Beamtenminister Werner Kogler hat ein krasses Problem: sehr großen gegenwärtigen und künftigen Personalmangel. In der Pflege, bei der Polizei, in Kindergärten und Schulen. Bei der Polizei und im medizinischen Bereich ist das große Fehlen längst evident.

Ein Verhandlungstisch, Minister Werner Kogler im Zentrum
Beamtenminister und Vizekanzler Werner Kogler mit Finanzminister Magnus Brunner beim Auftakt der Gehaltsverhandlungen der Beamten.
apa

Aber das Loch wird noch größer und breiter. In den kommenden zehn Jahren geht rund die Hälfte der Bundesbediensteten in Pension. In Ländern und Gemeinden mit ihren etwa 235.000 Mitarbeitenden ist die Situation nicht anders mit dem hohen Durchschnittsalter von rund 45 Jahren der derzeit Beschäftigten. Ein Unternehmen mit solchen Szenarien müsste massiv an seiner Zukunftsfähigkeit zweifeln. Dabei ist "der Staat" in Österreich insgesamt, auch wenn Ministerinnen und Minister teils enorm riesige Kabinette aufgebaut haben, im OECD-Vergleich nicht übermäßig personell gebläht – in skandinavischen Ländern wird bis zu doppelt so viel Personal in der Verwaltung eingesetzt. Und noch ein Faktor: Für Dienst im Bundesheer oder in der Polizei braucht man einen österreichischen Pass. Also ist ziemlich Feuer am Dach in Sachen Personal.

Sicherer Job

Das Image von überheizten Amtsstuben, der Beamtenforelle (Knackwurst) zur Gabeljause, einer Zettelwirtschaft und Jahrzehnten pomali bis zur Pension hat sich gewandelt. Der Faktor "sicherer Job" punktet. Allerdings scheint die hierarchisch-strenge Struktur ein Problem mit der Attraktivität zu schaffen: Die Fluktuation der Neueinsteiger ist recht hoch, wie das Wifo bescheinigt.

Kogler hat also gar keine Wahl. Er muss sich in den Wettbewerb mit Unternehmen stürzen, die um Nachwuchspersonal kämpfen, die "tanzen", wie das AMS-Chef Johannes Kopf so gern bildlich ausdrückt. Flexible Arbeitszeiten, Boni, individuell maßgeschneiderte Vergünstigungen. Perspektiven zur persönlichen Weiterentwicklung. Ein anstrengender Weg für die Organisationen, ein langwieriges Unterfangen der Modernisierung in der neuen Arbeitswelt.

Ohne viel Aufhebens

Welch mächtige Signale der Beamtenminister schnell senden kann, haben allerdings die jüngsten Kollektivvertragsverhandlungen gezeigt. Ohne viel Aufhebens wurden die Gehälter um 9,15 bis 9,71 Prozent angehoben. Kein Deckel für Spitzengagen, keine Diskussionen über Einmalzahlungen oder anderweitige Abgeltungen. Die Metaller standen derweil für ähnliche Forderungen auf der Straße, der Handel hielt schon Warnstreiks ab. Ein "quick win" in Zeiten von Rezession und Inflation. (Karin Bauer, 15.12.2023)