Das Audio Technica AT2040USB will das ideale Mikrofon für Creators, Streamerinnen und Streamer sowie Podcasterinnen und Podcaster sein.
DER STANDARD / Zellinger

Audio Technica will schon seit geraumer Zeit in den Gaming-Bereich vordringen und bemüht sich sehr, die Herzen der Content-Creators zu erobern. Die Idee: Man nehme etablierte Audiogeräte aus dem Tonstudio und modifiziere sie für die Gaming- und Streaming-Kundschaft. So geschehen bei den Kopfhörern ATH-M50X, die mit einem Mikrofon und einem USB-Anschluss ausgestattet als Streaming-Headset beworben wurden.

Mit dem ATH2040USB legen die Japaner nach und modifizieren eines ihrer klassischen Studiomikrofone: das AT2040. Dabei soll die All-in-one-Lösung für Streamerinnen und Streamer herausgekommen und der Standard für Podcasts geschaffen sein. Ob das gelungen ist, wird der Test zeigen.

Die Hyperniere

Damit die Streamerinnen-Stimme oder der Podcast-Ansager auch diese typische Wärme von Rundfunksprechern transportieren, setzt man bei Audio Technica auf ein dynamisches Mikrofon, konkret auf die Tauchspulentechnik. Das hat den Vorteil, dass auch bei hohen Schalldruckpegeln keine Verzerrungen auftreten. Wer in "Call of Duty: Warzone" einen Schreikrampf bekommt, kann ihn also am AT2040USB ausleben.

Gleichzeitig hat die die Konstruktionsweise den Vorteil, dass sie robust ist, weshalb derartige Mikrofone auch häufig auf den Bühnen dieser Welt zu finden sind. Das passt gut zusammen, denn es soll ja auch Creators geben, die ihren Frust über vermeintliche Aimbot-Kiddies (für die Uninitiierten: eine Form des Cheatens) gerne an der Hardware ausleben.

Die Bauweise ist robust. Der Körper ist aus Metall, für das Mikrofon selbst setzen die Japaner auf Tauchspulentechnik.
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Ein Mikrofon für Streaming muss aber gleichzeitig relativ unempfindlich gegenüber Störgeräuschen sein. Schließlich läuft im Hintergrund der Gaming-PC, und auch wenn die Lüfter angeblich superleise sind, ist spätestens dann Schluss mit der Ruhe, wenn die Grafikkarte richtig aufdreht. Hier kommt die Hypernierencharakteristik des Mikrofons ins Spiel. Das bedeutet, dass Schall von vorne genau aufgenommen wird, während Geräusche von hinten – wie eben der surrende Lüfter – weniger empfindlich eingefangen werden.

Die Specs

Das soll gleichzeitig Rückkopplungseffekte ausblenden. Im Test funktionierte das aber nur bedingt, jedenfalls beklagten sich die Mitspielerinnen und Mitspieler in Discord regelmäßig über Rückkopplungen, wenn das Mikro gemeinsam mit Desktop-Lautsprechern betrieben wurden. Aber gut, diese Praxis gilt nicht umsonst als grober Verstoß gegen ein friedliches digitales Zusammensein.

Anschlussvielfalt

Deshalb empfiehlt sich der Griff zu Kopfhörern, was bei den meisten Streamerinnen und Podcasterinnen ohnehin der Standard sein dürfte. Wer über Studiokopfhörer mit Klinkenanschluss verfügt, kann diese direkt an das AT2040 anschließen und an der Rückseite des Mikrofons auch deren Lautstärke regulieren. Möglich macht das der integrierte Verstärker. Praktisch. Die Einstellrädchen leisten darüber hinaus genügend Widerstand, sodass auch die wenig feinfühligen Wurstfinger des Testers mit ihnen zurechtkamen.

Moment, warum Stellräder im Plural? Auf der Rückseite des Mikrofons befindet sich noch eine Einstellmöglichkeit für einen Mix-Regler, mit dem man das Mikrofonsignal an bereits aufgezeichnetes Audiomaterial anpassen kann.

Zusätzlich befindet sich hier auch der Schalter für den Low-Cut-Filter oder Hochpassfilter. Dieser schneidet tieffrequente Störgeräusche von 80 Hertz ab, weshalb Audio Technica das Feature gleich doppelt als Trittschallfilter bewirbt. Dieser soll vor allem Rumpelgeräusche eliminieren, wenn man einmal versehentlich gegen den Schreibtisch stößt oder gegen den Mikrofonständer tippt. Wer mit derartigen Störgeräuschen ein Problem hat, kann zur Mikrofonspinne greifen, im Test war das aber nicht nötig, und das AT2040 zeichnete auch ohne Zusatz-Accessoires keine Rumpler und Bumperer in übertriebenem Maß auf.

Der Mute-Button

Eine der wesentlichsten Modifkationen im Vergleich zum AT2040 ist in der USB-Variante der Mute-Button. Für Streamerinnen und Streamer ist es wichtig, schnell die Aufnahme stillschalten zu können, schließlich sind sie live auf Sendung. Deshalb wurde das Mikrofon mit einer touchsensitiven Schaltfläche auf der Oberseite ausgestattet, die jegliche Audioübertragung auf Wunsch sofort terminiert.

Das ist zumindest in der Theorie ungemein praktisch. In der Praxis erwies sich die Positionierung jedoch als Nachteil. Viel zu oft haben wir im Test versehentlich den Mute-Button aktiviert, nur weil wir das Mikrofon näher an den Mund gezogen haben. Zwar leuchtet der Button anschließend rot, was aber nicht zu sehen ist, wenn das Mikrofon vertikal in der Halterung steht. Aber: Das ist schon Nörgelei auf ganz hohem Niveau.

Kopfhörer, Laustärke, Mix-Regler, USB-Anschluss sowie der Schalter für Low Cut finden auf der Rückseite Platz. Trotzdem sind die Steuerelemente gut zu erreichen.
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Aber wenn wir schon dabei sind: Auch das Gewicht des AT2040USB ist mit 600 Gramm recht amtlich ausgefallen, was am durchgehenden Metallkörper liegen dürfte. Zu viel jedenfalls für den billigen Mikrofonarm. Selbst beim hochwertigen Modell mussten wir regelmäßig die Schrauben nachziehen, weil sie mit der Zeit unter dem Gewicht des Geräts nachgaben.

Der Audiotest

Dafür gibt es klanglich nichts auszusetzen: Stimmaufzeichnungen sind wie erwartet warm, klar, wenn auch ab Werk ein wenig basslastig, was die Stimme ein wenig tiefer wirken lässt, als sie eigentlich ist. Aber auch das wird vom Publikum oft so gewollt.

Nachhören kann man das alles im Audiovergleich: Das Einsteigermodell (Auna 900) klingt solide, aber auch ein wenig mager. Das MiCreator von Austrian Audio klingt am ausgewogensten, während das AT2040USB eher auf die typischen Broadcasting-Eigenschaften setzt: etwas dunkler, etwas tiefenbetonter.

Vergleich zwischen dem Auna 900, MiCreator von Austrian Audio und dem AT2040USB

Einen Popschutz muss man übrigens nicht mehr extra dazukaufen, den hat das AT2040USB bereits integriert, und dieser hat sich in dutzenden Podcastaufnahmen bewährt, im Test kam es auch nie zu Ploppgeräuschen.

Wenn es noch etwas auszusetzen gibt, dann ist es der Lieferumfang. Die Herstellerfirma aus Tokio gibt sich hier nämlich gar knausrig. Neben dem Mikrofon an sich liegen eine Halteklammer, ein Gewindeadapter und ein USB-C-Kabel mit zwei Meter Länge in der Schachtel. Das Aufbewahrungsetui, das dem AT2040 standardmäßig beiliegt, fehlt hier. Ein kleines, günstiges Tischstativ wäre angesichts des Preises sicher auch noch drin gewesen.

Fazit: Podcaster dürfen sich freuen

Wer selbst Musik macht oder sich ein wenig im Studio auskennt, wird sich an dieser Stelle wahrscheinlich fragen, was das AT2040USB vom gängigen AT2040 mit XLR-Stecker unterscheidet. Die kurze Antwort: vom Anschluss und dem Mute-Button abgesehen nichts. Das AT2040USB ist eben auf Creators optimiert, die am PC oder Smartphone arbeiten und ihr Mikro per USB-C ohne Umwege via Adapter an den PC anschließen wollen.

Diesen Komfort lässt sich Audio Technica auch mit 149 Euro bezahlen, während die Urversion des Mikrofons 99 Euro kostet. Dafür bekommt man aber ein hochwertiges Studiomikrofon, das keine Wünsche offen lässt und darüber hinaus noch äußerst robust ist. Auch das sonst penibel auf Soundqualität achtende Podcastteam des STANDARD hatte an den übermittelten Aufnahmen des Testers nichts auszusetzen, was schon eine Adelung an sich darstellt.

Tipp: vor dem Kauf unbedingt überprüfen, ob der Mikrofonarm, den man dazukaufen muss, die 615 Gramm Gewicht auch tragen kann. Ein günstiges Modell hat im Test relativ schnell den Kampf mit der Gravitation verloren. Als Podcaster hat das AT2040USB jedenfalls einen Fixplatz auf meinem Schreibtisch erobert und dürfte ihn auch noch länger behalten. (Peter Zellinger, 24.11.2023)