Nicolás Maduro
Nicolás Maduro hat seine Bevölkerung darüber abstimmen lassen, ob sich Venezuela große Teile des östlichen Nachbarn Guyana einverleiben soll.
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Venezuelas Präsident Nicolás Maduro macht Ernst damit, sich das ölreiche Gebiet Essequibo des benachbarten Guyana einzuverleiben. Seine Kritiker werfen ihm vor, damit von innenpolitischen Problemen abzulenken. Doch das Manöver scheint sich auszuzahlen, es entfacht den Patriotismus in der Bevölkerung und lässt sie kurzfristig die Not vergessen, die Maduros staatliche Misswirtschaft ihr eingebracht hat. Dafür nimmt er auch massive internationale Verwerfungen in Kauf.

Der 61-Jährige sieht sich gerne als volksnahes Staatsoberhaupt, doch für die Belange der Bevölkerung hat er schon lange kein Ohr mehr. Nicht ohne Grund sind in der letzten Dekade etwa acht Millionen Venezolanerinnen und Venezolaner vor Hunger und staatlichen Repressionen aus dem Land geflüchtet.

Karriere als Gewerkschafter

Der Werdegang Nicolás Maduros ist eng mit dem seines Vorgängers im Miraflores-Palast verbunden. Doch schon bevor Hugo Chávez ihn unter seine Fittiche nahm, kam Maduro bereits als Kind durch seine Familie in Kontakt mit linken Gruppierungen. Anfang der 1990er-Jahre in Caracas arbeitete er dann als Busfahrer und machte gleichzeitig Karriere als Gewerkschafter.

Umstrittenes Referendum über Grenze zu Guyana in Venezuela
AFP

1994, als Chávez wegen eines Putschversuchs im Gefängnis saß, setzte sich Maduro für dessen Freilassung ein. Dabei lernte er auch seine spätere zweite Frau Cilia Flores kennen. Sie ist ebenso in der Politik wie Maduros aus erster Ehe stammender einziger Sohn.

Knapper Wahlsieg

Protegiert von Chávez, der 1999 Präsident wurde, machte auch Maduro politische Karriere. Abgeordneter, Außenminister, Vizepräsident und mit dem Tod Chávez’ 2013 Staatsoberhaupt. Die Wahl im selben Jahr gewann er knapp – und mit unlauteren Mitteln, wie ihm viele vorwarfen. Noch lauter war der Aufschrei beim Urnengang 2018, den Sieg Maduros erkannten die meisten westlichen Staaten nicht an.

Im Inland geht er hart gegen politische Gegner vor, während er die Wirtschaft an die Wand fährt. 2020 machte ihn eine UN-Kommission persönlich für Folter und Exekutionen verantwortlich. Im gleichen Jahr setzten die USA 15 Millionen Dollar für Hinweise aus, die zu Maduros Verhaftung führen. Sie warfen ihm vor, mit Drogenkartellen zu kollaborieren. Dennoch sitzt er weiter fest im Sattel.

Kritikern aus dem Ausland wirft Maduro gerne vor, "Imperialisten" zu sein. Im Fall von Essequibo wird er nun selbst zu einem. (Kim Son Hoang, 6.12.2023)