Für die Beschäftigten im Handel gibt es nach Kundgebungen und Streiks noch immer keinen Abschluss der KV-Verhandlungen.
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"Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe, sondern ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne bezahle." Es war der Industrielle Robert Bosch, der vor Jahrzehnten dieses romantisch klingende Diktum ausgab. In den sozialen Medien wird der Spruch wieder ausgegraben – als Beleg dafür, dass die Arbeitgeber im Handel auf der falschen Fährte sind. Die Lohnverhandlungen sind in der sechsten Runde erneut geplatzt. Für die 430.000 Beschäftigten dieser Branche gibt es nach Misstönen, Kundgebungen und Streiks noch immer keinen Abschluss. Wer ist daran schuld?

Auf X (vormals Twitter) gehen die Wogen vor allem auf Arbeitnehmerseite hoch. Die Arbeitgeberverhandler würden die Beschäftigten mit ihrer angekündigten einseitigen Empfehlung für ein Gehaltsplus von acht Prozent verhöhnen, zeigt sich die Gewerkschaft empört. "Wir reißen uns im Weihnachtsgeschäft gerade den Arsch auf, um den Unternehmen Umsatz zu verschaffen – und dann das", drängt ein anderer auf Protest, der auch wehtut. Macht die Läden nächste Woche für einen Tag dicht, es reicht jetzt!

Schrille Töne – und das vor Weihnachten. Man würde allen Beteiligten wünschen, dass es einfacher wäre. Nur leider ist die Lage vertrackter, als es aussehen mag. Auch wenn große Lebensmitteleinzelhändler zuletzt nicht am Hungertuch nagen mussten – für viele kleinere Händler schaut es zappenduster aus. Das gilt nicht nur für die Modebranche. Die Zahl der Pleiten im Handel dürfte weiter steigen – das bestätigen Fachleute. Was also ist die Lösung? Soziale Staffelung bei den Gehaltserhöhungen, eine Öffnungsklausel für Betriebe in wirtschaftlichen Schwierigkeiten – all das liegt auf dem Tisch. So weit sind Arbeitgeber und Arbeitnehmer auch nicht mehr voneinander entfernt. Die Bescherung kann noch gelingen. (Regina Bruckner, 17.12.2023)