich bisweilen ordentlich. Der Ausbau der Radinfrastruktur hält mit dem Boom nicht überall Schritt.
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Der Anteil vom Radverkehr soll österreichweit erhöht, der Umstieg mit attraktiven Angeboten erleichtert werden. Das ist ein erklärtes Ziel der türkis-grünen Bundesregierung. Sie hat sich, wie auch schon Türkis-Blau zuvor, die Steigerung des Radverkehrsanteils von sieben auf 13 Prozent vorgenommen. Nur: Belegbar ist ein Anstieg bisher nicht. Seit 2014 stagniert dieser bei sieben Prozent, eine aktuellere Zahl wurde bislang nicht kommuniziert. Nun soll aber mehr Bewegung in die Sache kommen.

Denn der Bund wird die Fördergelder für den Ausbau von klimafreundlicher Rad- und Fußgängerinfrastruktur deutlich anheben. Das Förderbudget für Radverkehr und aktive Mobilität – dazu gehört auch das Zu-Fuß-Gehen – beträgt im kommenden Jahr 108,2 Millionen Euro, wie das Verkehrsministerium von Leonore Gewessler (Grüne) auf STANDARD-Anfrage mitteilte. Das sind um 30 Millionen Euro mehr als in diesem Jahr: Heuer sind 78,2 Millionen Euro für Förderungen in diesem Bereich vorgesehen. Das Ministerium will damit den Anstoß geben, dass Bundesländer, Städte, Gemeinden und Firmen zahlreiche Rad- und Fußgängerprojekte auch umsetzen.

Ein Teil der Mittel fließt in neue Radwege: Hier werden etwa Radschnellwege mit bis zu 50 Prozent vom Bund gefördert. Unterstützt werden aber auch neue Radabstellplätze. Es gibt zudem Förderungen für E-Bikes und Transporträder in Kooperation mit Unternehmen sowie Radfahrkurse in Volksschulklassen oder andere Beratungsprogramme.

Politischer Wille gefordert

Laut "klimaaktiv mobil", das ist die Förderschiene des Verkehrsministeriums, wurden im Jahr 2022 genau 19,2 Millionen Euro für den Radverkehr und den Ausbau der Radinfrastruktur zugeordnet. Diese haben ein Investitionsvolumen von 76,4 Millionen Euro ausgelöst.

Es sei vonseiten des Bundes noch nie so viel Geld wie aktuell in den Ausbau der Radinfrastruktur geflossen, sagt Lukas Hammer, der Mobilitätssprecher der Grünen, dem STANDARD. Er appelliert an die Gemeinden, sich noch mehr Geld für den Bau von breiten, sicheren und baulich getrennten Radwegen abzuholen. Denn diese müssten die Projekte realisieren. Hier benötige es laut Hammer einen Kulturwandel. "Wir können im Bund nur für bessere Gesetze und wesentlich mehr Budget sorgen. Den politischen Umgestaltungswillen braucht es vor Ort."

Bei den Förderungen für den Radverkehr gibt es regional große Unterschiede: Auf die Einwohnerzahl gerechnet holte sich Vorarlberg zwischen 2020 und 2022 den bei weitem größten Förderkuchen ab. Der Förderbarwert in absoluten Zahlen betrug – mit Geldern aus dem Verkehrsministerium sowie aus der EU – 28 Millionen Euro.

Auf Platz zwei folgte Wien mit 17 Millionen Euro – und das bei deutlich mehr Einwohnern. Die rot-pinke Stadtregierung hat das Tempo beim Bau neuer, attraktiver Radwege aber zuletzt deutlich erhöht und das städtische Radinfrastrukturbudget auf 26 Millionen Euro pro Jahr signifikant angehoben.

Tirol, Oberösterreich, die Steiermark sowie Niederösterreich griffen auf die Einwohnerzahl gerechnet am wenigsten auf die Bundesförderungen zu. Das Land Steiermark etwa gab jüngst aber bekannt, 330 Millionen Euro bis 2030 in die Planung und Umsetzung von Radverkehrskonzepten zu investieren.

Masterplan Radfahren

Um die Ziele des Masterplans Radfahren zu erreichen, wurde in einer Kooperationsstudie von Bund und Ländern übrigens der Investitionsbedarf aller Gebietskörperschaften für den Radverkehr in Österreich ermittelt. Darunter fällt auch die geplante Steigerung des Radverkehrsanteils von sieben auf 13 Prozent bis 2030. Die Summe, die im Bericht von "klimaaktiv mobil" des Verkehrsministeriums genannt wird, ist nicht ohne: 6,9 Milliarden Euro. "Den größten Brocken macht der Netzausbau der Infrastruktur auf der regionalen und lokalen Ebene aus." (David Krutzler, 22.11.2023)