Michael Wimmer soll Gespräche mit dem1. FC Kaiserslautern führen.
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Und jetzt auch das noch: Just zu dem Zeitpunkt, als die Spielidee von Austria-Trainer Michael Wimmer zu greifen beginnt, könnte den Violetten der Coach abhandenkommen. Der deutsche Zweitligist 1. FC Kaiserslautern hat sich überraschend von Trainer Dirk Schuster getrennt und will, so schreibt es das deutsche Fachmagazin Kicker, den 43-Jährigen vom Verteilerkreis auf den Betzenberg lotsen. Das Gerücht hat sich bereits bis in den zehnten Hieb herumgesprochen, laut Verein hat es aber noch keine offizielle Anfrage gegeben. Die gute Nachricht: Wimmers Vertrag bei der Austria läuft bis Juni 2025. Die schlechte Nachricht: Auch eine Ablöse würde den Verein nicht sanieren.

Die Austria sitzt auf einem gewaltigen Schuldenberg. Seit Oktober ist mit Harald Zagiczek ein neuer Finanzvorstand am Ruder. Ein kurzer Blick in die Bücher hat dem 49-Jährigen gereicht, um zu sehen, dass es mit dem Schrauben an kleinen Rädern nicht getan sein wird. "Wir müssen einen Immobilieninvestor finden, dem wir das Stadion verkaufen", sagte Zagiczek zuletzt dem STANDARD. Jetzt wird gerätselt: Wer könnte das sein? Es sind keine rosigen Zeiten für die Immobilienbranche. Da und dort kracht es, die Zeit der niedrigen Bauzinsen ist vorbei. Wer verkaufen will, muss Abstriche machen. Die Wiener Austria will nicht verkaufen, aber sie muss.

Bonität gefragt

Zagiczek will den Deal noch in dieser Saison durchbringen. Er spricht "von einem konkreten Szenario mit Interessenten". Ziel ist eine Sale-and-Lease-Back-Variante. Mit dem Erlös sollen Schulden und damit die Zinslast für den Verein reduziert werden. "Die Verkaufbarkeit des Stadions hängt von der Bonität des Mieters ab", sagt ein anonym bleiben wollender Immobilienexperte, "die Austria ist der einzige potenzielle Mieter, das macht das Objekt nicht attraktiv, zumal der Verein finanziell angeschlagen ist."

Wer könnte sich auf so einen Deal einlassen? "Es bräuchte eine Ausfallhaftung, das müsste jemand mit starker Bonität sein, eventuell eine Gebietskörperschaft wie die Stadt Wien", sagt der Experte. Nur ist die Stadt schon sparsam, wenn es um das Ernst-Happel-Stadion geht. Der STANDARD hat sein Ohr an das Tor des Rathauses gelegt. Man hört, dass die Generali-Arena aktuell kein Thema sei. Denkbar wäre eventuell ein Geschäft mit der Bank Austria im Rahmen eines Schuldenschnitts. Auf diesem Weg könnte der größte Kreditgeber des Vereins einen totalen Ausfall verhindern.

Roter Faden

Einst hatte der Umbau der Spielstätte 48 Millionen Euro gekostet. Die Erwartungshaltung bei der Eröffnung 2018 war enorm. Mehr Einnahmen, internationaler Fußball, lukrative Transfers. Fünf Jahre später weiß man: Der Plan ist nicht aufgegangen. Europäisch nimmt man seit der Teilnahme an der Champions League 2013 nur noch eine Statistenrolle ein. Am Transfermarkt war man nie ein relevanter Player, die Einnahmen reichen bestenfalls für die Portokasse. Eigentlich wollte man im Geschäftsjahr 2022/23 positive Zahlen präsentieren. Davon ist man weiter entfernt als befürchtet.

Trotz einer positiven Umsatzentwicklung ergab sich ein negatives Jahresergebnis in der Höhe von 6,85 Millionen Euro. Dafür verantwortlich sollen die Zinsentwicklung und die hohen Abschreibungen sein. Die negativen Zahlen sind kein Ausreißer, sie ziehen sich wie ein roter Faden durch die Bilanzen der vergangenen Jahre. Egal, ob man nun im Europacup vertreten ist oder nicht. Egal, ob die Zuschauer kommen oder nicht. Unter dem Strich stehen Verbindlichkeiten in der Höhe von mehr als 66 Millionen Euro.

Gute Stimmung

Im Grunde tut sich etwas bei der Austria. In dieser Saison zählt man in Favoriten im Schnitt 12.618 Zuschauer pro Partie. Mehr kamen in der Geschichte der Bundesliga noch nie zu den Violetten. Die Generali-Arena ist zum Anziehungspunkt geworden. Es könnte so schön sein – wäre da nicht die Buchhaltung. Und seit Donnerstag die Trainerfrage. (Philip Bauer, Martin Putschögl, 30.11.2023)